Evolutionsbiologe zur „Ehe für alle“

Anlässlich der Entscheidung über die „Ehe für alle“ wurde in der christlichen Szene mitunter auch diskutiert, inwieweit man bei so einer Frage biblisch-theologisch argumentieren dürfe (wie ich das getan habe), oder ob man sich nicht eher auf verfassungsrechtliche oder andere – für den säkularen Menschen nachvollziehbare – Argumente stützen solle.

Ulrich Kutschera, Professor an der Uni Kassel – er bezeichnet sich selbst als „atheistischen Evolutionsforscher“ -, hat dem katholischen Nachrichten-Portal kath.net ein interessantes Interview gegeben. Dort erläutert er, warum er auf „biowissenschaftlichen Fakten“ gegründet, die „Ehe für alle“ ablehnt. Man wird als Christ sicher nicht alle seine Ausführungen teilen. Dennoch ist es interessant und lesenswert, wie dieser Forscher mit einer völlig anderen weltanschaulichen Grundlage in dieser Frage argumentiert und welche Folgeprobleme er befürchtet.

Das Interview findet man hier.

„Ehe für alle“ – und jetzt?

Wie erwartet, hat der Bundestag heute den Weg frei gemacht für die sogenannte „Ehe für alle“. Manche bezweifeln, dass dieses Gesetz verfassungsgemäß ist. Aber es ist anzunehmen, dass es in diesem Fall dann halt in der kommenden Legislaturperiode eine mit großer Mehrheit verabschiedete Grundgesetzänderung geben würde. Warum ich nicht für diese Neuerung bin, habe ich bereits hier dargelegt.

In der christlichen Szene ist die heutige Entscheiung nicht ohne Echo geblieben. Stephan Holthaus, Rektor der FTH Gießen, weist in seinem Kommentar für Idea Spektrum auf die enorme Bedeutung der klassischen Ehe hin:

„Ehe ist nicht die Idee des Einzelnen oder des Grundgesetzes. Die Ehe von Mann und Frau ist eine geniale „Schöpfungsordnung“ Gottes für alle Menschen. Dietrich Bonhoeffer spricht von einem göttlichen „Mandat“ für alle Zeiten. Gott hat sich dabei etwas gedacht. Die Ehe von Mann und Frau ist die Keimzelle jeder Gesellschaft. Wer das infrage stellt, wendet sich gegen die Schöpfung.“

Michael Kotsch, Vorsitzender des Bibelbundes, wagt in seinem Kommentar schon einen Blick in die Zukunft und meint:

„Es kann nicht mehr lange dauern bis sich der Staat ganz aus allen Partnerschaftsfragen verabschieden wird. Spätestens dann müssen sich Christen wieder ganz neu auf Gottes Vorstellungen von Ehe besinnen und unabhängig von gesellschaftlichen und politischen Moden verpflichtende Partnerschaft leben. Wahrscheinlich ist die Zeit nicht mehr weit, in der die eigentliche Eheschließung nicht mehr vor dem Standesamt stattfindet, sondern vor der Öffentlichkeit der Gemeinde. Auch wenn bequemerweise christliche und staatliche Vorstellungen von Ehe jahrhundertelang Hand in Hand gingen, ist das heute endgültig vorbei.“

Das Netzwerk Evangelium 21 stellt mit Blick auf die heutige Entscheidung fest:

„dass diese Prozesse der Verweltlichung längst auch das Leben in bekenntnisorientierten christlichen Kreisen formen. Gerade im Umgang mit unserer Leiblichkeit und in der Gestaltung des Familien- und Zusammenlebens sind wir der Welt das christliche Zeugnis oft schuldig geblieben.“

Wie sollten Gemeinden und Christen auf die heutige Entscheidung reagieren? Die Vorsitzenden von Evangelium 21 schreiben:

„Deshalb ermutigen wir Kirchen, Gemeinden und Christen, jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern dort, wo es nötig ist, umzukehren und in der festen Bindung an Jesus Christus und sein Wort eine schöpferische Gegenkultur zu bilden. Lasst uns festhalten an seinen Zusagen und in allen Bereichen unseres Lebens seine Ehre suchen!“

Warum ich nicht für die „Ehe für alle“ bin

Nachdem in den letzten Tagen nach SPD und Grünen auch die FDP erklärt hat, die Einführung der sogenannten „Ehe für alle“ zur Koalitionsbedingung zu machen, scheint es jetzt auf einmal sehr schnell zu gehen. Wie man der aktuellen Berichterstattung entnehmen kann, soll der Deutsche Bundestag wohl noch in dieser Woche ein entsprechendes Gesetz zur Einführung der sogenannten „Ehe für alle“ verabschieden.

Doch was ist aus christlicher Sicht dazu zu sagen? Sollten Christen – auch wenn sie gelebte Homosexualität entsprechend dem biblischen Befund als Sünde verstehen – nicht auch für die „Ehe für alle“ sein? Schließlich wollen wir doch unsere Glaubensüberzeugungen nicht anderen aufzwängen oder? Und außerdem, so hört man oft, würde traditionellen Ehen und Familien doch nichts weggenommen werden, wenn der Ehebegriff auch auf homosexuelle Partnerschaften erweitert wird.

