Der Epheserbrief: Die Gemeinde – eine Idee Gottes

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Der Epheserbrief ist einer der Briefe, die Paulus aus der Gefangenschaft – vermutlich aus Rom – heraus schrieb (vgl. Eph 6,20). In Rom war der Apostel zwar in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt (vgl. Apg 28,30-31), jedoch war er nicht unmittelbar vom Tod bedroht und hatte Möglichkeiten seinen Dienst fortzusetzen. Gut möglich, dass Paulus zur gleichen Zeit auch den Kolosser- und Philemonbrief schrieb und diese zusammen mit dem Epheserbrief durch Onesimus und Tychikus zu ihren Empfängern bringen ließ (Eph 6,21 und Kol 4,7 erwähnen Tychikus als Briefüberbringer und Kol 4,9 erwähnt, dass auch Onesimus dabei gewesen ist).

Das Thema des Epheserbriefs ist: Die Gemeinde – eine Idee Gottes. So schildert Paulus in diesem Brief, dass Gott die Gemeinde schon vor Grundlegung der Welt geplant hat, und wie er sich die Gemeinde vorstellt. Er schreibt, dass Christus das Haupt der Gemeinde ist und die Gemeinde der Leib Christi (1,21-22). Durch diesen Vergleich wird deutlich, wie wichtig Gott die christliche Gemeinde ist. Paulus macht deutlich, durch welche große Gnade Gott die Gemeinde aus ihren Sünden errettet hat (2,4-5) und dass Gott nun mit der Gemeinde ein Ziel hat (2,10; 4,15). Des Weiteren legt Paulus großen Wert darauf, dass in der christlichen Gemeinde im Geist Einheit herrschen soll (4,3), obwohl Gott einem jeden Gläubigen in einem verschiedenen Maße Gaben gegeben hat (4,7-8). Zahlreiche praktische Anweisungen für das Leben der Gläubigen in der Gemeinde runden diesen Brief ab (4,17-6,20). So ist der Epheserbrief ein wichtiges Lehrfundament für den Bau der neutestamentlichen Gemeinde.

Der Epheserbrief ist leicht zu gliedern: So gibt es zunächst einen lehrhaften Teil (Kap. 1-3) über Gottes Absicht mit seiner Gemeinde. Dieser zerfällt in fünf Einzelabschnitte:

  1. Paulus preist Gott für die Erlösung durch Christus und sein Wirken unter den Ephesern (1,1-23)
  2. Gott hat uns durch Gnade vom Tod zum Leben errettet (2,1-10)
  3. Christus hat Einheit zwischen Juden und Heiden gestiftet (2,11-22)
  4. Gott hat Paulus zum Apostel eingesetzt (3,1-13)
  5. Das Gebet des Apostels für die Gemeinde (3,14-21)

Dem folgt ein zweiter, eher praktisch ausgerichteter Teil (Kap. 4-6) über Gottes Plan für das Leben in der Gemeinde und ihrer Glieder. Dieser lässt sich in vier Einzelabschnitte unterteilen:

  1. Paulus mahnt zur Einheit im Geist trotz der Vielfalt, die Gott in die Gemeinde gelegt hat (4,1-16)
  2. Paulus beschreibt den neuen Lebensstil von Gläubigen (4,17-5,20)
  3. Paulus erklärt die „christliche Hausordnung“ (5,21-6,9)
  4. Paulus fordert zum Anlegen der geistlichen Waffenrüstung auf (6,10-24)

Der Epheserbrief spricht zahlreiche aktuelle Themen des Glaubens an, so dass seine aufmerksame Lektüre wie von selbst praxisbezogen wird. Dennoch kann man beim Lesen folgende Fragen im Hinterkopf behalten:

  1. Worin besteht aus Paulus Sicht das Besondere an der christlichen Gemeinde? Sehe ich das auch?
  2. In welchem Lebensbereich bin ich herausgefordert von „Gottes Plan für das Leben der Gemeinde und ihrer Glieder“?

Schlüsselvers: „Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen.“ (Eph 2,8-10)


Dieser Text wurde anlässlich der 5x5x5-Bibelleseaktion meiner Gemeinde, der EFG Borken, verfasst. Er soll den Lesern eine kurze Einführung in den Epheserbrief geben. Mehr zur Aktion 5x5x5 und wie auch du mit dabei sein kannst, findest du hier.

