In 92 Einheiten durchs Lukasevangelium

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In der vergangenen Woche haben wir bei uns in der Bibelstunde unsere Reihe durch das Lukasevangelium abgeschlossen. Nicht nur ich persönlich, auch die Teilnehmer haben sich gefreut, dass wir diesen Brocken geschafft haben 🙂 Denn obwohl das Lukasevangelium mit 24 Kapiteln vier weniger hat als das Matthäusevangelium, so ist es vom Textumfang doch länger und damit das längste Buch im NT überhaupt. Insgesamt haben wir 92 Einheiten gebraucht, um dieses Buch von vorne bis hinten durchzuarbeiten.

Welchen Mehrwert hat es, ganze Bücher (in der Bibelstunde, in einer Predigtreihe (siehe dazu auch hier), im Selbststudium) durchzuarbeiten?

  • Man lernt auch unbekanntere Texte kennen. Denn ja, auch in einem so bekannten und beliebten Buch wie dem Lukasevangelium gibt es Texte, die weniger bekannt sind, oder die schwierig oder unangenehm sind. Wer ein Buch von vorne bis hinten behandelt, wird zwangsläufig sich auch mit diesen Texten auseinandersetzen. Und das ist wertvoll!
  • Lukas hat sein Evangelium als Buch konzipiert und weniger als eine Geschichten- und Spruchsammlung. Es entspricht also der Absicht des Verfassers das Evangelium als Ganzes zu studieren. Erst dann fallen auch die Schwerpunkte und Eigenheiten dieses Evangeliums wirklich auf.
  • Man versteht die großen Linien eines Buches besser, wenn man es als Ganzes liest. In diesem Fall, wie das Leben und der Dienst Jesu sich entwickelte (Geburt und Vorbereitung für den Dienst, die Zeit in Galiläa, die Reise nach Jerusalem..)

Wie kann man es anderen erleichtern, bei so einer langen Reihe dabeizubleiben?

  • Es wird leichter, wenn man eine so lange Reihe in mehrere Teile aufteilt. So haben wir das Lukasevangelium in drei Etappen behandelt: Lk 1,1-9,50, Lk 9,51-19,44 und Lk 19,45-24,53. Zwischendurch haben wir uns mit anderen biblischen Büchern befasst.
  • Es ist hilfreich, gute Materialen zu einem biblischen Buch zu verteilen (z.B. eine Gliederung) und eine Einführung in das Buch zu geben.
  • Vor allem ist wichtig, selbst mit Freude dabeizubleiben. Denn echte Freude ist ansteckend.
  • Eine andere Möglichkeit wäre noch, die Reihe dadurch zeitlich zu begrenzen, indem man wesentlich größere Einheiten bildet. Also z.B. nicht 92 Einheiten, sondern nur 40 oder sogar nur 20. Erfordert allerdings viel Vorbereitungszeit und eignet sich aus meiner Sicht eher für Predigten und andere nicht so dialogisch gestaltete Formate.

Was machen wir nun als nächstes in der Bibelstunde? Ich habe mich entschlossen, dass wir uns jetzt mit 1Samuel beschäftigen wollen. Für die 31 Kapitel dieses Buches plane ich so ca. 25 Einheiten. Vielleicht werde ich nach Abschluss auch davon berichten.

Jesus vergisst seine Jünger auch im Versagen nicht

„Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und alsbald, während er noch redete, krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich und sah Petrus an.“ (Lk 22,60-61a)

Petrus war Jesus sicherlich mit guten Absichten in den Hof des Hohenpriesters gefolgt, wo dieser verhört wurde. Er wollte wissen, was mit Jesus geschieht und vielleicht würde er ihm sogar zur Seite stehen können. Doch allen guten Vorsätzen zum Trotz versagt Petrus an dieser Stelle. Drei Mal leugnet er, Jesus zu kennen. Er bekräftigt dies sogar mit einem Schwur. Petrus ist keine Hilfe für den Herrn. Im Gegenteil: er ist ihm untreu.

Und Jesus? Nachdem Petrus ihn das dritte Mal verleugnet hatte, geschieht etwas Erschütterndes. Jesus dreht sich um zu Petrus – es gibt einen Moment des Blickkontaktes zwischen beiden – doch Jesus schweigt. Jesus muss Petrus nicht sagen. Er versteht sofort sein Fehlverhalten. Aber das Schweigen Jesu hat noch eine ganz andere Dimension. Durch sein Schweigen schützt Jesus seinen untreuen Jünger. Hätte Jesus auch nur ein Wort zu Petrus gesprochen, wäre es für alle offensichtlich gewesen, dass Petrus zu ihm gehörte. Doch Jesus schweigt. Er bewahrt Petrus vor dem Bösen (vgl. 2Thess 3,3). Hier wird deutlich: Jesus vergisst seine Jünger auch im Versagen nicht.

Paulus schreibt später: „Sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ (2Tim 2,13). Wie wunderbar zu so einem Herrn zu gehören! Wie tröstend, dass Jesus – selbst wenn er auf uns in unseren schwachen Stunden, in unserem Versagen und unserer Sünde blickt – uns nicht von sich stößt, sondern uns treu zur Seite steht!

Bist du gut gerüstet?

„Und er sprach zu ihnen: Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr da je Mangel gehabt? Sie sprachen: Niemals. 36 Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die Tasche, und wer’s nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert. 37 Denn ich sage euch: Es muß das an mir vollendet werden, was geschrieben steht: »Er ist zu den Übeltätern gerechnet worden.« Denn was von mir geschrieben ist, das wird vollendet. 38 Sie sprachen aber: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.“ (Lukas 22,35-38)

Das Wunder des Glaubens

Kurz vor seiner Passion erinnert Jesus seine Jünger an die Zeit als er sie in 2er-Teams ausgesandt hatte (vgl. Lk 10). Damals sollten sie sich ohne Proviant und andere Ausrüstung auf den Weg machen. Und trotzdem haben sie – so bekennen sie es hier freimütig und ohne Einschränkungen – niemals die Erfahrung gemacht, dass die Mangel leiden mussten. War deshalb alles einfach gewesen? Heißt das, dass sie damals nie Ablehnung erlebt hatten? Dass es keinerlei Probleme gab? Dass sie ständig auf Wolke 7 durch die Gegend schwebten?