Die Bibel sieht die Ehe als Schöpfungsordnung Gottes (1Mose 1-2). Sie ist allen Menschen aller Kulturen und Religionen gegeben (und nebenbei bemerkt: ist es nicht interessant, dass es die Ehe in fast allen Kulturen gibt?) In aller Kürze drei Aspekte die für ein biblisches Eheverständnis grundlegend sind:

  1. Die bipolare Ergänzung von Mann und Frau

Man beachte in 1Mose 2,18 die Feststellung: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sein.“ Danach führt Gott Adam zunächst die ganzen Tiere vor, damit er sie benennen würde. Viele, viele Tiere unterschiedlichster Art ziehen an Adam vorüber, aber das Fazit in V. 20 ist eindeutig: „aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre.“ Erst danach überkommt Adam ein tiefer Schlaf und Gott erschafft die Frau. Als Adam sie das erste Mal erblickt, bricht die Begeisterung aus ihm heraus: „Das ist doch Bein und Fleisch von meinem Fleisch!“ (V. 23) Wir halten fest: die bipolare Ergänzung von Mann und Frau ist ganz wesentlich für ein biblisches Eheverständnis.

  1. Sexualität

In 1Mose 2,24 heißt es „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden sein ein Fleisch“. Zum biblischen Eheverständnis gehört auch die Sexualität grundlegend hinzu. Für die Ehe hat Gott Sexualität geschaffen, hier soll sie gelebt werden.

  1. Fortpflanzung

In 1Mose 1,28 lesen wir das erste Gebot der Bibel. Gott spricht zu den Menschen: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.“ Die Ehe ist prinzipiell auf Fortpflanzung angelegt. Dass nicht jede einzelne Ehe Kinder hervorbringt, tut dieser grundsätzlichen Tatsache keinen Abbruch.

Es wird deutlich, dass auf die sogenannte „Ehe für alle“ längst nicht alle Punkte zutreffen. Aber warum sollte sich staatliches Handeln am biblischen Eheverständnis orientieren?

Nun, nach der Schrift ist die staatliche Obrigkeit, als „Gottes Dienerin“, dazu verpflichtet, das Gute zu fördern und das Böse zu bekämpfen (Röm 13,1-4). Weil sie in Ehe und Familie etwas Gutes und Wertvolles erkannten, haben die Väter des Grundgesetzes diese zu Recht unter besonderen Schutz gestellt (Art. 6). Schließlich sind Ehe und Familie Keimzelle der Gesellschaft und als solche Voraussetzung für ein gesunde Gesellschaft. Andererseits ergibt sich daraus auf der anderen Seite eben dann auch, dass der Staat schöpfungswidriges Verhalten in keiner Weise fördern oder aufwerten sollte.

Letzteres trifft eben auch auf die sogenannte „Ehe für alle“ zu. Gleichgeschlechtliche Sexualität kann eben grundsätzlich nicht dem Leben schaffenden Schöpferwillen Gottes gerecht werden, wie ihn 1Mose 1,28 zum Ausdruck bringt. Stellen wir uns nur mal vor, dass das in unserer Gesellschaft vorherrschende heterosexuelle Verhalten durch homosexuelles Verhalten vollständig ersetzt würde. Unsere Gesellschaft verlöre ihre Zukunftsfähigkeit und genau diese aufrechtzuerhalten, ist die Pflicht und auch im Interesse des Staates. Andererseits sollte man auch bedenken, dass die Ergänzung von Mann und Frau eine wichtige Voraussetzung für eine normale Entwicklung und Erziehung von Kindern ist. Es ist bezeichnend und traurig, dass die Frage nach dem Kindeswohl in der Debatte um die sogenannte „Ehe für alle“ kaum vorkommt. Stattdessen wird von Gleichberechtigung und angeblicher Diskriminierung schwadroniert.

Aus Christ lehne ich aus diesen Gründen die sogenannte „Ehe für alle“ ab. Im Endeffekt wird die Ehe selbst mit diesem Vorhaben abgeschafft. „Ehe für alle“ ist letztendlich Ehe für keinen, wie auch ein FAZ-Journalist treffend kommentiert.

Aber ich mache mir keine Illusionen. Die „Ehe für alle“ wird kommen. Für mich ein deutliches Beispiel, dass Christen, die der Schrift treu bleiben wollen, in zunehmendem Maße zu gesellschaftlichen Außenseitern werden. Können wir damit umgehen?

Petition gegen massenhafte Abtreibungen

Schon vor einer Woche hatte ich darüber geschrieben, dass ein christlicher Chefarzt beschlossen hatte, in seiner Abteilung keine Abtreibungen nach der sogenannten Beratungsregelung mehr durchzuführen. Nach großer öffentlicher Empörung, wo auch mancher von einem „Recht auf Abtreibung“ sprach (das es gar nicht gibt), musste er schließlich seinen Hut nehmen.

