Der Philipperbrief: Freude am Herrn!

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Ebenso wie der Epheserbrief ist auch der Philipperbrief einer der Gefangenschaftsbriefe des Apostels Paulus. Im Gegensatz zum Epheserbrief wurde der Philipperbrief aber eher am Ende von Paulus Gefangenschaft in Rom – d.h. vermutlich 62 n. Chr. – verfasst. Denn im Brief finden sich mehrere Hinweise, dass das Urteil über Paulus demnächst fallen wird (Phil 1,18bff). Auch wenn noch offen ist, ob Paulus hingerichtet oder freigelassen wird, so rechnet Paulus eher mit Letzterem (Phil 1,25) – und so sollte es dann auch kommen.

Das Thema des Briefes – das man eigentlich nicht überlesen kann – ist die Freude! Paulus kann sich freuen, obwohl er in persönlich schwierigen Umständen lebt. So macht ihm nicht nur seine Gefangenschaft Kummer, sondern auch, dass seine Abwesenheit in den Gemeinden von einigen fragwürdigen Leuten zur Selbstdarstellung genutzt wird (Phil 1,15-17). Warum kann sich Paulus dennoch so freuen? Wie kann das sein? Paulus entfaltet im Verlauf des Briefes und warum und wie er dennoch Freude empfindet:

  1. Freude, indem man die Welt aus Gottes Perspektive sieht 1,1-11
  2. Freude, weil man für das lebt, was wirklich zählt 1,12-26
  3. Freude, wenn man auch in Widerständen authentisch als Christ lebt 1,27-30
  4. Freude, indem man sich an Jesu Demut und Selbstlosigkeit erfreut 2,1-11
  5. Freude, indem wir uns schön für Gott machen 2,12-18
  6. Freude über den Dienst anderer 2,19-30
  7. Freude an der Gerechtigkeit die Christus schenkt 3,1-11
  8. Freude, weil wir das Ziel im Blick behalten 3,12-4,1
  9. Freude im Alltag bewahren und fördern 4,2-9
  10. Freude, weil wir zufrieden sein können 4,10-20

Der Philipperbrief fordert uns also heraus, unser Leben – mit allen seinen Schwierigkeiten und Herausforderungen – aus der richtigen Perspektive zu sehen. Wir sollen lernen, dass in Christus echte Freude zu finden ist, die unabhängig von irdischen Umständen ist.

Folgende Fragen können wir bei der Lektüre bedenken:

  1. Inwiefern weckt das in diesem Abschnitt Gelesene Freude in mir?
  2. Zu welchem Perspektivwechsel bin ich aufgefordert, wenn ich noch keine Freude spüre?
  3. Was an Jesus Christus und seinem Evangelium ist so wunderbar, dass ich mich freuen kann?

Schlüsselvers: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“ (Phil 4,4)


Dieser Text wurde anlässlich der 5x5x5-Bibelleseaktion meiner Gemeinde, der EFG Borken, verfasst. Er soll den Lesern eine kurze Einführung in den Philipperbrief geben. Mehr zur Aktion 5x5x5 und wie auch du mit dabei sein kannst, findest du hier.

John Piper über die Freude der Predigt

„Wenn wir keine Freude vermitteln, dann vermitteln wir nicht das Evangelium, sondern Gesetzlichkeit. Ein Prediger, der seinen Dienst emsig, aber freudlos ausübt, vermittelt seiner Gemeinde genau das, und die Bezeichnung dafür ist Heuchlerei und knechtende Gesetzlichkeit. Das ist nicht die Freiheit derer, deren Joch sanft und deren Last leicht ist.

Außerdem: Ein Pastor, dem offensichtlich Freude an Gott fehlt, ehrt Gott nicht. Er kann keinen Eindruck von Gottes Herrlichkeit vermitteln, wenn es ihm keine Freude macht, diesen Gott zu kennen und ihm zu dienen. Ein gelangweilter und wenig begeisterter Alpenführer untergräbt und entehrt die Erhabenheit der Bergwelt.