Zeitgeist statt Bibel

Das Gemeindejugendwerk (GJW) des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden gibt seit einigen Jahren eine eigene Zeitschrift mit dem Titel „Herrlich“ heraus. Die aktuelle Ausgabe 02/2018 (hier auch als Download), die mir vor kurzem zugeschickt wurde, steht unter dem Titel „All you need is love: Von Liebe, Sex und Zärtlichkeit.“ Ansich ist es eine positive Sache, dieses wichtige und trotzdem oft vernachlässigte Thema zu behandeln. Wer in der Ausgabe jedoch biblisch fundierte und seelsorgerlich hilfreiche Impulse erwartet, wird leider enttäuscht.

Ein erschütterndes Beispiel stellt der Artikel zweier BEFG-Pastoren dar, indem sie häufige Fragen zum Thema Sexualität und Liebe beantworten. So positionieren sich die beiden Autoren zum Thema Homosexualität klar positiv. Alle Bibelstellen, die sich kritisch zu homosexueller Praxis äußern, werden mit der bloßen Behauptung, „dass die Bibel bei diesen Beispielen über etwas völlig anderes spricht als über liebevolle, gleichberechtigte, partnerschaftliche Beziehungen“, einfach vom Tisch gewischt. Eine Auseinandersetzung mit auch nur einer einzigen dieser Bibelstellen findet nicht statt. Stattdessen bedienen sich die Autoren eines Kunstgriffes und verweisen auf den ersten Halbsatz aus 1Mose 2,18, wo Gott über Adam sprach „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei.“ Dass Gott Adam daraufhin – es steht noch im selben Vers – eine „Gehilfin“ schafft, „die ihm entspricht“ – nämlich eine Frau – wird bezeichnenderweise nicht erwähnt. Stattdessen ziehen die Verfasser eine abenteuerliche Schlussfolgerung: „Homosexuellen Menschen die Möglichkeit einer Partnerschaft abzusprechen, bedeutet ihnen eine Bürde aufzuerlegen, die Gott als ’nicht gut‘ bezeichnet.“ (23) Die Schlichtheit dieser Argumentation ist erschütternd.

Im gleichen Artikel wird z.B. auch die Frage behandelt, ob Pornos zu schauen ok sei. Völlig zu Recht weisen die Autoren auf einige Probleme im Zusammenhang mit Pornografie hin: „Was tue ich den Frauen an, die in dieser Industrie ausgenutzt werden? Gehören körperliche und emotionale Nähe nicht zusammen?“ (22). Doch statt einer klaren Antwort und echter Hilfestellung wie man der Versuchung durch Pornografie begegnen kann, verharmlosen die Autoren die Gefahren durch Pornos: „Einfach gesagt: Pornos sind irgendwie wie Fastfood – beides kürzt den eigentlichen Weg ab, und beides tut auf Dauer nicht gut.“ Man kann nur entgegnen: Nein, Pornos sind nicht wie Fastfood! Hin und wieder und in Maßen Fastfood zu sich zu nehmen, ist ja völlig unbedenklich. Bei Pornografie ist das vollkommen anders. Hier macht nicht die Menge das Gift, nein Pornokonsum – auch der gelegentliche – ist in jedem Fall schädlich und eine Sünde. Und das sollten Pastoren Jugendlichen – und anderen natürlich ebenso – auch so sagen!

Aber vor klaren, biblisch begründeten Antworten scheuen sich die beiden Kollegen spürbar. Bloß niemandem auf die Füße treten und ja nicht eine in dieser Welt unpopuläre Ansicht vertreten, scheint die Devise zu sein. So ist es kein Wunder, dass die Autoren in ihren Statements regelmäßig dort landen, wo der Zeitgeist bereits auf sie wartet. Eine dezidiert christliche Aussage – die so nicht auch andere, wie Psychologen, Pädagogen etc. hätten treffen können – sucht man in diesem Artikel jedenfalls vergeblich.

Welches Fazit soll man ziehen? Einerseits ist dieser Beitrag ein erneuter Beleg dafür, dass es um die geistliche Ausrichtung des GJW Elstal nicht gut bestellt ist. Dort stört es offenbar niemanden oder es wird sogar noch begrüßt, wenn z.B. in diesen ethischen Fragen bibelwidrige Positionen verbreitet werden. Andererseits kann man nur dazu auffordern, GJW Publikationen gründlich und kritisch zu prüfen und im Zweifelsfall nicht zu zögern, diese der blauen Tonne zu übergeben. Zuletzt kann man nur dafür beten, dass es eine neue Hinwendung zu Gott und seinem zuverlässigen Wort, der Hl. Schrift, geben möge.