Nein, ich glaube nicht. Aber wir sehen hier eine Besonderheit der Nachfolge, die auch noch heute gilt: Manches ist zwar schwer im Leben mit Jesus, durch manche Niederlage muss man durch, manches muss einfach ertragen werden und größere Probleme gibt es natürlich auch.  Und trotzdem ist es doch immer so, dass wir in der Rückschau bezeugen können: „Niemals Herr, hast du uns Stich gelassen. Niemals hatten wir zuwenig. Ja, manches schwer, manches hat uns ratlos gemacht und manches war kaum zu tragen. Und doch haben wir niemals erlebt, dass du nicht für uns da warst.“ Das ist das Wunder des Glaubens! Das ist Vorrecht, dass wir erleben können, wenn wir uns auf das Abenteuer Jüngerschaft einlassen.

Eine neue Zeit bricht an

Dann aber – in V. 36 – fordert Jesus sie auf, zukünftig sich doch auszurüsten – mit Geldbeutel, Tasche und sogar Schwert. Ja, diese Ausrüstung ist Jesus so wichtig, dass wir sogar den Mantel verkaufen sollen, um sie uns besorgen zu können. Was meint Jesus hier? Fordert er seine Jünger gar zur Bewaffnung auf?

Nun, ein Blick auf Lk 22,49-51 – aber auch auf andere Stellen im NT – zeigt, dass so eine Deutung nicht richtig sein kann. Ich meine, dass es Jesus hier vielmehr um eine geistliche Ausrüstung geht. Denn bedenken wir an welchem Zeitpunkt wir uns hier befinden: Jesus steht sein Leiden, das Kreuz und die Auferstehung bevor. Dem würde seine Himmelfahrt und Pfingsten mit der Ausgießung des Hl. Geistes folgen. Das Zeitalter der Gemeinde und der Mission würde in Kürze anbrechen. Die Apostel würden erneut von Jesus ausgesandt werden (wie in Lk 10). Dieses mal aber um das Evangelium in die ganze Welt zu bringen. Für diese ungleich größere und schwerere Aufgabe gilt es ausgerüstet zu sein. Für diesen Auftrag braucht es eine geistliche Ausrüstung. Dass wir gut gerüstet sind, ist dabei so wichtig, dass wir dafür alles investieren sollten.

Und an diesem Punkt wird es dann auch für uns konkret. Das Evangelium weiterzugeben ist ein Auftrag, der allen Christen – auch uns – gilt. Die Frage ist: Bist du gut gerüstet dafür? Wie ist um deine geistliche Ausrüstung bestellt? Investierst du in sie? Ist es dir wichtig, in Glaubensdingen zu reifen? Was würde dir helfen, um besser für die Aufgaben ausgerüstet zu sein, in die du von Gott gestellt bist? Welchen „Mantel“ musst du vielleicht verkaufen (V. 36), um dir eine bessere geistliche Ausrüstung zuzulegen?

Hat Jesus Raum in meinem Leben?

Denken wir mal an unsere Jugendzeit zurück. Vermutlich hatten die meisten von uns in ihrem Elternhaus ein eigenes Zimmer. Dort, im eigenen Zimmer durften wir – natürlich in gewissen Grenzen – machen was wir wollten. Wir konnten die Wandfarbe, Bilder und Poster, Möbel und manches mehr selbst auswählen.  Wir waren aber auch verantwortlich, z.B. dafür das eigene Zimmer sauber und ordentlich zu halten. Ein eigenes Zimmer bedeutet also Eigenverantwortung, Freiheit aber auch Privatsphäre. Hier sind wir unbeobachtet, hier dürfen wir ein Stück weit tun und lassen, was wir wollen. Nun stellen wir uns mal vor, damals hätte sich ein guter Freund bzw. eine gute Freundin bei uns im Zimmer einquartieren wollen. Für ein Wochenende und vielleicht auch eine Woche wäre das eine tolle Sache gewesen. Aber wie hätten wir das empfunden, wenn der gute Freund bzw. die gute Freundin auf Dauer in unserem Zimmer hätte wohnen wollen? Vermutlich hätte unsere Begeisterung dann irgendwann wieder abgenommen. Denn klar, Gemeinschaft zu haben ist eine gute Sache. Aber irgendwann wird’s uns vielleicht zu eng und zu viel.

Ähnlich kann es uns auch in unserem Glauben ergehen. Denn Jesus will Raum haben in unserem Leben! Und die Frage ist: Hat Jesus eigentlich Raum in  meinem Leben? Wir sollten diese Frage nicht vorschnell mit „Ja klar“, abhaken, sondern uns das ernsthaft fragen: Hat er wirklich Raum in meinem Leben? Oder lass ich ihn mein Leben vielleicht kurz hineingucken, wie der Jugendliche die Mutter ins eigene Zimmer hineinschauen lässt, um dann doch wieder schnell die Türe zu schließen, damit sie nicht sieht, was sich dahinten in der Ecke alles für ein Zeug auftürmt? Es kann sein, dass wir an sich Jesus in unserem Leben Raum geben wollen, es uns aber irgendwann doch „zuviel“ wird und wir ihn wieder rauskomplementieren, wie den guten Freund, der sich auf Dauer bei uns einrichten will… Denn Fakt ist: schon immer haben sich Menschen schwergetan, Jesus Raum zu geben.

