Ein Blick auf meinen (bald) ehemaligen Arbeitsplatz II

In den letzten elf Jahren werde ich 413 Predigten von dieser schlichten und mir nun so vertrauten Kanzel gehalten haben.

Davon hielt ich 136 Predigten zu einem AT-Text, während 266 Predigten einen NT-Text zur Grundlage hatten. Die übrigen 11 Predigten waren sogenannte Themenpredigten – mit Bezügen zu diversen Bibeltexten. Insgesamt habe ich 45 verschiedene Bibelbücher meinen Predigten zugrunde gelegt. Die Verteilung ist da aber recht ungleichmäßig. So habe ich Predigtreihe durch komplette Bücher gehalten: Joel, Habakkuk, Maleachi, Markus, Galater, Philipper, Kolosser, 1. + 2. Thessalonicher, Titus und Judas. Es gab auch Predigtreihen durch größere Textabschnitte: Jakob (1. Mose), Auszugsgeschichte (2. Mose), 1. Samuel 1-15, Elia (1. Könige), Sprüche 1-8, Abschiedsreden Jesu (Johannes 13-16) und Epheser 1. Dieses fortlaufende Predigen hat den Schwerpunkt meines Predigtdienstes ausgemacht.

Auf der anderen Seite habe ich aus manchen Büchern auch nur einzelne Texte herausgegriffen, z.B. aus 4. Mose, Esra, Prediger, Hohelied, Sacharja oder 2. Petrus.

Da mir nach Apg 20,27 ein großes Anliegen ist, den „ganzen Ratschluss Gottes“ zu verkündigen, habe ich versucht Doppelungen zu vermeiden: Dennoch habe ich über insgesamt 21 Texte (meist in etwas anderer Abgrenzung) zwei Mal gepredigt. Und über 2 Texte sogar drei Mal: nämlich Lukas 2,8-20 und Gal 4,4-7. Wenig überraschend sind beides klassische Weihnachtstexte.

Bei allem Streben nach Ausgewogenheit und Abwechslung (AT – NT – verschiedene Bibelgattungen – und Themen), darf natürlich das Wichtigste niemals aus dem Blick geraten. Nicht umsonst ist bei uns hinter der Kanzel das große Kreuz zu sehen. Dreh- und Angelpunkt jeder christlichen Verkündigung muss stets Jesus Christus und das Evangelium sein. Wahre Predigt und Bibelauslegung haben wir nur dort, wo Jesus Christus und sein versöhnendes Werk am Kreuz dargelegt und großgemacht wird. Es ist mein Gebet, dass mir dies in den letzten Jahren gelungen ist.

Über das Gericht Gottes predigen

Vor einigen Tagen las ich bei eine Idea die interessante Meldung „Auch über das Gericht Gottes predigen“. Hintergrund waren die Äußerungen einiger Theologen bei der Theologischen Studienkonferenz des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, die vom 15. bis 17. September in Burbach stattfand. Wie es der Zufall wollte, war ich in der vergangenen Woche mit der Vorbereitung einer Predigt über Joel 2,1-17 beschäftigt – einem Text, der in drastischen Worten das Gericht Gottes thematisiert. Insofern habe ich mir – natürlich nicht nur letzte Woche – auch so meine Gedanken zu diesem Thema gemacht:

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1. Man kommt als Prediger nicht darum herum, über das Gericht Gottes zu predigen

Auch ein flüchtiger Bibelleser wird wahrnehmen, dass die Schrift sehr häufig vom Gericht Gottes spricht. Und auch für Jesus war das kein Randthema. Das Gericht Gottes ist ein zentrales Thema der Bibel und wer die Bibel ernst nimmt und sich dem Anspruch verpflichtet fühlt, den „ganzen Ratschluß Gottes“ (Apg 20,27) zu predigen, kommt um dieses Thema nicht herum.

2. Es ist eine unangenehme Aufgabe, über das Gericht Gottes zu predigen

Man sollte sich selbst eingestehen und es seinen Hörern auch deutlich machen, dass die Predigt über so ein Thema keine leichte oder besonders spaßige Aufgabe ist. Prediger, die vom Gericht predigen, tun das eben nicht – wie manches Klischee nahelegt -, weil sie andere gern verurteilen oder verdammen, sondern weil sie sich dem Wort Gottes verantwortlich fühlen.

