Ein Blick auf meinen (bald) ehemaligen Arbeitsplatz II

In den letzten elf Jahren werde ich 413 Predigten von dieser schlichten und mir nun so vertrauten Kanzel gehalten haben.

Davon hielt ich 136 Predigten zu einem AT-Text, während 266 Predigten einen NT-Text zur Grundlage hatten. Die übrigen 11 Predigten waren sogenannte Themenpredigten – mit Bezügen zu diversen Bibeltexten. Insgesamt habe ich 45 verschiedene Bibelbücher meinen Predigten zugrunde gelegt. Die Verteilung ist da aber recht ungleichmäßig. So habe ich Predigtreihe durch komplette Bücher gehalten: Joel, Habakkuk, Maleachi, Markus, Galater, Philipper, Kolosser, 1. + 2. Thessalonicher, Titus und Judas. Es gab auch Predigtreihen durch größere Textabschnitte: Jakob (1. Mose), Auszugsgeschichte (2. Mose), 1. Samuel 1-15, Elia (1. Könige), Sprüche 1-8, Abschiedsreden Jesu (Johannes 13-16) und Epheser 1. Dieses fortlaufende Predigen hat den Schwerpunkt meines Predigtdienstes ausgemacht.

Auf der anderen Seite habe ich aus manchen Büchern auch nur einzelne Texte herausgegriffen, z.B. aus 4. Mose, Esra, Prediger, Hohelied, Sacharja oder 2. Petrus.

Da mir nach Apg 20,27 ein großes Anliegen ist, den „ganzen Ratschluss Gottes“ zu verkündigen, habe ich versucht Doppelungen zu vermeiden: Dennoch habe ich über insgesamt 21 Texte (meist in etwas anderer Abgrenzung) zwei Mal gepredigt. Und über 2 Texte sogar drei Mal: nämlich Lukas 2,8-20 und Gal 4,4-7. Wenig überraschend sind beides klassische Weihnachtstexte.

Bei allem Streben nach Ausgewogenheit und Abwechslung (AT – NT – verschiedene Bibelgattungen – und Themen), darf natürlich das Wichtigste niemals aus dem Blick geraten. Nicht umsonst ist bei uns hinter der Kanzel das große Kreuz zu sehen. Dreh- und Angelpunkt jeder christlichen Verkündigung muss stets Jesus Christus und das Evangelium sein. Wahre Predigt und Bibelauslegung haben wir nur dort, wo Jesus Christus und sein versöhnendes Werk am Kreuz dargelegt und großgemacht wird. Es ist mein Gebet, dass mir dies in den letzten Jahren gelungen ist.

Ein Blick auf meinen (bald) ehemaligen Arbeitsplatz I

Vor rund elf Jahren hat eine mutige Gemeinde – die EFG Borken – mich zu ihrem Pastor berufen. Ich war gerade mal 25 Jahre jung und hatte soeben meine theologischen Studien abgeschlossen. Man gab mir die Chance in den vollzeitlichen Dienst zu starten. Man brachte mir Vertrauen entgegen und überließ mir die Verantwortung für Predigt und Lehre. Ich durfte dabei auch viel selbst lernen – und die Geschwister haben das mit Geduld und Wohlwollen getragen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Über das Gericht Gottes predigen

Vor einigen Tagen las ich bei eine Idea die interessante Meldung „Auch über das Gericht Gottes predigen“. Hintergrund waren die Äußerungen einiger Theologen bei der Theologischen Studienkonferenz des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, die vom 15. bis 17. September in Burbach stattfand. Wie es der Zufall wollte, war ich in der vergangenen Woche mit der Vorbereitung einer Predigt über Joel 2,1-17 beschäftigt – einem Text, der in drastischen Worten das Gericht Gottes thematisiert. Insofern habe ich mir – natürlich nicht nur letzte Woche – auch so meine Gedanken zu diesem Thema gemacht:

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1. Man kommt als Prediger nicht darum herum, über das Gericht Gottes zu predigen

Auch ein flüchtiger Bibelleser wird wahrnehmen, dass die Schrift sehr häufig vom Gericht Gottes spricht. Und auch für Jesus war das kein Randthema. Das Gericht Gottes ist ein zentrales Thema der Bibel und wer die Bibel ernst nimmt und sich dem Anspruch verpflichtet fühlt, den „ganzen Ratschluß Gottes“ (Apg 20,27) zu predigen, kommt um dieses Thema nicht herum.

