Zeitgeist statt Bibel

Das Gemeindejugendwerk (GJW) des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden gibt seit einigen Jahren eine eigene Zeitschrift mit dem Titel „Herrlich“ heraus. Die aktuelle Ausgabe 02/2018 (hier auch als Download), die mir vor kurzem zugeschickt wurde, steht unter dem Titel „All you need is love: Von Liebe, Sex und Zärtlichkeit.“ Ansich ist es eine positive Sache, dieses wichtige und trotzdem oft vernachlässigte Thema zu behandeln. Wer in der Ausgabe jedoch biblisch fundierte und seelsorgerlich hilfreiche Impulse erwartet, wird leider enttäuscht.

Ein erschütterndes Beispiel stellt der Artikel zweier BEFG-Pastoren dar, indem sie häufige Fragen zum Thema Sexualität und Liebe beantworten. So positionieren sich die beiden Autoren zum Thema Homosexualität klar positiv. Alle Bibelstellen, die sich kritisch zu homosexueller Praxis äußern, werden mit der bloßen Behauptung, „dass die Bibel bei diesen Beispielen über etwas völlig anderes spricht als über liebevolle, gleichberechtigte, partnerschaftliche Beziehungen“, einfach vom Tisch gewischt. Eine Auseinandersetzung mit auch nur einer einzigen dieser Bibelstellen findet nicht statt. Stattdessen bedienen sich die Autoren eines Kunstgriffes und verweisen auf den ersten Halbsatz aus 1Mose 2,18, wo Gott über Adam sprach „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei.“ Dass Gott Adam daraufhin – es steht noch im selben Vers – eine „Gehilfin“ schafft, „die ihm entspricht“ – nämlich eine Frau – wird bezeichnenderweise nicht erwähnt. Stattdessen ziehen die Verfasser eine abenteuerliche Schlussfolgerung: „Homosexuellen Menschen die Möglichkeit einer Partnerschaft abzusprechen, bedeutet ihnen eine Bürde aufzuerlegen, die Gott als ’nicht gut‘ bezeichnet.“ (23) Die Schlichtheit dieser Argumentation ist erschütternd.

Im gleichen Artikel wird z.B. auch die Frage behandelt, ob Pornos zu schauen ok sei. Völlig zu Recht weisen die Autoren auf einige Probleme im Zusammenhang mit Pornografie hin: „Was tue ich den Frauen an, die in dieser Industrie ausgenutzt werden? Gehören körperliche und emotionale Nähe nicht zusammen?“ (22). Doch statt einer klaren Antwort und echter Hilfestellung wie man der Versuchung durch Pornografie begegnen kann, verharmlosen die Autoren die Gefahren durch Pornos: „Einfach gesagt: Pornos sind irgendwie wie Fastfood – beides kürzt den eigentlichen Weg ab, und beides tut auf Dauer nicht gut.“ Man kann nur entgegnen: Nein, Pornos sind nicht wie Fastfood! Hin und wieder und in Maßen Fastfood zu sich zu nehmen, ist ja völlig unbedenklich. Bei Pornografie ist das vollkommen anders. Hier macht nicht die Menge das Gift, nein Pornokonsum – auch der gelegentliche – ist in jedem Fall schädlich und eine Sünde. Und das sollten Pastoren Jugendlichen – und anderen natürlich ebenso – auch so sagen!

Aber vor klaren, biblisch begründeten Antworten scheuen sich die beiden Kollegen spürbar. Bloß niemandem auf die Füße treten und ja nicht eine in dieser Welt unpopuläre Ansicht vertreten, scheint die Devise zu sein. So ist es kein Wunder, dass die Autoren in ihren Statements regelmäßig dort landen, wo der Zeitgeist bereits auf sie wartet. Eine dezidiert christliche Aussage – die so nicht auch andere, wie Psychologen, Pädagogen etc. hätten treffen können – sucht man in diesem Artikel jedenfalls vergeblich.