3. Man sollte sich selbst mit einschließen

Wenn die Hl. Schrift Warnungen und Gerichtsworte ausspricht, so sind diese häufig nicht an die Heiden sondern an Israel bzw. das Gottesvolk gerichtet. Entsprechend sollte sich auch eine „Gerichtspredigt“ heute nicht primär auf die „gottlose Welt“ um uns herum einschießen. Ganz im Gegenteil sollte man als Prediger deutlich machen, dass „wir Frommen“ – und ja auch wir selbst als Prediger – angesprochen sind (vgl. 1Petr 4,17). Gerade bei solchen Texten ist es wichtig, dass sich der Verkündiger – für den Hörer wahrnehmbar – bereitwillig und demütig dem Wort Gottes unterordnet und deutlich macht, dass auch er selbst die heilsame Korrektur des Wortes Gottes braucht.

4. Man sollte auf Jesus weisen

Gott spricht in Hes 33,11: „Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe.“ Das ist das Hauptanliegen, das Gott mit den unzähligen Warnungen und Gerichtsworten in der Bibel verfolgt: Dass Menschen die ernste Situation, in der sie sich befinden, erkennen und zu Gott umkehren. Dieses Anliegen sollte auch in jeder „Gerichtspredigt“ heute vorherrschend sein. Darum muss Jesus verkündigt werden, der schließlich dazu gesandt wurde, stellvertretend für Sünder zu sterben, damit diese vor dem gerechten Zorn Gottes und seinem Gericht bewahrt werden. Wie Jesus selbst es sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (Joh 5,24)

5. Wie man dafür sorgt, dass dieses Thema vorkommt

Nur die wenigsten Prediger verspüren von sich aus den Drang, eine Predigt über das Gericht Gottes zu halten. Damit dieses Thema dennoch vorkommt und nicht einfach untergeht, ist es am besten, sich das fortlaufende Predigen durch ganze Bibelbücher zur Gewohnheit zu machen. Wenn man diesen Ansatz verfolgt, verstehen zudem auch die Predigthörer, warum „ausgerechnet dieses unangenehme Thema“ jetzt angesprochen wird: einfach weil es im nächsten folgenden Text dran ist.

Was denkst du zu diesem Thema? Hast du schon mal eine Predigt über das Gericht Gottes gehört oder vielleicht auch selbst eine gehalten? Was ist dir wichtig geworden?

Das Warten geht weiter

Inzwischen ist Hl. Abend schon wieder zwei Tage her und heute ist schon der letzte Weihnachtsfeiertag. Und auch wenn die Weihnachtszeit noch einige Tage dauert, so ist sie dann doch auch wieder schnell vorbei. Es dauert gar nicht mehr so lange, dann ist die letzte Kerze verlöscht, das Geschenkpapier zusammengeknüllt, der Weihnachtsbaum durch die Müllabfuhr entsorgt und die Weihnachtsdeko fürs nächste Jahr im Keller verstaut. Und wieder ist diese besondere Zeit, mit ihrem Glanz, mit ihren Zauber mit ihrer einzigartigen Atmosphäre vorbei. Und dann?

Naja, im Prinzip geht’s wieder von vorne los. Wir warten wieder auf Weihnachten. Wir mögen das vielleicht nicht so wahrnehmen – weil erstmal andere Dinge auf uns zukommen – aber im Grunde genommen ist das so. Nach Weihnachten ist vor Weihnachten. Das Warten auf Weihnachten ist nicht zu Ende. Kurz nach dem es sein Ende findet, geht es wieder von vorne los. Ganz genauso ist auch das Warten auf Jesus mit seiner Geburt, seinem ersten Kommen auf diese Welt nicht zu Ende. Nein, das Warten geht weiter. Denn nachdem Jesus einmalig zu Weihnachten in diese Welt gekommen ist, erwarten wir seine Wiederkunft. Wie Simeon und viele andere Juden zur Zeit Jesu auf das Kommen des Messias gewartet haben, so sind auch wir Wartende. Weihnachten erinnert uns daran, dass das Warten weiter geht. Dass wir warten auf die Wiederkunft unseres Herrn.