2. Es ist eine unangenehme Aufgabe, über das Gericht Gottes zu predigen

Man sollte sich selbst eingestehen und es seinen Hörern auch deutlich machen, dass die Predigt über so ein Thema keine leichte oder besonders spaßige Aufgabe ist. Prediger, die vom Gericht predigen, tun das eben nicht – wie manches Klischee nahelegt -, weil sie andere gern verurteilen oder verdammen, sondern weil sie sich dem Wort Gottes verantwortlich fühlen.

3. Man sollte sich selbst mit einschließen

Wenn die Hl. Schrift Warnungen und Gerichtsworte ausspricht, so sind diese häufig nicht an die Heiden sondern an Israel bzw. das Gottesvolk gerichtet. Entsprechend sollte sich auch eine „Gerichtspredigt“ heute nicht primär auf die „gottlose Welt“ um uns herum einschießen. Ganz im Gegenteil sollte man als Prediger deutlich machen, dass „wir Frommen“ – und ja auch wir selbst als Prediger – angesprochen sind (vgl. 1Petr 4,17). Gerade bei solchen Texten ist es wichtig, dass sich der Verkündiger – für den Hörer wahrnehmbar – bereitwillig und demütig dem Wort Gottes unterordnet und deutlich macht, dass auch er selbst die heilsame Korrektur des Wortes Gottes braucht.

4. Man sollte auf Jesus weisen

Gott spricht in Hes 33,11: „Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe.“ Das ist das Hauptanliegen, das Gott mit den unzähligen Warnungen und Gerichtsworten in der Bibel verfolgt: Dass Menschen die ernste Situation, in der sie sich befinden, erkennen und zu Gott umkehren. Dieses Anliegen sollte auch in jeder „Gerichtspredigt“ heute vorherrschend sein. Darum muss Jesus verkündigt werden, der schließlich dazu gesandt wurde, stellvertretend für Sünder zu sterben, damit diese vor dem gerechten Zorn Gottes und seinem Gericht bewahrt werden. Wie Jesus selbst es sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (Joh 5,24)

5. Wie man dafür sorgt, dass dieses Thema vorkommt

Nur die wenigsten Prediger verspüren von sich aus den Drang, eine Predigt über das Gericht Gottes zu halten. Damit dieses Thema dennoch vorkommt und nicht einfach untergeht, ist es am besten, sich das fortlaufende Predigen durch ganze Bibelbücher zur Gewohnheit zu machen. Wenn man diesen Ansatz verfolgt, verstehen zudem auch die Predigthörer, warum „ausgerechnet dieses unangenehme Thema“ jetzt angesprochen wird: einfach weil es im nächsten folgenden Text dran ist.

Was denkst du zu diesem Thema? Hast du schon mal eine Predigt über das Gericht Gottes gehört oder vielleicht auch selbst eine gehalten? Was ist dir wichtig geworden?

Ordination vor 8 Jahren

Heute vor genau 8 Jahren, am 11. September 2011, wurde ich von Helge Stadelmann zum Pastor des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden ordiniert. Unglaublich, wie schnell diese Zeit vergangen ist. Unglaublich auch, was ich alles schon in den vergangenen Jahren erlebt habe. Ich könnte jetzt hier seitenweise Erlebnisse aufzählen und die Jahre Revue passieren lassen. Aber darauf verzichte ich lieber. Nur zwei Dinge möchte ich festhalten: Es waren soviel mehr gute und positive Dinge, als schlechte oder schwere Erlebnisse. Und in allem ist Gott durch und durch treu geblieben. Er hat mich durchgetragen, durch die fordernde Zeit des Anfangs (in der man von so vielen Dingen, die man tut, nur wenig Ahnung hat). Er hat mir hilfreiche Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus zur Seite gestellt und mich auf gute Wege geführt. Er hat mir auch stets neue Kraft, Ideen, Motivation und Freude geschenkt über all die anderen Jahre.

