Jesu Auferstehung – Grundstein des Glaubens

„Die Auferstehung Jesu [ist] keine nebensächliche Angelegenheit (..). Sie ist nicht nur eine Frage der Glaubwürdigkeit einiger Geschichten über die Auferstehung. Das gesamte Neue Testament wurde mit Blick auf die Auferstehung geschrieben. Die Auferstehung kann in der Tat als Grundstein des frühchristlichen Glaubens bezeichnet werden.

Die ersten Christen glaubten, dass Jesus sowohl seinen Tod als auch seine Auferstehung vorhersah. Die Evangelien wurden nicht geschrieben, um die Worte und Taten eines großen verstorbenen Lehrers festzuhalten. Sie wurden geschrieben, weil ihre Verfasser glaubten, dass der Jesus, den sie persönlich gekannt hatten, nicht durch den Tod besiegt worden war, sondern dass er noch lebte. Sie glaubten, dass die wahre Botschaft Jesu nur durch den Glauben an die Auferstehung erfasst werden könnte. Die Apostelgeschichte zeigt uns, dass die Auferstehung die zentrale Botschaft der ersten Christen war. Sie ist die Grundvoraussetzung aller neutestamentlichen Briefe, ja, des gesamten Neuen Testaments.

Wenn dieser Glaube nicht in einer Tatsache begründet läge, so würde die Botschaft des ganzen Neuen Testaments auf einer Täuschung beruhen.“

George E. Ladd, Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, Neuhausen: Hänssler, 1979, 42f.

Der Sieg des Königs

8 Die Erde bebte und wankte, und die Grundfesten der Berge bewegten sich und bebten, da er zornig war.  9 Rauch stieg auf von seiner Nase und verzehrend Feuer aus seinem Munde; Flammen sprühten von ihm aus.  10 Er neigte den Himmel und fuhr herab, und Dunkel war unter seinen Füßen.  11 Und er fuhr auf dem Cherub und flog daher, er schwebte auf den Fittichen des Windes.  12 Er machte Finsternis ringsum zu seinem Zelt; in schwarzen, dicken Wolken war er verborgen.  13 Aus dem Glanz vor ihm zogen seine Wolken dahin mit Hagel und Blitzen.  14 Der HERR donnerte im Himmel, und der Höchste ließ seine Stimme erschallen mit Hagel und Blitzen.  15 Er schoß seine Pfeile und streute sie aus, sandte Blitze in Menge und jagte sie dahin.  16 Da sah man die Tiefen der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt vor deinem Schelten, HERR, vor dem Odem und Schnauben deines Zornes. (Psalm 18,8-16)

Was David hier in markigen, bildhaften Worten beschreibt ist das Gericht Gottes über Davids Feinde. Das ist, was David erlebte. Dass der Herr gegen seine Feinde gewaltsam vorging und ihn selbst so rettete.

Bei Jesus dagegen ist es etwas Entscheidendes ganz anders! Als Jesus am Kreuz stirbt, wird es auf einmal dunkel – gegen 12 Uhr – mitten am Tag also. Ein Zeichen für das Gericht Gottes. Als Jesus stirbt, übt Gott Gericht für alle Grausamkeiten, alle Schuld, jedes Verbrechen – soweit die Gemeinsamkeiten mit David.

Aber über wen kommt das Gericht Gottes in diesem Moment? Kommt Gott in seiner Gewalt und Macht und tilgt sie alle davon, die Feinde Jesu? Die römischen Soldaten, die ihn verlacht und ans Kreuz geschlagen hatten? Die Pharisäer und Schriftgelehrten, die Hohenpriester, die sich so für seine Kreuzigung eingesetzt hatten? Die große Menschenmenge, die sich hat aufstacheln lassen und „Kreuzige ihn“ schrien? Kommt Gott in seiner Gewalt und tilgt sie davon, die Feinde Jesu?

Gott übt Gericht auch bei Jesus, auch an Karfreitag. Aber Gott übt das Gericht nicht an den Feinden, um so den Unschuldigen – Jesus – zu retten. Gottes Gericht kommt über das unschuldige Opfer – über Jesus – er trägt das Gericht! Gottes Gericht geht an Karfreitag auf Jesus herab – nicht auf die Feinde Jesu – um die Feinde, um uns, zu retten. Was für ein wunderbarer Gegensatz zu David. Er war das Opfer und Gott richtete seine Feinde. Später war Jesus, der Sohn Gottes, das Opfer und wir seine Feinde – und Gott richtet seinen Sohn, um uns, die Feinde zu retten.