„7 So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. 8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe. 9 Seufzt nicht widereinander, liebe Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür. 10 Nehmt, liebe Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die geredet haben in dem Namen des Herrn. 11 Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.“ (Jakobus 5,7-11)

Das Warten geht uns auf die Nerven

Niemand wartet gerne. Sei es an der zugigen Bushaltestelle auf den stark verspäteten Bus. Oder im Wartezimmer des Arztes, wo es einfach nicht voranzugehen scheint. Auch auf die Erfüllung unserer Lebensziele warten wir nicht gerne. Ja, wenn wir ehrlich sind, geht uns die Warterei häufig auf die Nerven. Auch auf die Wiederkunft Jesu zu warten fällt uns nicht leicht. Darum heißt es hier bei Jakobus ganz zu Recht: „Seufzt nicht widereinander, liebe Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ (V. 9) Denn das ist unsere Tendenz, dass wir seufzen, dass wir klagen über die Warterei. Und wir sind in der steten Versuchung das Warten auf Jesus abzukürzen, auszublenden oder zu vergessen.

Die Versuchung, das Warten abzukürzen

Wie sieht das aus, wenn man das Warten auf Jesus einfach versucht abzukürzen? In frühchristlicher Zeit war das ein echtes Problem. Da sagten die Leute: „Eigentlich ist das Warten doch schon zu Ende. Auch wenn wir Jesus zwar nicht sehen, so ist das neue Leben – das er uns doch versprochen hat – doch schon jetzt voll da. Wir müssen nichts mehr erwarten. Wir haben alles schon jetzt. Und weil das so ist, brauchen wir auch keine Zeit mehr vergeuden, mit so sinnlosen weltlichen Dingen wie arbeiten zu gehen… Im Grunde genommen können wir auch in gar keine Sünde mehr fallen – alles ist uns doch erlaubt – wir sind doch frei im Herrn Jesus.“ 2Thess 2-3 und auch 1Kor sind Beispiele für die Versuchung, das Warten einfach abzukürzen.

Die Gefahr, das Warten einfach auszublenden

Dann gibt es andere, die das Warten einfach ausblenden – das ist wohl die Versuchung, die heute am häufigsten ist. Es wird einfach gar nichts mehr erwartet. Die Wiederkunft Jesu wird nicht thematisiert. Entweder man glaubt nicht an sie oder man hat sie zumindest völlig aus dem Blick verloren. Dass uns als Gläubigen große Dinge verheißen sind – ein neuer Himmel, eine neue Erde, ein Leben in der Gegenwart Gottes ohne jedes Leid – das spielt keine Rolle mehr. Wichtig ist dagegen, dass der Glaube jetzt etwas bringt. Dass der Glaube mich jetzt glücklicher und zufriedener macht. Das ist so ein „Sahnehäubchen-Christentum“ Das Eigentliche worum es im Leben geht ist längst irgendetwas anderes und der Glaube soll das ganze wie das Sahnehäubchen den Eisbecher lediglich noch etwas abrunden und verfeinern.

Das Problem, das Warten einfach zu vergessen

Wiederum gibt es andere, die zwar warten – aber über die Wartezeit vergessen, dass sie eigentlich warten. Zu sehr sind sie von den vielen Verpflichtungen dieser Welt in Beschlag genommen. Der Alltag hat sie so sehr im Griff, dass sie an die Wiederkunft Jesu irgendwann keinen Gedanken mehr verschwenden. Sie sind gewissermaßen wie derjenige, der an der Bushaltestelle einen lange Jahre nicht gesehenen Bekannten überraschend wiedertrifft. Die beiden kommen dann ins Gespräch, reden über dieses und jenes „Wie geht’s eigentlich dem? Hast du eigentlich gehört, was der inzwischen macht? Wohnst du eigentlich immer noch in dieser Wohnung mit dem schönen Balkon?“ Und über das intensive Gespräch bemerkt der Wartende gar nicht, wie sein Bus an die Haltebucht heranfährt, Fahrgäste ein- und aussteigen und wie er schließlich wieder weiterfährt. Ja, auch das ist eine Gefahr. Dass wir die Wiederkunft Jesu einfach verschlafen – weil wir zu abgelenkt von allem möglichen sind.