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Anlässlich dieses Tages habe ich nochmal einen Blick auf mein Ordinationsversprechen geworfen. Dort heißt es unter anderem:

Glaubst Du, dass Gott Dich zum Pastor in der Gemeinde Jesu berufen hat, und bekennst Du, in Lehre, Leben und Dienst an die Heilige Schrift gebunden zu sein in Verantwortung vor Gott und der Gemeinde? – Antwort: Ja, ich glaube und bekenne es.

Auf den ersten Blick sind das vor allem Worte, die einen gewissen Anspruch an einen Pastor – in diesem Fall an mich – stellen. Aber auf der anderen Seite sind es auch Worte, die mich vor vielen Ansprüchen bewahren.

Ja, ich bin in Lehre, Leben und Dienst vollumfänglich an das Wort Gottes gebunden. Ich investiere darum viel Zeit und Mühe, die Bibel richtig zu verstehen und meiner Gemeinde gründlich auszulegen. Es ist mein Streben auch selbst in meinem persönlichen Leben dem Maßstab der Bibel immer mehr zu entsprechen. Natürlich ist das alles kein Selbstläufer und manchmal ein heftiges Ringen.

Auf der anderen Seite entlastet mich diese Bindung an die Schrift auch von vielen anderen Ansprüchen. Ich bin z.B. nicht daran gebunden, welche Auffassungen der Präsident oder andere Funktionsträger unseres Gemeindebundes (Halleluja!) vertreten. Ich bin nicht daran gebunden, welche Ansichten die Mehrheit der Theologieprofessoren (welch Glück!) äußern. Ich bin nicht daran gebunden, was dem heutigen Zeitgeist entspricht und irgendwie hipp und modern ist. Ich bin nicht gebunden, den Methoden zu folgen, die das höchste Gemeindewachstum versprechen. Ich bin noch nicht einmal daran gebunden, das zu tun, was vielleicht die Mehrheit meiner Gemeinde erwartet. Ich bin einzig und allein an die Heilige Schrift als das vollkommene und wahrhaftige Wort Gottes gebunden. Daran erinnere ich mich an diesem Tage wieder neu. Denn die Bindung an die Heilige Schrift macht mich frei und unabhängig von allen anderen Bindungen. Die Bindung an das Wort Gottes macht mich frei, einen treuen Dienst zu tun, der Gott ehrt. Es ist mein Gebet, dass Gott mir dazu Gnade und Segen schenke.

Du bist kein Pastor? Das Prinzip gilt für dich ebenso: Wenn du dich an die Heilige Schrift gebunden weißt, bist du frei und unabhängig von allen anderen Ansprüchen. Frei von dem Anspruch, stets das zu tun, was andere von dir erwarten. Frei von dem Anspruch, die höchstmögliche Karrierestufe zu erklimmen, der beliebteste in der Abteilung zu werden oder – ganz grundsätzlich gesprochen – das Maximale aus deinem Leben rauszuholen. Binde dich an das zuverlässige Wort Gottes, denn diese Bindung macht frei!

In 92 Einheiten durchs Lukasevangelium

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In der vergangenen Woche haben wir bei uns in der Bibelstunde unsere Reihe durch das Lukasevangelium abgeschlossen. Nicht nur ich persönlich, auch die Teilnehmer haben sich gefreut, dass wir diesen Brocken geschafft haben 🙂 Denn obwohl das Lukasevangelium mit 24 Kapiteln vier weniger hat als das Matthäusevangelium, so ist es vom Textumfang doch länger und damit das längste Buch im NT überhaupt. Insgesamt haben wir 92 Einheiten gebraucht, um dieses Buch von vorne bis hinten durchzuarbeiten.