Welches Fazit soll man ziehen? Einerseits ist dieser Beitrag ein erneuter Beleg dafür, dass es um die geistliche Ausrichtung des GJW Elstal nicht gut bestellt ist. Dort stört es offenbar niemanden oder es wird sogar noch begrüßt, wenn z.B. in diesen ethischen Fragen bibelwidrige Positionen verbreitet werden. Andererseits kann man nur dazu auffordern, GJW Publikationen gründlich und kritisch zu prüfen und im Zweifelsfall nicht zu zögern, diese der blauen Tonne zu übergeben. Zuletzt kann man nur dafür beten, dass es eine neue Hinwendung zu Gott und seinem zuverlässigen Wort, der Hl. Schrift, geben möge.

Was Jesus über Moses Schriften sagt

45 Ihr sollt nicht meinen, daß ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf den ihr hofft.  46 Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.  47 Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben? (Johannes 5,45-47)

Als Jesus diese Worte in einer Auseinandersetzung mit seinen Gegnern sprach, war Mose schon viele hundert Jahre tot. „Mose zu glauben“ kann also nichts anderes meinen, als den Schriften Moses zu glauben. In V. 46 macht Jesus deutlich, dass er der Ansicht ist, dass seine Gegner gar nicht wirklich Moses Schriften glauben, wie sie vorgaben. Denn dann würden sie auch ihm glauben, weil – so Jesus – Mose von ihm schreibt. Im Endeffekt erklärt Jesus in diesen kurzen Sätzen den Glauben an die Schriften Moses zur Voraussetzung des Glaubens an Jesus.

Das ist hochinteressant. Denn im Gegensatz zu damals, sagen heute viele Menschen, dass sie zwar an Jesus glauben, nicht jedoch an die Schriften des AT bzw. Moses. Sie schätzen Jesu Bergpredigt, glauben jedoch nicht Moses Worten von der Sintflut. Sie finden die Gleichnisse Jesu inspirierend, nicht jedoch was Mose über den Sündenfall schreibt oder über die Notwendigkeit von Sühne. Sie glauben an die Auferweckung Jesu, nicht jedoch Moses Bericht vom Auszug aus Ägypten…

Wenn wir Jesu Sicht des AT betrachten und uns als seine Jünger verstehen (die ihm nacheifern wollen), sollten wir so ein Verständnis des AT unbedingt revidieren.

Literaturtipp zu diesem Thema: John Wenham, Jesus und die Bibel, Holzgerlingen: Hänssler, 2000.

 

Was steckt hinter der Bibelkritik?

Die Bibelkritik hat sich längst auch in den klassischen Freikirchen bzw. im Evangelikalismus breitgemacht. Ron Kubsch, Dozent am Martin Bucer Seminar, hat ein kleines Büchlein veröffentlicht, indem er Hintergründe und geschichtliche Entwicklungen der Bibelkritik erläutert.

In der Buchbeschreibung heißt es:

„Der niederländische Theologe Herman Bavinck sagte vor rund 100 Jahren über seine Kollegen Folgendes: „Oft haben sie nichts mehr zu predigen,weil die [Kritik] ihnen Kraft und die Herrlichkeitdes Evangeliums geraubt hat … Unzufrieden mit ihrer Lage, suchen viele einen Ausweg, indem sie sich in die Politik, in die Diakonie oder in humanitäre Projekte einbringen und in genau diesem Maße aufhören, Diener des Wortes und Verwalterder Geheimnisse Gottes zu sein.“ Die Bibelkritik hat die Verkündigung des Evangeliums in der Tatenorm geschwächt. Viele Prediger glauben nicht mehr an die Kraft des göttlichen Wortes und verkündigen deshalb ihre eigenen Gedanken und zielen auf Weltverbesserung, Lebenshilfe und billigenTrost ab. In diesem Booklet skizziert Ron Kubsch die Entwicklung der neuzeitlichen Bibelkritik von den Anfängen bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts und geht dabei ebenfalls auf aktuelle Versuche ein, zwischen Vertretern und Gegnern der Bibelkritik zu vermitteln. Er meint: „Überheblichkeit gegenüber dem göttlichen Wort führt immer in eine Sackgasse. Es gibt gute Gründe dafür, der Heiligen Schrift zu vertrauen.““
Dieses kurze Büchlein ist jedem Christen sehr zu empfehlen! Denn nur wer die Hintergründe kennt und versteht, kann gut begründet auch eine andere Position vertreten 🙂
Man kann das kleine Büchlein hier kostenlos als PDF downloaden.