Gottes Wort hören und TUN – zum Monatsspruch für Februar

Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust. (5Mose 30,14)

Jakobus erzählt uns in seinem Brief von einem Mann, der sich selbst im Spiegel betrachtet. Anschließend geht er davon und vergisst sein Aussehen augenblicklich (vgl. Jak 1,23-24). Ein absurdes Beispiel mit dem Jakobus uns verdeutlichen will, wie unsinnig und widersprüchlich es ist, Gottes Wort zwar zu hören, aber nicht danach zu handeln. Genauso wie der Mann, der sich im Spiegel selbst betrachtete, sich selbstverständlich auf einem Foto wiedererkennen würde, so sollte auch derjenige, der das Wort des allmächtigen Gottes vernommen hat, danach sein Leben ausrichten.

Der Monatsvers für Februar betont nun, dass Gottes Wort uns wirklich nahegekommen ist. Dieser Vers hebt hervor, dass Gott wirklich geredet hat und dass wir sein Reden kennen. Ja, Gott hat uns in seiner Güte sogar ein Buch – die Bibel – gegeben, in dem wir sein Reden verschriftlicht finden. Wir können es nachschlagen, studieren und auswendig lernen. Ja, wir führen seine Worte oft sogar im Munde und haben sie bereits in unser Herz aufgenommen, wie Mose schreibt. Gott hat sich uns offenbart, er hat gesprochen, wir kennen sein Wort.

Das ist wunderbar und das bedeutet auch, dass es keine Ausrede gibt, Gottes Gebot nicht zu folgen. Gottes Wille ist uns eben nicht verborgen. Darüber, was Gott sich von uns wünscht, müssen wir nicht spekulieren oder Vermutungen anstellen. Nein, Gott hat sich uns klar und verständlich mitgeteilt. Und zwar mit einem Ziel: dass wir sein Wort tun!

Als evangelische Christen wird uns an diesem Punkt leicht etwas mulmig zu Mute. Womöglich denken wir sofort daran, dass wir als sündhafte Menschen doch niemals in der Lage sein werden, Gott vollkommen gehorsam zu leben. Und dass wir von Vergebung und Gnade leben und uns das Heil nicht verdienen können. Das stimmt natürlich und das ist gute reformatorische Lehre!

Und dennoch dürfen wir hier das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Es ist falsch, Gottes Gebote und seine Forderung nach Gehorsam sofort mit dem Verweis auf Gnade und Vergebung glattzubügeln. Nein, Gottes Wort ist uns gegeben, damit wir es tun. Jesus Christus ist in unser Leben getreten, damit wir verändert werden. Den „alten Menschen“ gilt es abzulegen und den „neuen Menschen“ anzuziehen (vgl. Eph 4,22ff). Und der Heilige Geist wohnt in uns, um uns dabei zu helfen. Er ist es auch, der beides, das Wollen und das Vollbringen“ (Phil 2,13) in uns wirkt.

Natürlich werden wir noch scheitern. Wir werden – wenn wir ehrlich mit uns sind – uns ab und an als Übertreter von Gottes Wort ertappen. Dann dürfen wir Jesus Christus um Vergebung bitten und wir dürfen erfahren, dass es tatsächlich keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“ (Röm 8,1) gibt.

…ob die Menschen nun so denken oder nicht

„Wahrheit ist Wahrheit, und Irrtum ist Irrtum und das Ungesetzliche ungesetzlich, ob die Menschen nun so denken oder nicht. Gott hat einen ewigen Unterschied zwischen Licht und Finsternis gesetzt, zwischen Gut und Böse, was keine menschliche Selbstgefälligkeit ändern kann. Folglich ist kein menschliches Urteil Maßstab aller Dinge, außer es stimmt mit der Wahrheit in den Dingen überein, die Gott so geprägt hat.“

Richard Sibbes, Geborgen in Ihm, Friedberg: 3L, 2007, 110.

Jetzt wird’s konkret!