Ein Christsein ohne Warten gibt es nicht

Tatsache ist aber, dass wir als Christen zum Warten aufgerufen sind. Ein Christsein ohne Warten gibt es nicht. So wie wir Jahr für Jahr auf Weihnachten warten – wie hier das Warten eigentlich nie ein Ende hat – so sind wir auch unser ganzes Leben aufgerufen auf Jesus zu warten. Und auch wenn uns das manchmal schwer fällt, so ist das eigentlich doch eine lohnende Sache

Das Warten ist eine lohnende Sache

Schauen wir auf V. 7 – dort schreibt Jakobus: „So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn“ – und er fährt dann fort mit einem Vergleich „Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange des Frühregen und Spätregen.“ Das Warten ist dann eine lohnende Sache, wenn man weiß worauf man wartet, wenn man auf ein lohnendes Ziel wartet. Denn was ist der Grund dafür, dass der Bauer so geduldig auf die Ernte warten kann? Ich denke, hier spielen zwei Gründe eine Rolle.

Weihnachten schenkt uns die Gewissheit, dass das Warten belohnt wird

Der erste Grund ist, dass er in seinem Warten echte Gewissheit hat. Er hat diese Gewissheit, dass er nicht vergebens wartet. Er hat diese Gewissheit, dass zu seiner Zeit die Frucht reif sein wird und er die Ernte einbringen kann. Diese Gewissheit, nicht vergeblich zu warten hat er aus einem einfachen Grund. Er hat schon oft erlebt, wie über den Zeitraum von einem Jahr der Regen kommt, die Sonne scheint und manches mehr, so dass am Schluss die Ernte reif sein wird. Er hat es schon erlebt, dass das Warten sich lohnt.

Liebe Geschwister, wenn wir auf Weihnachten schauen – darauf dass Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat – dann sehen wir daran, dass Gott Wort hält. Weihnachten – das wir jedes Jahr auf Neue feiern – ist die Erinnerung daran, dass wir nicht vergebens warten. Weihnachten zeigt uns: die Menschheit hat es schon erlebt, dass Jesus Christus – der Sohn Gottes – in diese Welt kommt. Wir warten also nicht auf etwas noch nie dagewesenes. Wir warten nicht auf irgendetwas hypothetisches, auf irgendein Hirngespinst. Nein, wir warten darauf, dass der, der schon einmal in diese Welt gekommen ist – Jesus Christus – wiederkommen wird.

Weihnachten zeigt, dass wir auf etwas Lohnendes warten

Aber es gibt noch einen zweiten Grund, warum der Bauer so geduldig wartet. Nicht nur, dass er schon erlebt hat, dass das Warten sich lohnt. Nein, er weiß auch ganz genau, was er erwartet. Er denkt nicht: „Wenn ich hier mein Feld immer schön gieße und das Unkraut raußziehe, dann wird da möglicherweise irgendwas wachsen, was sich unter Umständen für irgendwas verwenden lässt.“ Nein, er weiß natürlich genau was er erwartet. Hat er Kartoffeln angebaut, weiß er, dass da Kartoffeln wachsen werden. Hat er Weizen angebaut, weiß er, dass Weizen wachsen wird. Und er weiß auch, was er damit anfangen kann: „Damit kann ich meine Familie versorgen, ich kann es verkaufen, ich kann mit dem Geld mein Lebensunterhalt bestreiten.“

Liebe Geschwister, ganz genauso wissen wir als Nachfolger Jesu doch auch, auf was – besser gesagt auf wen – wir warten. Wir wissen, dass wir unseren Herrn Jesus erwarten. Jesus, der bei seinem ersten Kommen zu Weihnachten in diese Welt kam, um uns aus der tiefsten Verlorenheit zu retten. Wir wissen, dass wir mit Jesus auf den warten, der uns Gott gezeigt hat. Wir wissen, dass wir mit ihm auf jemanden warten, der uns so sehr liebt, dass er sein Leben für uns opferte. Ja, bedenken wir doch, welchen Segen das erste Kommen Jesu für uns bedeutet. Nur weil Jesus vor 2000 Jahren in die Welt kam, haben wir Vergebung der Sünden, ewiges Leben, direkten Zugang zu Gott und sind Kinder Gottes. Wenn schon Jesu erstes Kommen so einen gewaltigen Segen für uns gebracht hat, wieviel größer und gewaltiger wird der Segen für uns sein, wenn er zurückkehrt auf diese Welt? Wenn er seine Kinder zu sich aufnimmt in die himmlische Herrlichkeit?