Erfreulicherweise hat sich Idea dieses Themas angenommen. Es wurde nicht nur ein sehr guter Kommentar zu dem Vorfall veröffentlicht, sondern auch eine Petition an den Deutschen Bundestag gestartet. Der Bundestag wird dazu aufgefordert „dafür zu sorgen, dass gemäß dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts das Leben ungeborener Kinder wieder umfassend geschützt wird.“ Ich empfehle unbedingt, diese Petition zu unterstützen.

Durch Idea wurde auch bekannt, dass es sich bei dem betreffenden Chefarzt um einen Christen aus dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden handelt. Als Pastor dieses Gemeindebundes freut mich das besonders 🙂 Das wäre eine gute Gelegenheit, dass auch die Leitung unseres Gemeindebundes eine klare, öffentliche Stellungnahme zum Schutz des ungeborenen Lebens abgibt! (Die Evangelische Allianz hat es ja schon längst getan).

Es gibt kein Recht auf Abtreibung

Wie in den letzten Tagen bekannt wurde, hatte ein christlicher Chefarzt beschlossen, dass in seiner Abteilung keine Abtreibungen mehr nach der sogenannten Beratungsregelung durchgeführt werden (Bericht z.B. hier). Als Chefarzt ist es sein gutes Recht, solche Rahmenbedingungen für seine Abteilung vorzugeben. Wie zu erwarten war, ließ die öffentliche Empörung der Abtreibungs-Lobby nicht lange auf sich warten. Pro Familia, die Organisation mit dem wohl unpassendsten Namen überhaupt (das ist so, als würde sich der örtliche Schlachthof als Tierschutzorganisation bezeichnen), zeigte sich „entsetzt“ und die SPD-Gesundheitsministerin von Niedersachsen drohte dem betroffenen Krankhaus unverhohlen mit finanziellen Nachteilen. Obwohl die Klinikleitung die Entscheidung des Chefarztes mittrug und dieser seine Position auch vor seiner Einstellung mitteilte, kam es, wie es zu befürchten war: der christliche Chefarzt wird letztendlich die Klinik verlassen (Bericht hier).

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht aus biblischer Sicht auf dieses Thema eingehen, obwohl es da sehr viel zu sagen gäbe… über das menschliche Leben, über Christen in Welt usw.

Nein, ich möchte nur auf eine Tatsache hinweisen. Abtreibung ist in Deutschland nach wie vor eine Straftrat. Abtreibung bleibt lediglich unter bestimmten Bedingungen straffrei. Die Abtreibungs-Lobby möchte auch hier der Öffentlichkeit weismachen, dass es ein Recht auf Abtreibung gäbe. Das gibt es aber nicht. Es ist ein riesiger Skandal, wenn ein Chefarzt oder eine Klinik hier von Lobbyisten und sogar durch Regierungsmitglieder (!) unter solch massiven Druck gesetzt werden, rechtswidrig zu handeln! Dass solche Menschen keinen Respekt vor Gottes Wort haben, sollte einen nicht wundern. Aber dass hier nicht mal mehr die Gesetzeslage respektiert wird, ist schon erschreckend.

Die Deutsche Evangelische Allianz hat zu diesem Vorgang übrigens eine gute Stellungnahme verfasst, die hier zu finden ist.

„Hier steht das Wort Gottes im Mittelpunkt“

Vor einiger Zeit bekam ich von jemandem, der schon seit längerer Zeit regelmäßig unsere Gottesdienste besucht, ein unverhofftes Lob: „Hier steht das Wort Gottes im Mittelpunkt. Das find ich gut!“ Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass mein Gesprächspartner bisher in anderen Kirchen andere Erfahrungen gemacht hatte. Dort gab es von den Kanzeln wohl überwiegend Kommentare zur Tagespolitik zu hören. „Wenn ich was zur Politik wissen will, kauf ich mir den Focus oder eine andere Zeitung“, fuhr mein Gesprächspartner fort, „aber in der Kirche da will ich was aus der Bibel hören und hier bei euch ist das so!“

Kann man sich als Pastor ein schöneres Lob vorstellen? Wohl kaum… Natürlich hat das Wort Gottes auch etwas zu politischen Fragen zu sagen – das Evangelium ist in dem Sinne nicht unpolitisch. Aber Aufgabe eines Predigers ist es nicht, die Tagespolitik mit seinen persönlichen Einschätzungen zu kommentieren. Die Aufgabe eines Predigers ist es, den Menschen Christus zu predigen, ihnen das Wort Gottes treu auszulegen, so dass sie durch und durch in ihrer ganzen Person erneuert werden (vgl. Röm 12,2).

Also liebe Prediger, habt Mut einfach das Wort Gottes zu predigen. Die Menschen wollen es hören und sie erwarten, dass sie es von euch in der Kirche hören!

Und liebe Predigthörer: ermutigt eure Pastoren und Prediger, wenn sie das tun! Ermutigung können auch sie sehr gut gebrauchen 🙂