Ich habe heute Epheser 4 gelesen. Dort heißt es in V. 17: „So sage ich nun und bezeuge in dem Herrn, daß ihr nicht mehr leben dürft, wie die Heiden leben in der Nichtigkeit ihres Sinnes.“ 

Eine klare Aufforderung

Paulus unterscheidet hier deutlich zwischen Heiden und Christen. Darüberhinaus formuliert er eine glasklare Aufforderung an die Christen. Er redet nicht lange um den Brei herum und ist auch nicht sehr diplomatisch. Nein, es ist eins für Paulus klar und das sagt er auch ganz klar: Christen sollen ihren Lebensstil verändern! Glaube muss eben Auswirkungen auf unser Leben haben. Und das hat auch damit zu tun, dass wir unser Verhalten ändern. Das ist uns vom Apostel hier und darüberhinaus an vielen anderen Stellen der Schrift klar geboten! Es ist darum ein Irrweg, ein „Evangelium“ zu verkünden, dass nur noch Stichworte wie Gnade, Liebe und Annahme kennt.

Paulus macht es ganz konkret

Ja, natürlich, Gott nimmt in Jesus Christus die Sünder an, die zu ihm umkehren. Aber aus dem echten Glauben an Jesus Christus folgt auch ein verändertes Handeln. In Eph 4 finden wir das unter den Stichworten „Ablegen des alten Menschen“ (V. 22) und „Anziehen des neuen Menschen“ (V. 24). Dieser Abschnitt zeigt uns auch, dass so eine Veränderung nicht vollautomatisch stattfindet. Nein, dazu braucht es auch immer wieder Unterweisung und Verkündigung. Darum hat schon der Apostel Paulus es in Eph 4 auch richtig konkret gemacht ab V. 25 („Legt die Lüge ab“, „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr“ usw…). Ob er sich damit beliebt gemacht hat? Gute Frage… Auch wir dürfen an dieser Stelle nicht kneifen. Gerade als Verkündiger ist es auch unsere Aufgabe, es mal richtig konkret zu machen… Ein Glaube jedenfalls, der keine Folgen hat, den hat schon Jakobus für tot erklärt (vgl. Jak 2,26). Und wer das für die biblische Evangelium hält, ist einem tödlichen Irrtum – so beliebt dieser auch sein mag – aufgesessen. Denn ohne Heiligung wird niemand den Herrn sehen (Hebr 12,14).

Evolutionsbiologe zur „Ehe für alle“

Anlässlich der Entscheidung über die „Ehe für alle“ wurde in der christlichen Szene mitunter auch diskutiert, inwieweit man bei so einer Frage biblisch-theologisch argumentieren dürfe (wie ich das getan habe), oder ob man sich nicht eher auf verfassungsrechtliche oder andere – für den säkularen Menschen nachvollziehbare – Argumente stützen solle.

Ulrich Kutschera, Professor an der Uni Kassel – er bezeichnet sich selbst als „atheistischen Evolutionsforscher“ -, hat dem katholischen Nachrichten-Portal kath.net ein interessantes Interview gegeben. Dort erläutert er, warum er auf „biowissenschaftlichen Fakten“ gegründet, die „Ehe für alle“ ablehnt. Man wird als Christ sicher nicht alle seine Ausführungen teilen. Dennoch ist es interessant und lesenswert, wie dieser Forscher mit einer völlig anderen weltanschaulichen Grundlage in dieser Frage argumentiert und welche Folgeprobleme er befürchtet.

Das Interview findet man hier.

„Ehe für alle“ – und jetzt?

Wie erwartet, hat der Bundestag heute den Weg frei gemacht für die sogenannte „Ehe für alle“. Manche bezweifeln, dass dieses Gesetz verfassungsgemäß ist. Aber es ist anzunehmen, dass es in diesem Fall dann halt in der kommenden Legislaturperiode eine mit großer Mehrheit verabschiedete Grundgesetzänderung geben würde. Warum ich nicht für diese Neuerung bin, habe ich bereits hier dargelegt.