Welchen Mehrwert hat es, ganze Bücher (in der Bibelstunde, in einer Predigtreihe (siehe dazu auch hier), im Selbststudium) durchzuarbeiten?

  • Man lernt auch unbekanntere Texte kennen. Denn ja, auch in einem so bekannten und beliebten Buch wie dem Lukasevangelium gibt es Texte, die weniger bekannt sind, oder die schwierig oder unangenehm sind. Wer ein Buch von vorne bis hinten behandelt, wird zwangsläufig sich auch mit diesen Texten auseinandersetzen. Und das ist wertvoll!
  • Lukas hat sein Evangelium als Buch konzipiert und weniger als eine Geschichten- und Spruchsammlung. Es entspricht also der Absicht des Verfassers das Evangelium als Ganzes zu studieren. Erst dann fallen auch die Schwerpunkte und Eigenheiten dieses Evangeliums wirklich auf.
  • Man versteht die großen Linien eines Buches besser, wenn man es als Ganzes liest. In diesem Fall, wie das Leben und der Dienst Jesu sich entwickelte (Geburt und Vorbereitung für den Dienst, die Zeit in Galiläa, die Reise nach Jerusalem..)

Wie kann man es anderen erleichtern, bei so einer langen Reihe dabeizubleiben?

  • Es wird leichter, wenn man eine so lange Reihe in mehrere Teile aufteilt. So haben wir das Lukasevangelium in drei Etappen behandelt: Lk 1,1-9,50, Lk 9,51-19,44 und Lk 19,45-24,53. Zwischendurch haben wir uns mit anderen biblischen Büchern befasst.
  • Es ist hilfreich, gute Materialen zu einem biblischen Buch zu verteilen (z.B. eine Gliederung) und eine Einführung in das Buch zu geben.
  • Vor allem ist wichtig, selbst mit Freude dabeizubleiben. Denn echte Freude ist ansteckend.
  • Eine andere Möglichkeit wäre noch, die Reihe dadurch zeitlich zu begrenzen, indem man wesentlich größere Einheiten bildet. Also z.B. nicht 92 Einheiten, sondern nur 40 oder sogar nur 20. Erfordert allerdings viel Vorbereitungszeit und eignet sich aus meiner Sicht eher für Predigten und andere nicht so dialogisch gestaltete Formate.

Was machen wir nun als nächstes in der Bibelstunde? Ich habe mich entschlossen, dass wir uns jetzt mit 1Samuel beschäftigen wollen. Für die 31 Kapitel dieses Buches plane ich so ca. 25 Einheiten. Vielleicht werde ich nach Abschluss auch davon berichten.

Warum ich gerne Pastor bin II

Schon vor einigen Wochen habe ich davon geschrieben, dass ich gerne Pastor bin, weil ich damit das Privileg habe, Gottes Wort in der Tiefe zu studieren. Aber das ist bei weitem nicht der einzige Grund, aus dem ich gerne Pastor bin.

Ein weiteres Vorrecht des Pastorendienstes ist nämlich, dass man Kontakt zu vielen ganz unterschiedlichen Menschen hat. Diese Beziehungen zu den vielen unterschiedlichen Menschen sind es, die den Pastorendienst so abwechslungsreich und einzigartig machen! Als Pastor leite ich nicht nur die Jugendgruppe unserer Gemeinde, ich bin darüber hinaus für den Bibelunterricht der noch jüngeren Generation verantwortlich. Außerdem gibt es eine Bibelstunde, die überwiegend von der älteren Generation besucht wird. Aber nicht nur das Altersspektrum ist weit. Bei Glaubenskursen habe ich logischerweise Kontakt zu ganz anderen Menschen, als wenn ich mich bei irgendeinem Mitarbeitertreffen befinde. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang auch Beerdigungen: Da entsteht meist ein relativ kurzer, aber intensiver Kontakt zu Menschen –  die ich oft vorher nicht kenne – , die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden. Darüber hinaus befinden sich in so einer normalen Gemeinde natürlich Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Persönlichkeiten.