Deshalb hatte Phillips Brooks Recht, als er vor hundert Jahren sagte: „Für den Erfolg des Predigers ist es unverzichtbar, dass er tiefe Freude an seiner Arbeit hat. (..) Ihre höchste Freude liegt in ihrem großen Ziel: die Verherrlichung des Herrn und die Rettung von Menschenseele. Keine andere Freude auf Erden ist mit dieser vergleichbar. (..) Wenn wir das Leben der fruchtbarsten Prediger der Geschichte untersuchen oder wenn wir den kraftvollsten Predigern von heute begegnen, dann spüren wir, welch unbeirrbare und tiefe Freude sie an ihrem Dienst haben.““

John Piper, Ihn verkündigen wir: Die Zentralität Gottes in Predigt und Verkündigung, Betanien, 2006, 56f.

Predigt: Vor Beginn der Welt geliebt

Ich habe am vergangenen Sonntag eine neue Predigtreihe in meiner Gemeinde begonnen. Was ich mir schon lange mal vorgenommen hatte, setze ich nun endlich mal um: ich predige über das wunderbare Kapitel 1 des Epheserbriefs.

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Hier haben wir einmal ein gewaltiges Lob Gottes (1,3-14) und sogleich ein Gebet von Paulus für seine Leser (1,15-23). Dabei beleuchtet Paulus tiefgehende, schwerwiegende Themen, wie z.B. die Erwählung. Was mich an diesem Text aber vor allem gefällt, ist diese Begeisterung des Paulus über Gottes große Taten, die einem aus jeder Zeile entgegenspringt. Ja, Paulus, der bei Abfassung des Epheserbriefs wohl im Gefängnis saß, ist außer sich vor Freude, wenn er darüber nachsinnt, wie Gott uns in Christus reich gesegnet hat.

In der ersten Predigt unter dem Titel „Vor Beginn der Welt geliebt“ über Eph 1,3-6 ging es gleich um das Thema Erwählung:

Wie sollen wir uns diese Erwählung Gottes vorstellen?

Zunächst als eine bewusste Wahl. Es war eine Wahl, die von Gott nicht ins Ungewisse hinein getroffen wurde, so wie z.B. jemand seine Hand in einen Beutel steckt, um ohne etwas zu sehen oder zu wissen, ein Los zu ziehen. Es ist auch keine Zufallswahl gewesen, so wie ein Zufallsgenerator zufällig, ohne jedes persönliche Interesse, einfach irgendeine Wahl trifft. Nein, als Gott Menschen erwählte, hatte er jeden einzelnen Menschen vor Augen, er kannte und wusste schon alles. Als Gott Menschen erwählte, war es für ihn eine bewusste Wahl mit echtem persönlichem Interesse.

Dann war es außerdem eine definitive Wahl, d.h. eine bindende Entscheidung. Gott hat in seiner Wahl also etwas entschieden, was definitive, klare Auswirkungen hat. Das ist zwar schwer vorstellbar – ja es sprengt unser Hirn – aber doch das, was die Bibel deutlich aussagt.

Und außerdem – und das ist wohl das Wichtigste – die Erwählung durch Gott ist eine unverdiente Wahl aus Liebe. Es ist eine unveränderliche Entscheidung, die gänzlich der Gnade und Liebe Gottes entsprang. Gott erwählte uns nämlich, „dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten“, was bedeutet, dass wir, als er uns erwählte, unheilig und tadelnswert waren. Das bedeutet, dass Gott in keiner Weise verpflichtet war, überhaupt irgendeinen Menschen zu erwählen und dadurch zu retten. Für uns ist dieser Gedanke, dass Gott gnädig ist und sich unserer erbarmt, dass er uns vergibt, rettet etc. manchmal schon so selbstverständlich geworden, dass wir uns darüber gar nicht mehr wundern. Möglicherweise denken wir sogar, dass es selbstverständlich oder gar eine Pflicht Gottes ist, so gnädig mit uns umzugehen. Nein, Gott war in keiner Weise verpflichtet auch nur einen einzigen Menschen zum Heil zu erwählen, das war alles überhaupt nicht zwingend. Dass er es dennoch tat, unterstreicht seine große Gnade und Liebe. Wenn Gott hier nicht die Initiative ergriffen hätte, würde niemand ewiges Leben zuteil. Und so ist im Grunde die schwierige Frage nicht die, die viele bei diesem Thema stellen „Warum erwählte Gott manche Menschen nicht?“, sondern vielmehr „Warum erwählte er überhaupt welche?“ Denn dass er das tat, das ist das große Wunder! Dass er das tat, das ist der Grund, warum Gott hier gepriesen wird!