Menschen tun sich schwer, Jesus Raum zu geben

Denken wir nur an die bekannte Weihnachtsgeschichte. Josef kam mit der hochschwangeren Maria nach Bethlehem und war auf der Suche nach einer Unterkunft. Und dann heißt es: „Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ (Lk 2,7). Schon bei Jesu Ankunft in dieser Welt tat er sich schwer, Raum bei den Menschen zu finden. Ein ähnliches Bild sehen wir, wenn wir auf das Ende von Jesu Zeit auf dieser Erde schauen. Jesus will mit seinen Jüngern das Passahfest feiern. Aber auch jetzt gibt es eben nicht viele, die bereit sind ihm einen Raum dafür im überfüllten Jerusalem zur Verfügung zu stellen. Jesus schickt darum Petrus und Johannes zu einem Mann, dem sie ausrichten sollen: „Der Meister läßt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern?“ (Lk 22,11) Dieser besondere Mann ist der einzige, der Jesus uns seinen Jüngern einen Raum zur Verfügung stellt. Wer aber nicht mal bereit ist Jesus im wörtlichen Sinne einen Raum zur Verfügung zu stellen, der ist wohl noch viel weniger dazu bereit, ihm Raum zu geben im eigenen Leben. Darum heißt es bei Johannes auch ganz zutreffend: „Er [Jesus] kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ (Joh 1,11)

Wieviel Raum hat Jesus in meinem Leben?

Wie sieht es also bei dir und mir aus im Leben? Hat Jesus eigentlich Raum in  meinem Leben? Sagen wir hier nicht zu schnell „Ja“, nur weil wir uns als Christen verstehen und an Jesus glauben. Zwar ist natürlich die Glaubensentscheidung ganz wichtig. Es ist ganz grundlegend zu sagen: „Ja, Jesus, ich glaube an dich und öffne dir als meinem Herrn mein Leben!“. Und dennoch – auch wenn wir an Jesus bereits glauben – stellt sich die Frage: Wieviel Raum hat Jesus eigentlich wirklich in meinem Leben? Lass ich ihn wirklich hinein in mein Leben? Oder verhalte ich mich eher, wie ein Jugendlicher der genaustens über sein eigenes Zimmer wacht? Darf Jesus vielleicht nur kurz hineinschauen? Oder darf er nur zu bestimmten Zeiten in mein Lebens-Zimmer hineingucken (z.B. Sonntags)? Und darf er auch jede Ecke meines Lebens-Zimmers in Augenschein nehmen? Wie ist das also bei mir?

Wie können wir Jesus mehr Raum geben?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hilft es, sich persönliche, tiefgehende Fragen zu stellen. Fragen, die verschiedene Lebensbereichen ansprechen und die wir ehrlich beantworten sollten: „Welchem Raum nimmt die Beschäftigung mit der Bibel in meinem Leben ein? Wieviel Zeit nehme ich mir zum Bibellesen, habe ich die Bibel eigentlich schon mal ganz gelesen?“ Oder: „Wie wichtig ist es für mich, meine Gemeinde zu besuchen? Nehme ich auch anderen Gelegenheiten, Gemeinschaft mit anderen Jesusnachfolgern zu haben, gerne wahr?“ Oder zum Thema Finanzen: „Betrachte ich mich, was mein Geld angeht als Eigentümer oder nur als Verwalter? Wieviel gebe ich für die  Zwecke des Reiches Gottes?“ Oder was das Intimleben betrifft: „Habe ich den Eindruck, dass meine Fantasie durch sexuelle Gedanken zu sehr beschlagnahmt oder verunreinigt wird?   Tue ich diesem Bereich Dinge, die Gott nicht gefallen oder überschreite ich von ihm gesetzte Grenzen?“ Noch vieles weitere ließe sich hinzufügen. Fragen wir uns, welchen Raum wir Jesus in unserem Leben geben. Und bedenken wir: Auch wenn wir hierbei auf Unerfreuliches wie Sünde stoßen, so ist das kein Desaster. Denn Gott vergibt Sünden, die wir bekennen gerne (vgl. 1Joh 1,9). Und vor allem: Nur was ich erkannt habe, kann ich auch überwinden. Und auch dazu sind wir von Gott befähigt (vgl. Röm 6,11-14).

Geben wir Jesus mehr Raum in unserem Leben! Dass er sich in unserem Leben niederlässt, wie ein Mitbewohner im eigenen Zimmer. Jemand, der auf Schritt und Tritt dabei ist. Der uns aber – anders als jeder Mensch – stets den besten Weg führt!

Wozu wir Menschen fähig sind

„Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Iskariot, der zur Zahl der Zwölf gehörte. Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleuten darüber, wie er ihn an sie verraten könnte.“ (Lk 22,3-4)

Das ist doch eigentlich unglaublich! Judas Iskariot, einer der zwölf von Jesus selbst berufenen Jünger, wird zum Verräter. Er, der Jesus so viele Jahre aus nächster Nähe erlebt hatte, der seine große Taten sah, seine vollmächtigen Predigten hörte, der Jesus vermutlich persönliche Fragen stellte er schlägt sich auf einmal auf die andere Seite. Er öffnet sich dem Satan, geht zu den Hohenpriestern und schlägt ihnen einen Deal vor. Geld gegen eine günstige Gelegenheit, Jesus ohne viel Aufsehen verhaften zu können.

Was sollen wir darüber denken? War Judas ein besonders schlimmer Mensch – da er ja seinen Freund und Heiland verriet? War er dem Bösen besonders verfallen, war er gewissermaßen ein Monster?

Die Bibel zeigt uns, dass wir uns nicht über Judas erheben sollten. Wir sollten nicht verachtend denken „Wie kann er nur…“, sondern uns vielmehr bewusst sein, dass diese Neigung zum Bösen in jedem Menschen – auch in uns – steckt. Paulus warnt zurecht: „Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle.“ (1Kor 10,12) Judas war kein besonders schlimmer Mensch, er war kein Monster. Nein, sein Beispiel zeigt uns, wozu wir Menschen alle – ausnahmslos – fähig sind: nämlich zum schlimmsten Verrat und den bösesten Taten. Der Mensch ist durch den Sündenfall völlig verdorben (man lese nur mal Römer 3,10ff).

Auch wenn wir heute in den Medien von den grausamsten Verbrechen lesen (ich erspare mir hier die Beispiele), taucht manchmal dieser Gedanke in uns auf: „Wer so etwas tut, ist doch gar kein Mensch, der muss ein Monster ein…!“ Nein, auch solche Taten zeigen uns auf schockierende Weise, zu was für Boshaftigkeiten wir Menschen alle grundsätzlich fähig sind.