In V. 17-20 lesen wir, wie David, der unschuldig Verfolgte, diese wunderbare Rettung aus der Not empfand: 17 Er streckte seine Hand aus von der Höhe und faßte mich und zog mich aus großen Wassern. 18 Er errettete mich von meinen starken Feinden, von meinen Hassern, die mir zu mächtig waren;  19 sie überwältigten mich zur Zeit meines Unglücks; aber der HERR ward meine Zuversicht.  20 Er führte mich hinaus ins Weite, er riß mich heraus; denn er hatte Lust zu mir. Jesus war derjenige, der überhaupt keine Schuld hatte – nicht mal ein bisschen. Er ist das unschuldige Opfer schlechthin. Und doch gilt, was wir eben gelesen haben, nicht mehr dem unschuldigen Opfer, sondern es gilt jetzt uns, den schuldigen Feinden, den Verfolgern Jesu. Wir werden gerettet! Die schuldigen Verfolger werden gerettet! Denn ja, wir sind schuld am Tode Jesu – auch wenn wir nicht direkt beteiligt waren. Auch wenn andere die direkte Verantwortung tragen. Aber es war deine und meine Schuld, die Christus ans Kreuz gebracht hat. Es war das Gericht, das du und ich hätten erleben müssen, was Christus durchlitten hat. Der Sieg des Königs am Kreuz, besiegelt durch seine Auferstehung, bewahrt uns vor dem Gericht und schenkt uns – den Feinden – die Rettung. Jesus Christus spricht: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.” (Joh 5,24)

Meine ganze Predigt, die ich an Ostersonntag über Psalm 18 gehalten habe, findest du hier: Der Sieg des Königs

Worüber an Ostern predigen?

Feiertage wie Karfreitag und Ostern (aber natürlich auch Weihnachten) sind für jeden regelmäßigen Prediger eine besondere Herausforderung. Denn es gilt Jahr für Jahr dasselbe Thema, also die gleiche Hauptbotschaft, zu verkündigen. Natürlich mit verschiedenen Schwerpunkten, Akzentuierungen usw. – und dennoch bleibt es stets die gleiche Hauptbotschaft. Dazu kommt, dass annähernd jeder Predigthörer meint, diese Hauptbotschaft schon gut zu kennen.

Als Auslegungsprediger, der ich der festen Überzeugung bin, dass der Inhalt der Predigt stets einem konkreten Bibeltext entstammen sollte, beginnt die Themensuche also auch für Feiertage mit der Predigttextsuche. Welche Bibeltexte sind also passend für Karfreitag und Ostern? Natürlich denkt man zunächst an die Evangelientexte, die Jesu Sterben und Auferstehung berichten. Aber darüber hinaus gibt es noch jede Menge mehr… Ich denke, wenn man bei der Textwahl etwas Abwechslung hineinbringt, kann man auch den oben geschildertern Herausforderungen besser begegnen.

Karfreitag und Ostern – kurze persönliche Bilanz

Ich bin inzwischen in meinem sechsten Dienstjahr und habe mal eine Übersicht erstellt, worüber ich bisher Karfreitag und Ostern gepredigt habe:

  Karfreitag Ostern  
2012 Hebr 9,15-28 (PO IV) 1Kor 15,12-19 (PO II, Ostermontag)  
2013 Joh 11,1-53 Kol 3,1-4 (PO II, Osternacht)  
2014 1Petr 2,21-25 1Kor 15,1-7 (PO II)  
2015 Lk 23,26-49 (PO III) Lk 24,13-35 (PO I, Ostermontag) Abschluss einer Predigtreihe in der Passionszeit über ausgewählte Texte des Lk
2016 Kol 1,19-20 1Petr 3,1-5

Hinweis: PO steht für die Perikopenordnung der Evangelischen Kirchen. Ich greife äußerst selten auf Textvorschläge dieser Ordnung zurück. An Feiertagen allerdings – wie man oben sieht – schon etwas häufiger als sonst 😉

Einige Beobachtungen

Mir fällt auf, dass ich bisher relativ häufig über Brieftexte gepredigt haben (3x Karfreitag, 4x Ostern), die das Geschehene reflektieren und theologisch deuten.

Mir fällt weiter auf, dass ich nur 2015 im Rahmen einer Predigtreihe über Evangelientexte gepredigt habe, die das Geschehene von Karfreitag und Ostern direkt berichten.

Außerdem fällt mir auf, dass ich noch über keinen einzigen AT-Text gepredigt habe.

Mir fällt auf, dass die Texte von Karfreitag und Ostern im Regelfall nicht aufeinander abgestimmt sind und aufeinander aufbauen (Ausnahme 2015).

Und schließlich fällt mir auf, dass es bisher noch keine Doppelung gab (was ich auch bewusst zu vermeiden suche).

Einige Überlegungen

Ich könnte mehr Abwechslung in meine Predigten bringen, indem ich mehr Evangelientexte und vor allen Dingen auch mal AT-Texte zu Karfreitag und Ostern wähle. Letzteres bewegte mich schon vor einigen Monaten. Ich werde damit dieses Jahr beginnen und zu Karfreitag über Psalm 22, der als der Psalm des Gekreuzigten gilt, predigen. Für Ostern habe ich Psalm 18 gewählt. Es ist spannend zu überlegen, welche AT-Texte noch geeignet wären… Denn besonders Ostern und AT – das scheint ja auf den ersten Blick nicht so richtig zusammenzupassen 😉

Es stellt sich mir die Frage, ob ich in Zukunft die Texte für Karfreitag und Ostern aufeinander bezogen auswählen sollte oder gleich in eine längere oder kürze Predigtreihe einbauen sollte. 2015 habe ich das durchaus positiv in Erinnerung. Vielleicht werde ich das im nächsten Jahr wieder mal so machen…

Zum Schluss eine Frage: Über welchen (ungewöhnlichen) Text ließe es sich noch gut an Karfreitag oder Ostern predigen? Vielleicht hat ja der eine oder andere Vorschläge – solche Anregungen find ich immer sehr spannend!