Das Warten ist eine lohnende Sache, weil wir wissen, worauf wir warten à auf ein wirklich lohnendes, kostbares Ziel. Und das Warten ist auch eine lohnende Sache, weil wir Gewissheit haben, dass der alle seine Verheißungen wahrgemacht und Jesus bereits einmal gesandt hat, auch sein Versprechen einlösen wird, Jesus ein zweites Mal zu senden.

Einander im Warten ermutigen

Ermuntern wir uns auch gegenseitig in unserem Warten. Wie es in V. 10 heißt: „Nehmt, liebe Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die geredet haben in dem Namen des Herrn.“ Denken wir an sie: an einen Jesaja, an einen Jeremia, an die vielen anderen. Sie haben Dinge verkündet, deren Verwirklichung sie nie gesehen haben. Sie wurden ausgelacht, verhöhnt, verprügelt – aber sie haben durchgehalten. Denn sie wussten: Das Warten ist eine lohnende Sache. Ihr Vorbild kann uns ermuntern, treu zu warten. Und wir sind aufgefordert uns auch gegenseitig ans Warten zu erinnern. Wir können die Aussicht auf das worauf wir warten einander immer wieder vor Augen malen. Wir können einander auch mal korrigieren und sagen: „Ich glaub du hast das Ziel ein wenig aus dem Blick verloren..!“ Bleiben wir dran! Seien wir eine wartende Gemeinde! Denn das Warten ist eine lohnende Sache!

Das Warten wird belohnt

Schauen wir auf V. 11: „Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.“ Hier wird folgendes deutlich: Unser Warten hat nicht nur irgendwie ein Ende – es gibt ja diesen Spruch „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.“ Nein, unser Warten hat nicht nur irgendein Ende, es hat ein sehr sehr gutes Ende. Unser Warten wird eines Tages belohnt.

Das Beispiel des Hiob

Jakobus erinnert an Hiob. Er musste durch größtes, unvorstellbares Leid hindurchgehen. Er verlor nicht nur seinen Besitz. Er verlor auch seine Familie und seine Gesundheit. Und doch heißt es am Schluss dieses langen Buches Hiob – in den 42 Kapiteln wird ja fast nur sein Leiden geschildert. Und doch heißt es am Schluss dort: „Und der HERR wandte das Geschick Hiobs, als er für seine Freunde Fürbitte tat. Und der HERR gab Hiob doppelt soviel, wie er gehabt hatte.” (Hiob 42,10) Hiob bekam alles zurück, was er verloren hatte, er bekam es doppelt zurück. Auch mit einer Familie, mit Kindern wurde er nochmal beschenkt. Sein Warten, sein Ausharren wurde belohnt.

Die Verheißung der Krone der Gerechtigkeit

Auch unser Warten wird eines Tages belohnt werden. Schauen wir nur auf das, was Paulus erwartete – kurz bevor er sterben sollte. Er schreibt: 6 Denn ich werde schon geopfert – damit meint er seinen gewaltsamen Tod um des Glaubens willen – und die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen.  7 Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten;  8 hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ (2Tim 4,6-8) Es gibt eine Belohnung! Paulus nennt sie die Krone der Gerechtigkeit. Und es gibt diese Belohnung nicht nur für wenige ausgewählte – wie Apostel z.B. – nein es gibt sie für alle, “die seine Erscheinung – d.h. das Kommen Jesu – liebhaben/ersehnen” Auch für dich und mich als Nachfolger Jesu gibt es diese Belohnung. Auch unser treues Warten wird einmal enden – und dann belohnt werden.