Wir sollten uns also weder über Judas noch andere Menschen, die Schlimmstes auf dem Gewissen haben, erheben. Vielmehr sollten wir Gott dankbar sein, dass er uns durch sein gnädiges Wirken vor ähnlich schlimmen Taten bewahrt hat. Wir sollten, zweitens, wachsam auf unseren Wandel achten, dass wir nicht auch eines Tages fallen. Und vor allen Dingen müssen wir erkennen, dass wir als Menschen hoffnungslos verloren sind und einen Retter dringend brauchen! Gott sei Dank, dass er uns Jesus Christus gegeben hat, uns Menschen – die wir wie Judas und die grausamsten Verbrecher – zu jeder bösen Tat fähig sind.

Nachfolge, weil Jesus vorneweg gegangen ist

Kurz vor Weihnachten stelle ich meistens fest, wie wenig Tage es nur noch sind bis zum großen Fest, und dass ich noch soviel erledigen muss. Ich merke: mir blüht in den nächsten Tagen nun ziemlicher Stress. Und ziemlich schnell nehme ich mir dann vor: „Nächstes Jahr passiert mir das nicht! Nächstes Jahr kümmere ich mich rechtzeitig – am besten schon im Sommer – um diese Dinge.“

Und was passiert im nächsten Jahr? Wieder das gleiche. Ich vergesse es, ich vertage es, ich schieb es raus – und schwupps ist schon wieder Weihnachten und der Stress beginnt erneut. Vielleicht kennst du das – so oder ähnlich – auch. Denn so ist das mit unseren menschlichen Vorhaben und Planungen. So ist das mit unseren guten Vorsätzen. Ganz oft bleibt es nur beim richtigen Gedanken oder der verbalen Ankündigung – aber wir setzen es doch nicht um.

Ganz anders ist es bei Jesus unserem Herrn. Es heißt in Lk 9,51: „Es begab sich aber, als die Zeit erfüllt war  dass er hinweggenommen werden sollte, da wandte er sein Angesicht stracks nach Jerusalem zu wandern.“ Jesus hat Gottes Plan, sein Ziel für sein Leben, Gottes Auftrag für ihn klar vor Augen. Jesus weiß, dass Gottes Plan für ihn ist, hinauf nach Jerusalem zu ziehen, um dort zu leiden und zu sterben am Kreuz von Golgatha. Dieser Vers, er macht uns hier ganz deutlich, dass dieses Leiden Jesu keine unglückliche Fügung war. Es ist nicht irgendwie dumm gelaufen für Jesus, sein Leiden und Sterben war kein Unfall, es war keine Abweichung von Gottes Plan. Nein, ganz im Gegenteil, war es vollumfänglich Gottes Plan, dass Jesus nach Jerusalem ziehen sollte, um dort verworfen, verurteilt und hingerichtet zu werden. Und Jesus weiß das. Er hat diesen Plan Gottes vor Augen – und anders als es oft bei uns ist – setzt er ihn ohne zu zögern, 100% entschlossen, um. „Da wandte er sein Angesicht stracks nach Jerusalem zu wandern.“ Nichts sollte ihn, nichts würde ihn davon abhalten, nach Jerusalem zu gehen, um dort den stellvertretenden Opfertod zu sterben, für alle die an ihn glauben. Jesus ist fest entschlossen, er macht sein Angesicht fest, er wandte sich stracks nach Jerusalem zu wandern, um sein Leben für uns hinzugeben. Ganz bewusst und ganz gezielt.

Hier ist die Basis für alle weiteren Dinge, die man über Nachfolge oder den christlichen Glauben allgemein sagen kann. Jesus stirbt den stellvertretenden Tod am Kreuz aus Liebe – weil er uns retten will. Er trifft den festen Entschluss das zu tun und lässt sich auch von nichts niemandem davon abhalten. Und wir wissen: selbst Petrus sein Jünger wollte ihn daran hindern. Und wir wissen ebenso, wie im Garten Gethsemane die Versuchung da war, den leichteren Weg zu gehen. Aber Jesus blieb treu. Er hat den Plan Gottes vor Augen gehabt und ihn 100% umgesetzt.Darum können wir heute – du und ich – erlöste Menschen sein. Und darum sind wir auch berufen als Jünger Jesu ihm nachzufolgen, seine Ehre zu suchen, uns zu heiligen, von Jesus zu lernen usw. Aus Dankbarkeit und Freude über das, was Jesus getan hat.Einfach, weil Jesus vorneweg gegangen ist.

Wenn du mehr über dieses Thema hören willst, dann hast du die Gelegenheit hier in meine Predigt „Nachfolge, weil Jesus vorneweg gegangen ist“ (Lk 9,51-62) reinzuhören.

Jesus wandelt auf dem Wasser

„Und er sah, daß sie sich abplagten beim Rudern, denn der Wind stand ihnen entgegen. Um die vierte Nachtwache kam er zu ihnen und ging auf dem See und wollte an ihnen vorübergehen.“ (Mk 6,48)

Hans Bayer schreibt in seinem Kommentar zu diesem Vers:

„Warum vermittelt Jesus den Anschein, an ihnen vorbeigehen zu wollen, wenn er doch (schon seit geraumer Zeit?) ihre Not sieht? Nach V. 48a beabsichtigt Jesus zumindest, seinen Jüngern in ihrer Not entgegenzugehen. Die Formulierung „er will an ihnen vorbeigehen“ kann wohl nicht im Sinn von Lk 24,28 („er tat, als ob er weitergehen wollte“) verstanden werden. Vielmehr ist sie im Sinne einer alttestamentlichen Theophanie zu fassen (Ex 33,19 oder Ex 33,22): er erweckte den Anschein, an ihnen vorbeizugehen. Die markinische Formulierung besagt, dass Jesus seinen Jüngern so „erscheint“, wie Gott dem Mose. Dies wird durch die göttliche Beschwichtigungsaussage in V. 50 (nur Mut, ich bin es; hört auf, euch zu fürchten) bestärkt. Unabhängig davon, ob „ego eimi“ hierbei als christologische Hoheitsaussage (vgl. Ex 3,14) zu verstehen ist oder nicht, vermittel das Verhalten und Rede Jesu eindeutig göttlichen Hoheitsanspruch (vgl. Hiob 9,8).“

Hans F. Bayer, Das Evangelium des Markus, Historisch-Theologische Auslegung, Witten: R. Brockhaus, 2008, S. 264.