Wenn du die ganze Predigt hören willst, kannst du das hier tun.

Von Gottes Liebe ergriffen

„Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!“ (1Joh 3,1a)

Was hat Johannes wohl empfunden, als er diese Worte schrieb? Was können wir heraushören, wenn wir auf den Ton in diesen Zeilen achten?

Ich spüre aus diesen Zeilen eine große Begeisterung, ja ein echtes Erstaunen heraus über diese wunderbare Wirklichkeit, dass Gott uns durch Christus tatsächlich zu seinen Kindern macht. Obwohl diese grundlegende Heilstatsache dem Johannes seit vielen Jahrzehnten bekannt war, ist er noch immer ergriffen davon. Die Liebe Gottes, die sich in seinem Erlösungshandeln zeigt, beeindruckt Johannes nach wie vor.

Ich wünsche mir das auch für mich. Dass ich mich nicht daran gewöhne, ein Kind Gottes zu sein. Dass es für mich nicht zur langweiligen Selbstverständlichkeit wird, dass Gott seinen vollkommenen Sohn geopfert hat, um mich zu erlösen. Nein, dass ich vielmehr davon ergriffen bleibe, dass Gottes Liebe zu mir so groß war, dass er Jesus in den Tod gab. Ich wünsche mir auch, dass ich – wie Johannes – begeistert und begeisternd davon reden kann. Dass ich das anderen mitgeben kann, „seht““, „schaut hin“, „passt auf“, „überseht doch nicht!“ Denn was Gott für uns getan hat, ist ja nicht eine Information zum Hören und Abhaken, sondern die frohe Botschaft, die unser Leben verändert!

Warum Taufe etwas so Wunderbares ist

Ich bin Baptist. Das bedeutet, dass ich die Glaubenstaufe (d.h. die Taufe von mündigen Menschen, die den Glauben an Jesus Christus bekennen und die Taufe begehren) für die einzig biblisch-theologisch legitimierte Taufe halte. Aber ich will an dieser Stelle nicht die biblisch-theologische Diskussion über die Taufe führen (da gibt’s schon genügend Literatur drüber) und ich weiß auch, dass es über diese Frage auch unter bibeltreuen Christen unterschiedliche Positionen gibt. Ich will an dieser Stelle nur ein paar Punkte nennen, über die ich mich immer wieder freue, wenn wir in unserer Gemeinde taufen (was erst kürzlich wieder der Fall war).

Die Taufe ist ein sichtbares Zeichen für die Bekehrung

Menschen kommen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Manchmal bekommt man es direkt im Gespräch gesagt, manchmal zeigt es sich einem auch zunächst in einem veränderten Verhalten. Die Taufe, die der Bekehrung nachfolgt, macht nun für alle – die anderen Gemeindeglieder, Nachbarn, Freunde, Verwandte – unzweideutig sichtbar, dass es bei einer Person eine geistliche Veränderung gab. In Taufzeugnissen, aber auch in Predigten, kommt das immer zum Ausdruck: Dass man sich nicht „einfach so“ taufen lässt – aus Tradition oder weil man einmal im Mittelpunkt stehen will – sondern, weil man bekehrt wurde und an Jesus Christus glaubt