In der christlichen Szene ist die heutige Entscheiung nicht ohne Echo geblieben. Stephan Holthaus, Rektor der FTH Gießen, weist in seinem Kommentar für Idea Spektrum auf die enorme Bedeutung der klassischen Ehe hin:

„Ehe ist nicht die Idee des Einzelnen oder des Grundgesetzes. Die Ehe von Mann und Frau ist eine geniale „Schöpfungsordnung“ Gottes für alle Menschen. Dietrich Bonhoeffer spricht von einem göttlichen „Mandat“ für alle Zeiten. Gott hat sich dabei etwas gedacht. Die Ehe von Mann und Frau ist die Keimzelle jeder Gesellschaft. Wer das infrage stellt, wendet sich gegen die Schöpfung.“

Michael Kotsch, Vorsitzender des Bibelbundes, wagt in seinem Kommentar schon einen Blick in die Zukunft und meint:

„Es kann nicht mehr lange dauern bis sich der Staat ganz aus allen Partnerschaftsfragen verabschieden wird. Spätestens dann müssen sich Christen wieder ganz neu auf Gottes Vorstellungen von Ehe besinnen und unabhängig von gesellschaftlichen und politischen Moden verpflichtende Partnerschaft leben. Wahrscheinlich ist die Zeit nicht mehr weit, in der die eigentliche Eheschließung nicht mehr vor dem Standesamt stattfindet, sondern vor der Öffentlichkeit der Gemeinde. Auch wenn bequemerweise christliche und staatliche Vorstellungen von Ehe jahrhundertelang Hand in Hand gingen, ist das heute endgültig vorbei.“

Das Netzwerk Evangelium 21 stellt mit Blick auf die heutige Entscheidung fest:

„dass diese Prozesse der Verweltlichung längst auch das Leben in bekenntnisorientierten christlichen Kreisen formen. Gerade im Umgang mit unserer Leiblichkeit und in der Gestaltung des Familien- und Zusammenlebens sind wir der Welt das christliche Zeugnis oft schuldig geblieben.“

Wie sollten Gemeinden und Christen auf die heutige Entscheidung reagieren? Die Vorsitzenden von Evangelium 21 schreiben:

„Deshalb ermutigen wir Kirchen, Gemeinden und Christen, jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern dort, wo es nötig ist, umzukehren und in der festen Bindung an Jesus Christus und sein Wort eine schöpferische Gegenkultur zu bilden. Lasst uns festhalten an seinen Zusagen und in allen Bereichen unseres Lebens seine Ehre suchen!“

Warum ich nicht für die „Ehe für alle“ bin

Nachdem in den letzten Tagen nach SPD und Grünen auch die FDP erklärt hat, die Einführung der sogenannten „Ehe für alle“ zur Koalitionsbedingung zu machen, scheint es jetzt auf einmal sehr schnell zu gehen. Wie man der aktuellen Berichterstattung entnehmen kann, soll der Deutsche Bundestag wohl noch in dieser Woche ein entsprechendes Gesetz zur Einführung der sogenannten „Ehe für alle“ verabschieden.

Doch was ist aus christlicher Sicht dazu zu sagen? Sollten Christen – auch wenn sie gelebte Homosexualität entsprechend dem biblischen Befund als Sünde verstehen – nicht auch für die „Ehe für alle“ sein? Schließlich wollen wir doch unsere Glaubensüberzeugungen nicht anderen aufzwängen oder? Und außerdem, so hört man oft, würde traditionellen Ehen und Familien doch nichts weggenommen werden, wenn der Ehebegriff auch auf homosexuelle Partnerschaften erweitert wird.

Die Bibel sieht die Ehe als Schöpfungsordnung Gottes (1Mose 1-2). Sie ist allen Menschen aller Kulturen und Religionen gegeben (und nebenbei bemerkt: ist es nicht interessant, dass es die Ehe in fast allen Kulturen gibt?) In aller Kürze drei Aspekte die für ein biblisches Eheverständnis grundlegend sind:

  1. Die bipolare Ergänzung von Mann und Frau

Man beachte in 1Mose 2,18 die Feststellung: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sein.“ Danach führt Gott Adam zunächst die ganzen Tiere vor, damit er sie benennen würde. Viele, viele Tiere unterschiedlichster Art ziehen an Adam vorüber, aber das Fazit in V. 20 ist eindeutig: „aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre.“ Erst danach überkommt Adam ein tiefer Schlaf und Gott erschafft die Frau. Als Adam sie das erste Mal erblickt, bricht die Begeisterung aus ihm heraus: „Das ist doch Bein und Fleisch von meinem Fleisch!“ (V. 23) Wir halten fest: die bipolare Ergänzung von Mann und Frau ist ganz wesentlich für ein biblisches Eheverständnis.