Die Priorität des Wortes

Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. 39 Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. 40 Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, daß mich meine Schwester läßt allein dienen? Sage ihr doch, daß sie mir helfen soll! 41 Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. 42 Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. (Lukas 10,38-42)

Als Jesus sich mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem befindet, kommen sie eines Tages nach Betanien. Marta, eine offenbar wohlhabende und tatkräftige Frau, lädt Jesus und seine Jüngergruppe in ihr Haus ein. Sofort beginnt sie mit der Arbeit. Sie will eine gute Gastgeberin sein und so kümmert sie sich mit großem Einsatz um die Bewirtung ihrer Gäste. Es ist ein sehr gutes Ziel, dass Marta verfolgt: Sie will Jesus und seinen Jüngern dienen. Es braucht doch solche Menschen wie Marta! Menschen, die einsatzbereit sind, die keine Mühe scheuen, die sich gerne engagieren. Auch Gemeinden leben davon!

Und dennoch ist Marta hier nicht ganz auf der richtigen Spur. Das wird deutlich, als Marta Jesus auf ihre Schwester Maria anspricht: „Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt alleine dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll!“ (Lk 10,40). Wie gut kann man das Ansinnen Martas verstehen. Würden beide Schwestern mitanpacken, wäre die Arbeit doch schneller erledigt. Und wäre es nicht sowieso angemessen, dass Maria ihrer – vermutlich älteren – Schwester in deren Haus sie wohnt, hilft?

Jesus ist nicht dieser Meinung. Im Gegenteil: Der Herr weist Marta liebevoll, aber doch deutlich, zurecht: „Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe.“ (Lk 10,41). Ihrer Unruhe und ihren vielen Sorgen stellt Jesus, das Eine gegenüber. Das Eine, das wirklich notwendig ist, das Eine, das Maria erwählt hat. Das Eine, nämlich auf das Wort Jesu, also auf das Wort Gottes, zu hören. Dies ist das Eine, „das soll nicht von ihr genommen werden“ (Lk 10,42).

Jesus stellt in dieser kurzen Episode die Priorität des Wortes vor der Tat heraus. Auf das Wort Gottes zu hören, hat für Jesus immer Vorrang – auch vor jeder guten Tat.

Ist die gute Tat dann unwichtig? Oder ist es falsch, wie Marta die eigenen Gäste gut bewirten zu wollen? – Nein, natürlich nicht! Gute Taten und aufopferungsvoller Dienst sind positive Dinge. Es sind auch Dinge, zu denen uns die Bibel und Jesus selbst immer wieder aufruft. Jesus geht es also nicht darum, die gute Tat oder den Dienst schlechtzumachen. Aber es geht ihm um die Priorität, darum, deutlich zu machen, was das Wichtigste ist und was darum stets zuerst kommen soll. Und da ist Jesus eindeutig: Auf Gottes Wort zu hören hat in jedem Fall die höchste Priorität. Alles andere – auch die besten Taten oder der liebevollste Dienst – kommt danach.

Warum ist das so? Weil für Jesus und die ganze Schrift das Hören und dann Glauben von Gottes Wort die Wurzel des Tuns ist. Oder anders gesagt: Das Eine ist die Wurzel des Vielen. So erwächst erst aus dem Hören und Glauben von Gottes Wort ein wirklich verändertes Handeln.

Ich wünsche uns allen den Mut, dem Hören und Lesen von Gottes Wort die höchste Priorität zu geben. Und ich wünsche uns die nötige Zielstrebigkeit diesen Entschluss im Trubel des Alltags auch durchzuziehen!

Warum man Gottes Wort vertrauen kann

Welche Erfahrungen hast du so gemacht, wenn du mit anderen Menschen, die nicht an Jesus Christus glauben, über deinen Glauben gesprochen hast?

Manche finden das interessant, sie sind offen und stellen Fragen. Andere wiederum nehmen das mehr oder weniger gleichgültig zur Kenntnis. Aber es gibt auch Leute, die da sehr kritisch sind, den Glauben ablehnen und sich vielleicht sogar drüber lustig machen. Ich erinnere mich an eine Person, mit der ich schon vor vielen Jahren relativ häufig über Glauben gesprochen habe. Diese Person war da sehr kritisch und glaubte überhaupt nicht an die Existenz Gottes.

Ich wurde dann mit solchen Fragen getriezt, wie z.B. „Kann Gott, der doch allmächtig ist, einen so schweren Stein erschaffen, dass er ihn selbst nicht heben kann?“ Viele werden diese Frage wohl kennen. Heute könnte ich sicher eine bessere Antwort geben als früher, aber darum geht es mir an dieser Stelle nicht. Oft ist es ja auch so, dass die Leute den Gedanken, dass es einen Gott gibt, noch irgendwie mitgehen können – an so ein höheres Wesen glauben ja viele, aber wenn es dann um Jesus Christus geht, um seinen Tod am Kreuz zur Vergebung unserer Schuld, oder um seine Auferstehung oder um seinen Wiederkunft in Herrlichkeit, dann wird es oft schwierig und man stößt auf Widerstand. Denn viele Menschen halten diese Glaubensinhalte schlicht für nicht glaubhaft, ja für nicht wahr, sondern – ja – für Märchen und Erfindungen von Menschen.

Aber das ist nichts Neues, schon vor ca. 2000 Jahren war das so. Zur Zeit des 2Petr – geschrieben vermutlich Mitte der 60er des 1. Jahrhunderts, also über 30 Jahre nach dem Jesus gekreuzigt wurde, auferstand und zum Himmel gefahren ist – machten sich die Leute auch schon über die Christen lustig und fragten sie: „Ja wo bleibt denn nun euer Herr? Wo bleibt Jesus Christus, von dem ihr doch glaubt, dass er in Herrlichkeit wiederkommt? Jetzt ist das schon über 30 Jahre her und ihr wartet immer noch. Der hat euch wohl vergessen…“ Eine Frage, die sich heute natürlich noch viel dringender stellt.