Die Taufe ist Anlass zu großer Freude

In unserer Gemeinde – und sicherlich in den meisten anderen Gemeinden – ist eine Taufe immer ein Anlass für ein Gemeindefest. Es wird gemeinsam gegessen, gefeiert und Gemeinschaft gepflegt. Das ist nicht nur irgendwie mal nett, sondern würdigt das geistliche Geschehen angemessen, das hinter der Taufe steht. Schon Jesus sagt: „So sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.“ (Lk 15,10) Wenn schon im Himmel große Freude herrscht, über jeden der zum Glauben an Jesus Christus kommt, dann tun wir auf Erden gut daran, dies ebenso zu feiern. Die Taufe ist dafür der perfekte Anlass!

Die Taufe ist evangelistisch

Taufgottesdienste gehören zweifellos zu den Gottesdiensten mit der höchsten Anzahl an Gästen. Nicht nur in Predigt und in den zur Taufe hinführenden Gedanken hat man also die Chance das Evangelium an viele weiterzugeben. Das Besondere ist, dass die Täuflinge selbst – allein dadurch dass sie sich willentlich taufen lassen – deutlich machen, dass das Evangelium aktuell ist und persönlich angenommen werden will. Für viele der nominellen Christen ist das etwas völlig Neues. Hieran lässt sich dann auch prima in persönlichen Gesprächen anknüpfen.

Warum wir uns über Gottes Wort freuen können

„Wir können uns deshalb über das geschriebene Wort Gottes und sein Gesetz freuen, weil das Fleisch gewordene Wort Gottes in die Welt kam und für uns starb und uns durch diesen Tod die Vergebung unserer Sünden vor Gottes Gesetz erkaufte. Es ist unmöglich, ‚Lust am Gesetz des Herrn‘ zu haben (Ps 1,2), solange ich nicht begriffen habe, warum Jesus in die Welt gekommen ist. Ohne ihn ist das Gesetz Gottes nichts als ein Fluch und Verdammungsurteil, der gegen uns aussagt (Gal 3,10-11). Aber Jesus hat das ganze Gesetz für uns gehalten (vgl. 2Kor 5,21) und deswegen ist es jetzt eine Quelle der Freude und nicht der ewigen Verzweiflung.“ (178f)

Timothy Keller, Beten: Dem heiligen Gott nahekommen, Gießen: Brunnen, 2016, S. 178f.

Psalm 117: Freut euch alle über Gott!

Lobet den HERRN, alle Heiden! Preiset ihn, alle Völker!

2 Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Halleluja! (Psalm 117)

Ps 117 gehört zu den sogenannten Hallel-Psalmen (Lobpsalmen), genauer gesagt zum Ägyptischen Hallel. Diese Psalmen wurden zu den großen Festen gesungen und hatten besonders beim Passah ihren festen Platz. Ps 113 und 114 sang man vor dem Mahl, Ps 115-118 nach dem Mahl.

In dem kürzesten Psalm der Bibel, ruft der Beter in seiner überschwänglichen Freude erstaunlicherweise nicht nur die Glaubenden, sondern auch alle Heiden auf, Gott zu loben. Der Grund dafür liegt in Gottes Handeln mit seinem Bundesvolk. In der Beziehung zu Israel hat Gott seine Gnade und Wahrheit immer und immer wieder erwiesen. In Christus schließlich hat Gott seine Liebe noch deutlicher allen Menschen – Juden wie Heiden – erwiesen, so dass letztendlich alle ihn preisen sollten (vgl. Röm 15,8-9).

  1. Inwiefern zeigt Gottes Geschichte mit Israel, wie sie uns das AT zeigt, sein beständiges Handeln in Gnade und Wahrheit?
  2. Prägt mich diese überschwängliche Freude über den Glauben, dass ich auch andere versuche damit anzustecken? Ist mein Reden über den Glauben von Freude geprägt – und wenn nicht, warum eigentlich nicht?