Ja, heute ist schon der zweite Weihnachtsfeiertag, der eine oder andere wird morgen schon wieder arbeiten müssen und früher oder später wird der Alltag wieder einkehren. Und trotzdem: noch ist Weihnachtszeit. Und die Weihnachtszeit ist eine super Gelegenheit, sich daran zu erinnern, dass das Warten weiter geht. Es ist nicht vorbei mit diesen wenigen Festtagen, auf die alles – unsere ganzen Vorbereitungen, der Stress im Vorfeld – zuzulaufen scheint. Ich wünsche euch, dass ihr euch heute oder die nächsten Tage noch mal Zeit nehmen könnt für dieses Fest. Man kann die Kerzen am Weihnachtsbaum nochmal anzünden, sich in Ruhe hinsetzen, das wunderbar dekorierte Wohnzimmer auf sich wirken lassen, diese Zeit genießen. Und sich dann aber auch klarmachen. Dieses Fest mit seinen ganzen wunderbaren Seiten ist nicht der Endpunkt unseres Wartens, es ist nicht das Ziel unserer Sehnsüchte. Das Warten geht weiter. Wir warten auf die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus. Wir warten auf den neuen Himmel und die neue Erde. Wir warten darauf, dass er uns zu sich nehmen wird – in die himmlische Herrlichkeit, wo es kein Leid, kein Schmerz, sondern nur noch Freude und Jubel geben wird. Frohe Weihnachten!

Warum ich gerne Pastor bin

Das „Pastorenamt ist in einer Krise“, so berichtete Idea kürzlich. Das Problem sei, dass die Vorstellungen junger Menschen häufig mit den Anforderungen des Gemeindedienstes kollidierten. Auch in meinem Gemeindebund ist schon seit einigen Jahren immer wieder davon die Rede, dass es zuwenig Nachwuchs gibt. Gleichzeitig nehme ich immer mal wieder – wohlgemerkt nicht überall – wahr, dass es auch die Pastoren selbst sind, die vor allem über die Schattenseiten – die es natürlich gibt (wie in allen anderen Berufen) – des Pastorendaseins reden, und leider gar nicht so viel über die vielen wunderbaren Aspekte. Schade eigentlich.

Ich selbst bin nach meinen theologischen Studien nun bereits seit über 7 Jahren Pastor einer kleinen evangelisch-freikirchlichen Gemeinde im Münsterland. Ich habe es nie bereut diesen Weg eingeschlagen zu haben. Als Pastor in einer Ortsgemeinde zu arbeiten, ist nach meinem Empfinden einer der besten Berufe die es gibt.

Ein Grund, warum ich gerne Pastor bin, ist darin zu finden, dass ich viel Zeit aufwenden darf (und muss), um Gottes Wort in seiner Tiefe zu studieren. Was für ein Privileg ist es doch, Woche für Woche sich in Gottes Wort vertiefen zu können und dafür auch noch die Arbeitszeit aufwenden zu dürfen. Wenn ich Predigten oder Bibelstunden vorbereite, mir für die Jugend etwas überlege oder für einen anderen Kreis, dann bin ich stets derjenige der als erster (und häufig wohl auch am meisten) davon profitiert. Wieviele gute Gedanken, wieviele wertvolle Erkenntnisse, wieviele Impulse für mein ganz persönliches Leben sind mir schon gekommen, als ich in solchen Vorbereitungen steckte. Natürlich, Predigtvorbereitung etc. ist auch harte Arbeit, es ist auch ein Stück Handwerk (mit bestimmten Methoden und Arbeitsschritten), und trotzdem empfinde ich es weitüberwiegend als ein großes Geschenk und ein echtes Privileg, dass ich als Pastor dafür angestellt bin, Gottes Wort zu studieren (um es dann natürlich weiterzugeben).

Es gibt noch viele andere Gründe, warum ich gerne Pastor bin. Ich werde in Zukunft noch mal über den einen oder anderen Grund schreiben.

John Piper über den Ernst der Predigt

„Der Ernst der Predigt ist angebracht, weil die Predigt das von Gott verordnete Mittel ist, um Sünder zu überführen, die Gemeinde zu erwecken und die Gläubigen zu bewahren. Wenn die Predigt ihre Aufgabe verfehlt, sind die Auswirkungen enorm und schrecklich. „Denn weil in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, hat es Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten.“ (1Kor 1,21).

Durch die Predigt rettet Gott Menschen vor dem ewigen Verderben. Als Paulus in 2Kor 2,15-16 darüber nachdenkt, spürt er das überwältigende Gewicht seiner Verantwortung: „Denn wir sind ein Wohlgeruch Christi für Gott unter denen, die errettet werden, und unter denen, die verloren gehen; den einen ein Geruch vom Tod zum Tode, den anderen aber ein Geruch vom Leben zum Leben. Und wer ist dazu tüchtig?“

Es ist einfach phantastisch, darüber nachzudenken: Wenn ich predige, steht das ewige Schicksal von Sündern auf dem Spiel! Wenn uns diese Tatsache nicht ernst und betroffen macht, werden die Leute unbewusst daraus schließen, dass Himmel und Hölle nicht ernst zu nehmen seien.“

John Piper, Ihn verkündigen wir: Die Zentralität Gottes in Predigt und Verkündigung, Betanien, 2006, 58.