Der Apostel Petrus schreibt in dieser Situation dann Folgendes:

16 Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.  17 Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.  18 Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.  19 Um so fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.  20 Und das sollt ihr vor allem wissen, daß keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist.  21 Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet. (2Petrus 1,16-21)

Drei Punkte, die Petrus uns hier sagt über die Vertrauenswürdigkeit des Evangeliums, über der Vertrauenswürdigkeit von Gottes Wort.

Drei Punkte, die uns Mut machen sollen, diesem Wort unseres Gottes ganz zu vertrauen – und zwar nicht nur, indem wir verstandesmäßig zustimmen, sondern indem wir es praktisch tun.

  1. Gottes Wort ist wahr … weil es bezeugt durch die Apostel ist (V. 16-18)

Zur Zeit des 2Petr gab es also Leute, die die Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit in Frage gestellt haben: „Jetzt wartet ihr schon so lange, wo bleibt der denn? Der kommt ja wohl gar nicht wieder. “

Und auch Christen hatten längst begonnen, daran zu zweifeln und haben sich gefragt: „Vielleicht kommt er wirklich nicht wieder, vielleicht haben wir uns tatsächlich getäuscht?“

Aber Petrus reagiert da ganz entschlossen drauf – er weiß, dass er bald sterben wird – und ihm ist wichtig, die Zuverlässigkeit dieser Botschaft nochmal glasklar deutlich zu machen. Und so sagt er ihnen: „Dass Jesus Christus in Herrlichkeit wiederkommt, das haben wir uns nicht selbst ausgedacht. Nein, wir als Apostel, wir waren Augenzeugen seiner Herrlichkeit – wir haben diese Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. Wir können Jesu Wiederkunft in Herrlichkeit bezeugen!“

Petrus denkt hier an die sogenannte Verklärung Jesu, nachzulesen z.B. in Lk 9. Da nimmt Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit auf einen Berg und sie beten und es verändert sich dann das Aussehen Jesu, er strahlt voller Herrlichkeit und dann erscheinen noch Elia und Mose als die großen Glaubenshelden aus dem AT und schließlich spricht Gott: Das ist mein geliebter Sohn! Und Petrus ist so begeistert von diesem Ereignis, dass er gleich dableiben will! Er will Hütten bauen für Mose, Elia und Jesus – er will in dieser Herrlichkeit bleiben. Die Apostel haben in diesem Moment die ganze Herrlichkeit Jesu gesehen, sie waren Augenzeugen, sie waren live dabei.

Wir sehen hier einen ganz wichtigen Unterschied zwischen dem christlichen Glauben und irgendwelchen religiösen Mythen und Legenden: unser christlicher Glaube basiert auf Geschichte und realen Ereignissen. Er basiert auf Ereignissen, die sich tatsächlich von Menschen, von Augenzeugen beobachten ließen.

Auch Paulus sieht das so: „Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist es sinnlos, dass wir das Evangelium verkünden, und sinnlos, dass ihr daran glaubt.“ (1Kor 15,14)

Christlicher Glaube ist an geschichtliche Ereignisse gebunden, an Tatsachen, die passiert sind, die sich von Augenzeugen beobachten ließen.

Nur warum ist ausgerechnet die Verklärung Jesu, die diese drei Apostel auf diesem Berg erlebt haben, ein Garant dafür, dass Jesus auch tatsächlich in Herrlichkeit wiederkommen wird? Warum meint Petrus, dass dieses Ereignis die Wiederkunft Jesu garantieren würde?

Petrus versteht diese Verklärung Jesu so, dass Gott seinen Sohn in diesem Moment als König eingesetzt hat, als König der am Ende der Zeit über die ganze Welt herrschen wird. Es passiert das, was in Psalm 2 verheißen wird. Dort heißt es: „´Gott spricht`: »Ich selbst habe meinen König eingesetzt hier auf dem Zion, meinem heiligen Berg“. Auch hier ist also davon die Rede, dass ein König eingesetzt wird. Und weiter spricht Gott auch in diesem Psalm zu dem eingesetzten König: „Du bist mein Sohn!“ Das läuft also parallel – Psalm 2 sagt voraus, was dann in der Verklärung Jesu geschieht: Gott setzt seinen Sohn als König über die Welt ein. Aber dann geht’s ja weiter noch in Psalm 2: „Ich gebe dir ´alle` Nationen zum Erbe, die Erde bis an ihr äußerstes Ende soll dein Besitz sein!“ – Gott verheißt seinem Sohn, den er als König eingesetzt hat, die sichtbare Herrschaft über die ganze Welt. Und das ist der Punkt: diese sichtbare Herrschaft ist ja noch nicht da – Jesus herrscht noch nicht sichtbar über die ganze Welt, sondern erst dann wenn er wiederkommt.

Petrus meint also: wenn ein Teil dieses Psalms schon erfüllt wurde, als nämlich der Sohn Gottes von Gott in diese Rolle als König über die ganze Welt eingesetzt wurde bei der Verklärung auf dem Berge wo auch die Apostel anwesend waren, dann wird auch garantiert der Rest dieser Voraussage erfüllt werden. Dann wird Jesus Christus auch garantiert diese Rolle, in die er schon eingesetzt wurde, auch ausüben, dann wird er ganz sicher auch in Herrlichkeit wiederkommen und seine sichtbare Herrschaft über die ganze Welt ausüben.

In diesem Ereignis auf dem Berg, bei der Verklärung Jesu, da hat etwas begonnen, dass eine Fortsetzung nötig macht: von dem was da begonnen hat, steht noch etwas aus.

Und darum ist es so gut und wichtig und Mut machend, dass es Augenzeugen gab von diesem Ereignis. Gott hat das nicht einfach irgendwo in den himmlischen Sphären gemacht, wo das kein Mensch mitkriegt, sondern in der Gegenwart von drei menschlichen Augenzeugen.

Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde, handelt in der Gegenwart von Augenzeugen – er lässt sich dabei beobachten, er lässt sein Handeln von Menschen bestätigen. Das ist ein Prinzip, das wir ja aus dem alltäglichen Leben kennen. Auch dort haben Augenzeugen eine ganz wichtige Funktion: Bei der Aufklärung von Verbrechen, von Katastrophen oder Unfällen. Stets werden Augenzeugen gesucht, Leute die beschreiben können, was sie gesehen haben und was passiert ist. Und wenn man dann mehrere Augenzeugen hat und die übereinstimmen in ihrer Beschreibung, dann kann man davon ausgehen, dass das wirklich stimmt, dass das wirklich so passiert ist, wie sie es beschrieben haben.

Deshalb ist es so gut für uns, so ermutigend für uns, dass es auch Augenzeugen für die Ereignisse gibt, auf denen unser Glaube ruht

Das wird übrigens auch an anderen Stellen der Bibel erzählt: z.B. am Anfang vom Lk schreibt Lukas, wie er methodisch gearbeitet hat, wie er sein Evangelium zusammengetragen hat und er erwähnt, dass er Augenzeugen befragt hat: sie befragt hat, was sie von Jesu Leben gesehen haben, was er getan hat, was er gesagt hat

Oder Paulus schreibt in 1Kor, dass Jesus nach seiner Auferstehung von über 500 Menschen gesehen wurde. Auch für Jesu Auferstehung gibt es also jede Menge Augenzeugen.

Darum haben wir gute Gründe auf das zu vertrauen, was wir in der Bibel lesen. Es sind keine Märchen, die dort aufgeschrieben sind. Das haben sich nicht clevere Theologen ausgedacht, sondern es gibt Augenzeugen! Gerade für die Schlüsselereignisse vom Leben Jesu – da stützen sich die Evangelisten auf Augenzeugen oder waren sogar selbst welche. Und darum möchte ich uns herausfordern, dem Wort Gottes, der Schrift zu vertrauen – in allen ihren Aussagen. Man kann natürlich sagen: Ja, ich glaube, was in der Bibel steht, ich halte für das richtig, ich vertraue Gottes Wort – und dieser Entschluss der ist auf jeden Fall wichtig und notwendig. Aber echtes Vertrauen zeigt sich nicht, in dem ich nur mit meinem Verstand irgendwelchen Aussagen zustimme, sondern erst in der Praxis.

Es zeigt sich dann, wenn ich Gottes Wort auch umsetze. Wenn ich das tue, was da drin steht und vor allem wenn ich dann auch das tue, was meinem normalen Menschenverstand widerspricht oder was mich zunächst einschränkt oder was mir nicht gefällt. Wenn ich dann trotzdem so handle, wie es Gottes Wort mir sagt, dann zeig ich echtes Vertrauen, weil ich mich darauf verlasse, dass das gut für mich ist, was Gottes Wort von mir fordert. Z.B. dann wenn Gottes Wort Verzicht von mir fordert: Verzicht auf Rache z.B., oder Verzicht auf einen Teil meines Geldes, Verzicht darauf sich manchen Wunsch zu erfüllen, manchem Verlangen nachzugeben usw. In der Praxis der konkreten Umsetzung von Gottes Wort, da zeigt sich echtes Vertrauen!

Und dazu möchte ich herausfordern: Denn Gottes Wort ist zuverlässig, Gottes Wort ist wahr: was es uns lehrt, ist bezeugt durch die Apostel, durch richtige Augenzeugen!

  1. Gottes Wort ist wahr … weil es sichere Voraussagen macht (V. 19)

Dadurch wissen wir nun erst recht, dass die Botschaft des prophetischen Wortes zuverlässig ist.“

Mit dem prophetischen Wort ist an dieser Stelle das ganze Alte Testament gemeint, es ist einfach ein anderer Ausdruck für die „Schrift“, weil nach damaligem Verständnis die ganze Schrift eben auch prophetischen Charakter hat. Gerade haben wir gesehen, dass bei der Verklärung Jesu ein Teil von Psalm 2, also ein Teil der Schrift, ein Teil des prophetischen Wortes, Realität wurde. Wenn schon ein Teil erfüllt wurde – so läuft das Argument hier – dann können wir umso sicherer sein, dass auch der Rest erfüllt werden wird.

Es gibt ja so Menschen, die sind sehr zuverlässig – wenn die sagen, dass sie zu einem Termin kommen oder dass sie dies und das machen, dann weiß man, dass man sich darauf hundertprozentig verlassen kann. Andererseits gibt es auch Menschen bei denen ist das ganz anders: sie sagen zwar oft zu Terminen zu, aber man wartet dann vergeblich – sie halten die Termin nicht ein, sie sind eben unzuverlässig. Jetzt nehmen wir mal an, dass wir uns verabredet haben mit einem dieser sehr zuverlässigen Menschen und einem sehr unzuverlässigen Menschen. Doch dann – fünf Minuten später als verabredet ist noch keiner von beiden da. Was denken wir nun über beide?

Über den unzuverlässigen Menschen denken wir vermutlich: „Der kommt eh nicht, der hat es wieder vergessen, das ist ja typisch, kein Verlass!“ Über den zuverlässigen Menschen werden wir sicher ganz anders denken: „Der kommt noch. Da ist bestimmt was passiert, was dazwischengekommen, der ist sicher gleich da.“ Und auch nach 20 Minuten, wenn der zuverlässige Mensch noch immer nicht da ist, bin ich mir doch sicher, dass wir noch immer fest damit rechnen, dass er jeden Moment da sein wird…

Und warum? Ganz einfach, weil wir es erlebt haben! Weil wir sooft die Erfahrung gemacht haben: dieser Mensch ist zuverlässig! Was der sagt, das hält er auch ein!

Und so ist es eben auch mit Gottes Wort: Gottes Wort ist wahr, es ist zuverlässig. Und woher wissen wird das? Eben weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass es sichere Voraussagen macht. Dass das eintrifft, was Gottes Wort sagt – so wie eben bei der Verklärung Jesu schon ein Teil erfüllt wurde. Und wenn da schon ein Teil erfüllt wurde, dann können wir umso sicherer sein, dass auch der Rest erfüllt werden wird.