  1. Sexualität

In 1Mose 2,24 heißt es „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden sein ein Fleisch“. Zum biblischen Eheverständnis gehört auch die Sexualität grundlegend hinzu. Für die Ehe hat Gott Sexualität geschaffen, hier soll sie gelebt werden.

  1. Fortpflanzung

In 1Mose 1,28 lesen wir das erste Gebot der Bibel. Gott spricht zu den Menschen: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.“ Die Ehe ist prinzipiell auf Fortpflanzung angelegt. Dass nicht jede einzelne Ehe Kinder hervorbringt, tut dieser grundsätzlichen Tatsache keinen Abbruch.

Es wird deutlich, dass auf die sogenannte „Ehe für alle“ längst nicht alle Punkte zutreffen. Aber warum sollte sich staatliches Handeln am biblischen Eheverständnis orientieren?

Nun, nach der Schrift ist die staatliche Obrigkeit, als „Gottes Dienerin“, dazu verpflichtet, das Gute zu fördern und das Böse zu bekämpfen (Röm 13,1-4). Weil sie in Ehe und Familie etwas Gutes und Wertvolles erkannten, haben die Väter des Grundgesetzes diese zu Recht unter besonderen Schutz gestellt (Art. 6). Schließlich sind Ehe und Familie Keimzelle der Gesellschaft und als solche Voraussetzung für ein gesunde Gesellschaft. Andererseits ergibt sich daraus auf der anderen Seite eben dann auch, dass der Staat schöpfungswidriges Verhalten in keiner Weise fördern oder aufwerten sollte.

Letzteres trifft eben auch auf die sogenannte „Ehe für alle“ zu. Gleichgeschlechtliche Sexualität kann eben grundsätzlich nicht dem Leben schaffenden Schöpferwillen Gottes gerecht werden, wie ihn 1Mose 1,28 zum Ausdruck bringt. Stellen wir uns nur mal vor, dass das in unserer Gesellschaft vorherrschende heterosexuelle Verhalten durch homosexuelles Verhalten vollständig ersetzt würde. Unsere Gesellschaft verlöre ihre Zukunftsfähigkeit und genau diese aufrechtzuerhalten, ist die Pflicht und auch im Interesse des Staates. Andererseits sollte man auch bedenken, dass die Ergänzung von Mann und Frau eine wichtige Voraussetzung für eine normale Entwicklung und Erziehung von Kindern ist. Es ist bezeichnend und traurig, dass die Frage nach dem Kindeswohl in der Debatte um die sogenannte „Ehe für alle“ kaum vorkommt. Stattdessen wird von Gleichberechtigung und angeblicher Diskriminierung schwadroniert.

Aus Christ lehne ich aus diesen Gründen die sogenannte „Ehe für alle“ ab. Im Endeffekt wird die Ehe selbst mit diesem Vorhaben abgeschafft. „Ehe für alle“ ist letztendlich Ehe für keinen, wie auch ein FAZ-Journalist treffend kommentiert.

Aber ich mache mir keine Illusionen. Die „Ehe für alle“ wird kommen. Für mich ein deutliches Beispiel, dass Christen, die der Schrift treu bleiben wollen, in zunehmendem Maße zu gesellschaftlichen Außenseitern werden. Können wir damit umgehen?

Weil jeder fehlt, der nicht geboren wird

Am vergangenen Sonntag hatten wir in unserer Gemeinde ein Ehepaar zu Gast, das uns die Arbeit des Projektes 1000plus vorgestellt hat. Diese Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr mindestens 1000 Frauen die ungewollt schwanger geworden sind, so zu helfen, dass sie sich für ihr Kind entscheiden. In den letzten Jahren wurde dieses Ziel schon um ein Vielfaches übertroffen und die Nachfrage nach Hilfsangeboten ist ungebrochen groß…

Eine ganz wichtige Arbeit, die einen Beitrag dazu leistet, dass die erschreckend hohe Zahl an Abtreibungen (rund 100.000 pro Jahr in Deutschland), hoffentlich sinkt. Für uns als Gemeinde war es auch eine gute Sache, weil wir so für dieses wichtige Thema wieder sensibilisiert wurden. Oft ist es ja, dass man zwar um die Problematik weiß, aber in der Gefahr steht, sich ein Stück weit daran zu gewöhnen. Denn außer uns Christen nimmt ja sonst in unserer Gesellschaft niemand Anstoß daran – im Gegenteil, Abtreibung wird als normal angesehen und mancher meint, es gäbe ein Recht darauf… Dass Lebensschutz ein relevantes politisches Thema ist, diese Zeiten sind jedenfalls lange vorbei.