John Piper über die Freude der Predigt

„Wenn wir keine Freude vermitteln, dann vermitteln wir nicht das Evangelium, sondern Gesetzlichkeit. Ein Prediger, der seinen Dienst emsig, aber freudlos ausübt, vermittelt seiner Gemeinde genau das, und die Bezeichnung dafür ist Heuchlerei und knechtende Gesetzlichkeit. Das ist nicht die Freiheit derer, deren Joch sanft und deren Last leicht ist.

Außerdem: Ein Pastor, dem offensichtlich Freude an Gott fehlt, ehrt Gott nicht. Er kann keinen Eindruck von Gottes Herrlichkeit vermitteln, wenn es ihm keine Freude macht, diesen Gott zu kennen und ihm zu dienen. Ein gelangweilter und wenig begeisterter Alpenführer untergräbt und entehrt die Erhabenheit der Bergwelt.

Deshalb hatte Phillips Brooks Recht, als er vor hundert Jahren sagte: „Für den Erfolg des Predigers ist es unverzichtbar, dass er tiefe Freude an seiner Arbeit hat. (..) Ihre höchste Freude liegt in ihrem großen Ziel: die Verherrlichung des Herrn und die Rettung von Menschenseele. Keine andere Freude auf Erden ist mit dieser vergleichbar. (..) Wenn wir das Leben der fruchtbarsten Prediger der Geschichte untersuchen oder wenn wir den kraftvollsten Predigern von heute begegnen, dann spüren wir, welch unbeirrbare und tiefe Freude sie an ihrem Dienst haben.““

John Piper, Ihn verkündigen wir: Die Zentralität Gottes in Predigt und Verkündigung, Betanien, 2006, 56f.

John Piper über die Zentralität der Bibel in der Predigt

„Wo die Bibel als inspiriertes und unfehlbares Wort Gottes anerkannt wird, kann der Predigtdienst florieren. Aber wo die Bibel lediglich als Dokumentation nützlicher religiöser Erkenntnisse behandelt wird, stirbt die Predigt. (…) Das Wort – das ist der Blickpunkt! Alle christlichen Predigten sollten Auslegungen und Anwendungen von Bibeltexten sein. Unsere Autorität als von Gott gesandte Prediger steht und fällt mit unserer offenkundigen Treue zum Bibeltext. Ich sage offenkundig, weil so viele Prediger behaupten, sie legten den Text aus, obwohl ihre Aussagen nicht ausdrücklich – offenkundig – im Bibeltext begründet sind. Sie zeigen ihren Zuhörern nicht klar und deutlich, dass ihre Aussagen auf bestimmten, lesbaren Worten der Schrift beruhen, die die Hörer selbst nachlesen können. (…) Stattdessen müssen wir in unserer alphabetisierten Gesellschaft die Leute dazu bringen, ihre Bibeln aufzuschlagen und ihre Finger auf den Text zu legen. Dann müssen wir einen Textabschnitt zitieren und ihn erklären. Sag ihnen, in welcher Hälfte des Verses es steht. Die Zuhörer verlieren die ganze Stoßrichtung einer Botschaft aus dem Blick, wenn sie herumrätseln müssen, woher die Gedanken des Pastors kommen. (…) Wenn wir den Leuten etwas erzählen und es ihnen nicht aus dem Bibeltext zeigen, bevormunden wir sie nur.“

John Piper, Ihn verkündigen wir: Die Zentralität Gottes in Predigt und Verkündigung, Betanien, 2006, 42f.