Man kann sich vorstellen, dass das nicht langweilig wird. Denn egal ob ein gelangweilter 13jähriger Teenager oder eine hochbetagte fromme Frau, egal ob ein interessierter Suchender oder ein Hinterbliebener in seiner Trauer, egal ob ein engagierter Gemeindemitarbeiter oder ob sonst irgendjemand anderes: Für alle bin ich als Pastor der Ansprechpartner. Alle sind mir anvertraut. Und es ist meine Aufgabe, allen etwas vom Wort Gottes und dem Evangelium mitzugeben! Das ist natürlich eine Herausforderung, aber auch Vorrecht und Freude!

Warum ich gerne Pastor bin

Das „Pastorenamt ist in einer Krise“, so berichtete Idea kürzlich. Das Problem sei, dass die Vorstellungen junger Menschen häufig mit den Anforderungen des Gemeindedienstes kollidierten. Auch in meinem Gemeindebund ist schon seit einigen Jahren immer wieder davon die Rede, dass es zuwenig Nachwuchs gibt. Gleichzeitig nehme ich immer mal wieder – wohlgemerkt nicht überall – wahr, dass es auch die Pastoren selbst sind, die vor allem über die Schattenseiten – die es natürlich gibt (wie in allen anderen Berufen) – des Pastorendaseins reden, und leider gar nicht so viel über die vielen wunderbaren Aspekte. Schade eigentlich.

Ich selbst bin nach meinen theologischen Studien nun bereits seit über 7 Jahren Pastor einer kleinen evangelisch-freikirchlichen Gemeinde im Münsterland. Ich habe es nie bereut diesen Weg eingeschlagen zu haben. Als Pastor in einer Ortsgemeinde zu arbeiten, ist nach meinem Empfinden einer der besten Berufe die es gibt.

Ein Grund, warum ich gerne Pastor bin, ist darin zu finden, dass ich viel Zeit aufwenden darf (und muss), um Gottes Wort in seiner Tiefe zu studieren. Was für ein Privileg ist es doch, Woche für Woche sich in Gottes Wort vertiefen zu können und dafür auch noch die Arbeitszeit aufwenden zu dürfen. Wenn ich Predigten oder Bibelstunden vorbereite, mir für die Jugend etwas überlege oder für einen anderen Kreis, dann bin ich stets derjenige der als erster (und häufig wohl auch am meisten) davon profitiert. Wieviele gute Gedanken, wieviele wertvolle Erkenntnisse, wieviele Impulse für mein ganz persönliches Leben sind mir schon gekommen, als ich in solchen Vorbereitungen steckte. Natürlich, Predigtvorbereitung etc. ist auch harte Arbeit, es ist auch ein Stück Handwerk (mit bestimmten Methoden und Arbeitsschritten), und trotzdem empfinde ich es weitüberwiegend als ein großes Geschenk und ein echtes Privileg, dass ich als Pastor dafür angestellt bin, Gottes Wort zu studieren (um es dann natürlich weiterzugeben).

Es gibt noch viele andere Gründe, warum ich gerne Pastor bin. Ich werde in Zukunft noch mal über den einen oder anderen Grund schreiben.

Warum ich fortlaufende Bibeltexte predige IV

Hier, hier und hier habe ich bereits ein paar Gründe genannt, warum ich vorwiegend fortlaufend ganze Bibelbücher oder größere Bibelabschnitte predige. Einerseits, damit nicht nur populäre Lieblingsstellen zur Sprache kommen, sondern der ganze Ratschluss Gottes (vgl. Apg 20,27) gepredigt wird. Anderseits auch, weil fortlaufendes Predigen es besonders gut ermöglicht, die großen Linien in der Schrift zu verstehen. Insofern entspricht fortlaufendes Predigen dem Charakter der Schrift. Ferner ist fortlaufendes Predigen eine permanente Erinnerung daran, dass Gottesdienstbesuch jede Woche sein sollte.