Darum sollen wir Gottes Wort leben, ausleben, es soll unser Herz, das dunkel ist erleuchten. Denn unser Herz ist von Natur aus dunkel, es ist finster darin. Jesus sagt das einmal so: „aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Aussagen, Verleumdungen. 20 Das ist es, was den Menschen in Gottes Augen unrein macht“ (Mt 15,19)

Das ist es, was dunkel ist in unserem Herzen und darum brauchen wir Licht. Und das Wort Gottes gibt uns Licht, es zeigt uns, was verkehrt läuft bei uns und wie wir damit umgehen sollen. Und das Wort Gottes sagt uns, dass wir mit unserer Sünde, mit unseren Bösen Gedanken nicht vor einem heiligen, gerechten Gott bestehen können – wir sind dann vor ihm unrein, dreckig, schmutzig – und er ist absolut rein und das beißt sich total und geht nicht zusammen. Und dann sagt uns Gottes Wort, dass Jesus Christus es ist, der uns rein macht, wenn wir zu ihm umkehren und ihm unsere Schuld bekennen.

Und wenn wir das machen, wenn hier an die Botschaft der Bibel glauben – und Petrus zeigt uns ja, dass wir gute Gründe dafür haben, dann wird uns zugesagt, dass wir Jesus Christus in seiner ganzen Herrlichkeit sehen werden – genau wie die Apostel bei der Verklärung: „Haltet euch an diese Botschaft, bis der Tag anbricht und das Licht des Morgensterns – damit ist Jesus Christus gemeint – es in euren Herzen hell werden lässt.“

Wenn du darauf vertraust, was die Bibel über Jesus Christus sagt und du dein Vertrauen selbst auf Jesus setzt – dann wirst du seine Wiederkunft in Herrlichkeit erleben, du wirst ihn selbst in Herrlichkeit sehen und es wird dich verändern, es wird in deinem dunklen Herzen hell werden!

  1. Gottes Wort ist wahr … weil es durch den Heiligen Geist inspiriert ist (V. 20-21)

Petrus muss sich noch mit einem anderen Vorwurf auseinandersetzen, mit einem Vorwurf, der überhaupt nichts an Aktualität verloren hat und den wir auch heute noch kennen. „Das, was in der Bibel steht, das haben sich doch nur Menschen ausgedacht. Das ist noch nur das Produkt ihrer Fantasie und einer gewissen religiösen Erfahrung. “Und das ist eine Ansicht, die heutzutage sehr verbreitet ist, die auch viele Theologen und auch manche Christen so oder ähnlich vertreten – aber sie ist nicht biblisch! Petrus schreibt hier: „In diesem Zusammenhang ist es von größter Wichtigkeit, dass ihr Folgendes bedenkt: Keine einzige prophetische Aussage der Schrift ist das Ergebnis eigenmächtiger Überlegungen des jeweiligen Propheten. Anders gesagt: Keine Prophetie hat je ihren Ursprung im Willen eines Menschen gehabt. Vielmehr haben Menschen, vom Heiligen Geist geleitet, im Auftrag Gottes geredet. Das was in der Schrift steht, alles was in diesem Buch hier steht, ist im Auftrag Gottes geschrieben, es ist vom Heiligen Geist offenbart worden. Die Menschen, die diese Schriften verfasst haben, sind vom Heiligen Geist inspiriert worden. Wohlgemerkt nicht so, dass Gott ihre Persönlichkeit ausgeschaltet hätte und ihnen mechanisch Wort für Wort diktiert hätte. Nein, Gott hat durch seinen Heiligen Geist die Verfasser der Bibel dazu befähigt, dass sie unter Verwendung ihrer eigenen Persönlichkeit seine Offenbarung, Gottes Offenbarung zuverlässig und fehlerfrei aufschreiben konnten. Bei der Bibel haben wir es also immer mit einem menschlichen Autor, aber natürlich auch immer mit Gott selbst als Autor zu tun. Beides gehört zusammen und darf nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Weil das so ist können wir Gottes Wort bedingungslos vertrauen. Wir können dem Glauben schenken was darin steht. Unser christlicher Glaube basiert eben nicht auf Märchen, nicht auf frommen Legenden, nicht auf klugen Gedankengebäuden. Nein, wir haben hier gesehen: es gab Augenzeugen, die Jesu Herrlichkeit selbst gesehen haben, die selbst gesehen haben, wie er in diese Rolle als König, der über die ganze Welt herrschen soll eingesetzt wurde. Und wir haben verstanden, wie damit ein Teil des AT erfüllt wurde, so dass wir sicher sein können, dass auch der Rest der Schrift erfüllt wird und Jesus ganz sicher in Herrlichkeit wiederkommt und seine Rolle als König über die ganze Welt dann auch ausfüllt.

Und Petrus sagt auch ganz deutlich: Das, was wir in der Schrift lesen, sind auch keine Erfindungen von Menschen, sondern Menschen haben unter der Inspiration von Gottes Geist die Bibel verfasst, so dass die Bibel zurecht als Gottes Wort bezeichnet wird.

Ich wünsche mir, dass uns das Mut macht und dass das unser Vertrauen stärkt. Dass wir neuen Mut bekommen, unser ganzes Leben, alle Bereiche unseres Lebens, dem Jesus Christus anzuvertrauen, von dem die Bibel berichtet. Und dass wir dann auch Mut haben, echtes Vertrauen zur Schrift zu leben, in dem wir das, was Gottes Wort von uns fordert auch umsetzen. Dass wir es auch dann umsetzen, wenn es uns unangenehm ist, wenn wir von unserem menschlichen Denken her, meinen, dass es anders besser sein müsste. Denn dann, wenn ich dann trotzdem so handle, wie Gottes Wort es sagt, dann praktiziere ich echtes Vertrauen!

Und dazu möchte ich dich herausfordern: Gibt es etwas, was du aus der Bibel weißt, was du tun solltest oder nicht tun solltest – aber wo du trotzdem anders handelst, weil du es einfach nicht tun willst oder nicht wirklich glaubst, dass es gut so wäre, wie Gottes Wort es sagt?

Denk darüber mal und dann tu es am besten trotzdem mal! Auch wenn sich bei dir selbst da einiges gegen sträubt – tu es trotzdem im Vertrauen darauf, dass Gottes Wort wahr ist!