Ich habe die Gelegenheit genutzt und auch zu diesem Thema gepredigt. Wer mag, kann sich die Predigt mit dem Titel „Weil jeder fehlt, der nicht geboren wird“ hier anhören.

„Reich werden wollen“ – die dreifache Gefahr

In diesem Beitrag hatten wir begonnen auf 1Tim 6 zu schauen, wo Paulus davor warnt, „reich sein zu wollen“ und als Alternative die Genügsamkeit aufzeigt, die aus einem lebendigen Glauben an Christus erwächst.

Jetzt wollen wir noch mal einen Blick auf die Gefahren werfen, die Paulus wirklich drastisch beschreibt, wenn wir die Zufriedenheit und Genügsamkeit verlieren und in uns dieser Wunsch nach „mehr“ Raum bekommt: 9 Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis.  10 Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet, und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen. Der Wunsch reich zu sein, der Wunsch nach immer mehr ist tatsächlich sehr gefährlich – wohlgemerkt Paulus spricht hier nicht von den tatsächlich Reichen, sondern von denjenigen, deren Wunsch es ist, reich zu werden!

Interessant ist, dass wir es hier mit drei verschiedenen Stufen, die aufeinander aufbauen – eine schlimmer als die andere – zu tun haben.

Der Wunsch reich zu sein führt erstens zu Versuchungen.

Der Wunsch reich zu sein führt zweitens zu konkreten Sünden.

Und drittens führt der Wunsch reich zu sein zum Abfall vom Glauben.

Der Wunsch reich zu sein, führt zu Versuchungen vieler Art. Das liegt auf der Hand, weil wir andere Entscheidungen treffen – Entscheidungen, die dem Wort Gottes häufig widersprechen – wenn wir bewusst oder unbewusst danach entscheiden, was eine Sache finanziell für uns bedeutet. Da verursacht einer einen größeren Schaden und schneller als man denkt, keimt in einem der verführerische Gedanke, ob man das nicht einfach über die Haftpflichtversicherung eines Bekannten lösen könnte… Denn würde man – wie es richtig wäre – selbst für den Schaden aufkommen, wären doch sofort alle Ersparnisse weg, die man sich über Jahre mühsam aufgebaut hat…. Wir manövrieren uns also mit dieser Haltung „reich sein zu wollen“, „am Besitz zu hängen“ in ganz schwierige Situationen, in denen uns Versuchungen wie diese hart angreifen können.

Und schneller als man denkt, ist man bei der nächsten Stufe angelangt: Der Wunsch reich zu sein, führt zu konkreten Sünden. Was eben noch ein Gedanke war, wird im nächsten Moment schon in die Tat umgesetzt. Eine falsche Schadensanzeige wird geschrieben und man hofft, dass niemand auf den Betrug reinfällt.

Und letztendlich sagt Paulus, gefährdet der Wunsch reich zu sein, sogar unseren Glauben: „einige sind von Glauben abgeirrt“, heißt es in V. 10. Ja, wieso denn das? Oder ist das nicht ein bisschen übertrieben? Nein! Denn der Wunsch reich zu sein, offenbart, dass wir in Wirklichkeit nicht an Gott glauben, sondern an uns selbst. Warum auf Gott vertrauen, wenn man alles unter Kontrolle hat? Warum um das tägliche Brot bitten, wenn man die Bäckerei besitzt? Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist ein großer Feind des Glaubens. Wir sind womöglich stolz auf unsere „finanzielle Unabhängigkeit“, aber wo wären wir ohne Gott, dessen Gabe jeder einzelne unserer Atemzüge ist? Reichtum, und besonders das Streben danach, kann uns ganz schnell von unseren Bedürfnissen isolieren, bzw. er isoliert uns davon, die wahre Tiefe unserer Bedürfnisse zu erkennen. Wir sehen dann nicht mehr, wo und wie wir eigentlich noch Gott brauchen. Und unser Glaube beginnt an Tiefe zu verlieren und womöglich irgendwann ganz zu verschwinden.