Die ganze Schrift zeugt von Christus

Ein weiterer Grund, warum ich das fortlaufende Predigen (man nennt das lectio continua) bevorzuge, besteht in der Chance gemeinsam mit der Gemeinde zu entdecken, wie die ganze Heilige Schrift – auch das AT – von Jesus Christus und seinem Evangelium zeugt.  Das wird nur schwer möglich sein, wenn man nur mal hier und dort einen Vers herauspickt. Aber es ist so wichtig! Denn Jesus Christus selbst stellt fest: „Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeugt“ (Joh 5,39). Und die Emmausjünger machten eine ganz beeindruckende Erfahrung mit dem auferstandenen Jesus: „Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war.“ (Lk 24,27).

Das bedeutet, dass es nicht nur irgendwie schade ist, wenn weite Teile der Schrift (und meistens wirds vor allem das AT sein) nie gepredigt werden. Nein, wir verpassen dann einen großen Teil dessen, was Gott über sich selbst, seinen Sohn Jesus Christus und das Evangelium uns offenbart hat. Auch der Fernsehzuschauer hat doch definitiv etwas verpasst, wenn er zu spät einschaltet. Und zwar selbst dann, wenn er die letzte halbe Stunde des Films sich viermal anschauen würde. Genauso können wir das Verpasste an Gottes Selbstoffenbarung auch nicht dadurch wieder gutmachen, indem wir andere Teile der Schrift (meist die Evangelien, einige Briefe) besonders häufig und intensiv thematisieren. Nein, wenn weite Teile der Schrift nie gepredigt werden, dann haben wir definitiv etwas von Gottes Selbstoffenbarung verpasst. Und das ist ein Problem!

Die Predigt soll in schwierige Bereiche hineinführen

Noch ein anderer Aspekt spielt hier eine Rolle. Es ist nicht immer ganz leicht zu verstehen, wie vor allem große Teile des AT von Jesus Christus zeugen. Viele ernsthafte Christen tun sich schwer damit zu erkennen, welche Bedeutung diese Texte für ihr Leben haben. Als Prediger haben wir darum eine besondere Verantwortung, die Gemeinde geradet in solche Bereiche der Schrift hineinzuführen und ihnen zu zeigen, inwiefern tatsächlich die ganze Schrift von Christus zeugt und im Bezug zum Evangelium steht.

Warum ich fortlaufende Bibeltexte predige III

Hier und hier habe ich bereits zwei Gründe genannt, warum ich vorwiegend fortlaufend ganze Bibelbücher oder größere Bibelabschnitte predige. Einerseits, damit nicht nur populäre Lieblingsstellen zur Sprache kommen, sondern der ganze Ratschluss Gottes (vgl. Apg 20,27) gepredigt wird. Anderseits auch, weil fortlaufendes Predigen es besonders gut ermöglicht, die großen Linien in der Schrift zu verstehen. Insofern entspricht fortlaufendes Predigen dem Charakter der Schrift.

Gottesdienstbesuch sollte jeden Sonntag sein

Ein weiterer Grund, warum ich das fortlaufende Predigen (man nennt das lectio continua) bevorzuge, besteht in seinem pädagogischen Wert. Denn es erinnert die Gemeinde kontinuierlich daran, dass Gottesdienstbesuch grundsätzlich in jeder Woche sein sollte. Wer einen Sonntag nicht da ist, hat eben etwas verpasst (das gilt natürlich immer). Aber wenn in einer Gemeinde das fortlaufende Predigen üblich ist, wird es demjenigen eher bewusst werden („Huch, wir sind schon bei 1Mose 30 – vor 14 Tagen waren wir doch noch in Kapitel 28…“). Ich bin natürlich nicht so naiv zu glauben, allein durch dieses Vorgehen, jeden zum treuen Gottesdienstbesuch ermuntern zu können. Dennoch ist fortlaufendes Predigen ein stete Erinnerung daran, dass der wöchentliche Gottesdienstbesuch die Regel sein sollte. Eine Erinnerung, die wir in unserer Multioptionsgesellschaft mit ihren vielen Wahlmöglichkeiten auch am Sonntag morgen gut gebrauchen können.