John Piper über den Grund der Predigt

„Wer den Menschen ist Zentrum stellt, staunt, dass Gott seinen Geschöpfen Leben und Freude entzieht. Aber die gottzentrierte Bibel staunt, dass Gott Sünder vor dem Gericht verschont. (…) Das grundlegende Problem beim Predigt ist die Frage, wie ein Prediger Sündern Hoffnung machen kann angesichts von Gottes unumstößlicher Gerechtigkeit – egal, ob unsere humanistische Zeit ein Gespür dafür hat oder nicht. (…)

Ohne das Kreuz würde sich die Gerechtigkeit Gottes nur in der Verdammung von Sündern zeigen, und das Ziel des Predigens wäre hinfällig – Gott würde nicht durch die Freude seiner sündigen Geschöpfe verherrlicht werden. Seine Gerechtigkeit würde lediglich in ihrem Verderben zum Tragen kommen. (…)

Was Gott mit dem Kreuz Christi erreichte, bietet die Berechtigung beziehungsweise die Grundlage des Predigens. Ohne das Kreuz wäre Predigen unberechtigt. Das Ziel des Predigens würde einen unlösbaren Widerspruch beinhalten – die Verherrlichung eines gerechten Gottes durch die Freude sündiger Menschen. Aber das Kreuz hat die zwei Seiten des Predigtziels zusammengebracht, obwohl sie hoffnungslos unvereinbar schienen: 1. die Rechtfertigung und Erhebung von Gottes Herrlichkeit und 2. die Hoffnung und Freude des Sündern.“

John Piper, Ihn verkündigen wir: Die Zentralität Gottes in Predigt und Verkündigung, Betanien, 2006, 32-34.

John Piper über das Ziel der Predigt

„Das Wunder des Evangeliums und die befreiendste Entdeckung, die ich als Sünder je gemacht habe, ist dies: dass Gottes tiefste Entschlossenheit, verherrlicht zu werden, und mein tiefstes Verlangen nach Erfüllung nicht im Widerspruch stehen, sondern vielmehr beide harmonisch erfüllt werden, indem Gott seine Herrlichkeit offenbart und ich mich an seiner Herrlichkeit erfreue. Das Ziel der Predigens ist daher die Verherrlichung Gottes, die darin zum Ausdruck kommt, dass sich der Zuhörer Gott in seinem Herzen freudig unterwirft. Und die Priorität Gottes in der Predigt wird hierdurch sichergestellt: Der, der Erfüllung schenkt, bekommt die Ehre; der, der die Freude schenkt, ist der Schatz.“

John Piper, Ihn verkündigen wir: Die Zentralität Gottes in Predigt und Verkündigung, Betanien, 2006, 27f.

Die ganze Bibel predigen

Aus meiner Sicht hat es hohen Wert ganze biblische Bücher bzw. längere Bibelabschnitte fortlaufend in Predigten zu behandeln (Hier, hier, hier und hier habe ich dafür einige Gründe genannt). Nun gibt es Bibelbücher, deren Relevanz jedermann sofort einleuchtet. Niemand würde bestreiten, dass es großen Wert hat, den Römerbrief oder auch das Lukasevangelium fortlaufend zu behandeln. Bei anderen Büchern sind die Meinungen da schon eher geteilt. Sollte man wirklich über das ganze Buch 1. Samuel predigen? Hat es für eine Gemeinde im 21. Jahrhundert tatsächlich Relevanz, wenn man über Wochen den Hebräerbrief zur Grundlage der Predigten macht? Und wie ist das erst bei den Büchern, an die sich kaum jemand herantraut, wie z.B. 3Mose, Chronikebücher oder Josua…?

Auf der Homepage von 9Marks ist zur Zeit zu dieser Frage eine Artikelserie im Entstehen. Für jedes biblische Buch gibt es einen Artikel (bzw. wird es wohl geben), indem Gründe genannt werden, warum es lohnend ist, gerade dieses biblische Buch fortlaufend zu predigen. Darüber hinaus nennen die Autoren i.d.R. noch einige Literatur und geben auch Hinweise, wie man dieses – zugegebenermaßen nicht immer leichte – Vorhaben angehen könnte. Sehr inspirierende, wirklich lesenswerte Artikel, die den Blick für den Reichtum, den Gott uns in der ganzen Schrift gegeben hat, neu schärfen. Übrigens nicht nur lesenswert für Prediger und Theologen, sondern auch für alle anderen, die z.B. nach Motivation suchen, ein biblisches Buch, das ihnen bisher sperrig und fremd geblieben ist, zu studieren!

Hier findet sich die Übersicht über alle bisher erschienenen Artikel in dieser Artikelserie.