Wer die ganze Predigtreihe hört, hat größeren Gewinn

Noch ein kurzer Aspekt: Dass bei fortlaufendem Predigen, die einzelnen Predigten aufeinaner aufbauen, entbindet den Prediger selbstverständlich nicht von der Verantwortung, jede einzelne Predigt so auszuarbeiten, dass sie in sich verständlich und stimmig ist. Nichtsdestotrotz wird derjenige, der alle Teile aufmerksam hört, größeren Gewinn haben, als derjenige, der nur einzelne Predigten hört. (Genau so ist es ja auch bei guten Filmreihen.) Auch das erhöht die Motivation, möglichst jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen.

Warum ich fortlaufende Bibeltexte predige II

In diesem Beitrag habe ich bereits einen Grund genannt, warum ich vorwiegend fortlaufend ganze Bibelbücher oder größere Bibelabschnitte predige. Damit nämlich nicht nur populäre Lieblingsstellen zur Sprache kommen, sondern der ganze Ratschluss Gottes (vgl. Apg 20,27) gepredigt wird.

Fortlaufendes Predigen entspricht dem Charakter der Schrift

Ein weiterer Grund, warum ich das fortlaufende Predigen (man nennt das lectio continua) favorisiere, besteht darin, dass man damit dem Charakter der Bibel am ehesten gerecht wird. Denn die Bibel ist zum allergrößten Teil keine lose Sammlung zufällig zusammengestellter Sprüche. Die Bibel ist auch kein Lexikon mit kurzen thematisch in sich abgeschlossenen Artikeln. Nein, die Bibel ist ein Buch das Erzählungen, Poesie, Briefen und manche literarische Gattung mehr enthält. Gemeinsam ist aber fast allen Texten, dass ein Gedankengang über einen längeren Abschnitt entwickelt wird. Paulus hat den 1. Korintherbrief nicht geschrieben, damit wir heute 1Kor 13,4 („Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf“) herausgreifen und alles andere in diesem langen Brief ignorieren. Auch wenn Jesus dazu auffordert „zuerst nach dem Reich Gottes zu trachten“ (Mt 6,33), ist es von entscheidender Bedeutung seinen ganzen Gedankengang zu beachten. Bei alttestamentlichen Erzählungen ist die Sache noch wichtiger: Was sagt uns die Geschichte von der Versöhnung zwischen Jakob und Esau (1Mose 33)? Ich bin überzeugt, wir werden sie missverstehen, wenn wir uns nicht den gesamten Jakob-Zyklus (1Mose 25-35) anschauen.

Die großen Linien verstehen

Wenn ich also fortlaufend längere Bibelabschnitte predige, tue ich das auch, um es der Gemeinde zu ermöglichen, einen längeren Gedankengang in der Bibel zu verstehen. Ja, mein Ziel ist es vor allem, dass sie die großen Linien verstehen. Nicht nur den Gedanken in einem Abschnitt von 4-5 Versen, sondern z.B. einen ganzen Brief. Um dieses Ziel zu erreichen, ist das fortlaufende Predigen die beste Methode. Denn so baut Predigt für Predigt aufeinander auf. Denn seien wir ehrlich, nur eine einzelne Perikope in der Annahme herauszugreifen, die Zuhörer könnten diesen Text in den großen Zusammenhang schon einordnen, ist wohl in den seltensten Fällen realistisch.