Nicht mal Zeit zum Essen…

Bei meiner Predigtreihe durch das Markusevangelium bin ich auf ein interessantes Detail gestoßen. Nachdem Jesus die zwölf Apostel als Zweier-Missionsteams ausgesandt hatte (Mk 6,7-13) und durch ihren Dienst Jesus immer populärer wurde (darum ist in 6,14-29 auch die Perikope über Johannes den Täufer eingearbeitet, weil erst durch ihren Dienst Jesus auch Herodes Antipas bekannt wurde, der Johannes hinrichten ließ), kommen diese völlig erschöpft zu Jesus zurück. Nicht nur Jesus selbst stand jetzt im Fokus, sondern auch seine Jünger. In 6,31 heißt es deutlich: „Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie [die Jünger] hatten nicht Zeit genug zu essen.“ Sie waren offenbar von ihrem Dienst so eingenommen, dass sie nicht mal dazu kamen, eine vernüftige Mahlzeit einzunehmen. Der Dienst für Jesus forderte sie und ging vor!

Danach schließt sich in 6,35-44 sofort die berühmte Speisung der 5000 an. Hier fungieren die Jünger wiederum als Mitarbeiter Jesu. Sie verteilen ja nicht nur das Essen wie Kellner in einem Restaurant an die Menschen, nein, sie sammeln hinterher die Reste auch wieder ein. So heißt es in V. 43 : „Und sie sammelten die Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen“ Die Jünger dienen, indem sie die Menschen bedienen und auch noch wieder aufräumen. Nur davon, dass sie selbst etwas essen, lesen wir nichts – ganz im Gegenteil heißt es in V. 45, dass Jesus sie „alsbald“ dazu trieb ins Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren. Hier setzt sich also fort, was wir eben schon sahen. Der Dienst Jesu forderte sie so, dass sie weiterhin, dass sie selbst zurückstecken mussten. Nach wie vor kamen sie nicht mal dazu, selbst eine vernünftige Mahlzeit einzunehmen.

Erst in Mk 7,2 (nach der nächtlichen Überfahrt über den See, bei der ihnen Jesus auf dem Wasser laufend begegnete), lesen wir davon, dass sie Jünger – dann allerdings mit ungewaschenen Händen (vielleicht weil sie so hungrig waren) – das übriggebliebene Brot aßen. Und dort wird das dann eben zum Anlass einer Kontroverse zwischen Jesus und den Pharisäern über wahre Reinheit und Unreinheit.

Es wird also deutlich:Die Jünger stecken in enormem Maße zurück, weil der Dienst sie so fordert. Und doch beschweren sie sich nicht, sie meckern nicht, sie protestieren nicht – sie sind mit Hingabe und ganzem Einsatz dabei. Ich glaube, dass es solche Zeiten im Dienst nach wie vor gibt. Zeiten, die anstrengend und fordernd sind, wo wir zurückstecken, die teilweise auch mal über unsere Kräfte gehen. Ich weiß aber auch, dass das Zeiten sind, in denen wir aber dennoch erfüllt, zufrieden und voller Freude sind. Weil auch der Dienst für Jesus erfüllt und wir für den besten Herrn mit der besten Botschaft unterwegs sein dürfen.

Wenn du meine ganze Predigt über Mk 6,30-44 hören willst, so findest du sie hier.

Psalm 118: Danket dem Herrn, denn er hat wunderbar eingegriffen

Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

2 Es sage nun Israel: Seine Güte währet ewiglich. 3 Es sage nun das Haus Aaron: Seine Güte währet ewiglich. 4 Es sagen nun, die den HERRN fürchten: Seine Güte währet ewiglich.

5 In der Angst rief ich den HERRN an; und der HERR erhörte mich und tröstete mich. 6 Der HERR ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun? 7 Der HERR ist mit mir, mir zu helfen; und ich werde herabsehen auf meine Feinde.

8 Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Menschen. 9 Es ist gut, auf den HERRN vertrauen und nicht sich verlassen auf Fürsten.

10 Alle Heiden umgeben mich; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren. 11 Sie umgeben mich von allen Seiten; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren. 12 Sie umgeben mich wie Bienen, sie entbrennen wie ein Feuer in Dornen; aber im Namen des HERRN will ich sie abwehren.

13 Man stößt mich, daß ich fallen soll; aber der HERR hilft mir. 14 Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil.

15 Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des HERRN behält den Sieg! 16 Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg! 17 Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen. 18 Der HERR züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis.

19 Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, daß ich durch sie einziehe und dem HERRN danke. 20 Das ist das Tor des HERRN; die Gerechten werden dort einziehen. 21 Ich danke dir, daß du mich erhört hast und hast mir geholfen.

22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. 23 Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen. 24 Dies ist der Tag, den der HERR macht; laßt uns freuen und fröhlich an ihm sein. 25 O HERR, hilf! O HERR, laß wohlgelingen! 26 Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! Wir segnen euch, die ihr vom Hause des HERRN seid. 27 Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! 28 Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen. 29 Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.  (Psalm 118)

Ps 118 gehört zu den sogenannten Hallel-Psalmen (Lobpsalmen), genauer gesagt zum Ägyptischen Hallel. Diese Psalmen wurden zu den großen Festen gesungen und hatten besonders beim Passah ihren festen Platz. Ps 113 und 114 sang man vor dem Mahl, Ps 115-118 nach dem Mahl.

Der Psalm beginnt mit einem Aufruf zum gemeinsamen Dank: Israel (V. 2), die Priester (V. 3), ja alle, die den Herrn fürchten (V. 4) haben seine Freundlichkeit und Güte erlebt (V. 1) und darum Grund zum Dank.

In V. 5-21 finden wir das Zeugnis eines Einzelnen, der berichtet, wie der Herr ihn errettet hat. Er dankt dem Herrn, weil er ihn in seiner Angst gehört hat (V. 5). Er weiß darum, dass der Herr in allen Lebensumständen mit ihm ist. Darum braucht er sich nicht zu fürchten (V. 6) und dadurch bekommt er eine neue, positive Perspektive auf die Zukunft (V. 7). V. 8-9 betonen, wie gut es ist, sich so fest auf Gott und nicht andere Menschen zu verlassen. In V. 10-12 wirft der Beter einen Blick auf seine Feinde, die groß und gefährlich sind. Doch der Name des Herrn ist in jedem Fall stark und mächtig genug, um gegen sie zu bestehen. In V. 13 beschreibt der Beter erneut, wie sehr er die Hilfe Gottes brauchte und in V. 14 setzt er die von Gott persönlich erfahrene Hilfe in Beziehung zu Gottes machtvollem Eingreifen im Exodusgeschehen (vgl. die Bezugnahme zu 2Mose 15,2, dem Lobgesang Moses). Gottes Eingreifen ist auch jetzt Anlass zum gemeinsamen Lob (V. 15-16) und Grund gewiss in die eigene Zukunft zu blicken (V. 17-18). Voller Zuversicht will der Beter nun in die Gegenwart Gottes treten. Dazu muss er die Tore der Gerechtigkeit durchschreiten (V. 19), durch die nur die Gerechten eintreten dürfen (V. 20). Dem Beter wird Zutritt gewährt, da er sein Vertrauen auf Gott fest bekannt hat. Als Christen denken wir daran, dass wir stets Zugang zu Gott haben – nicht wegen unserer Gerechtigkeit – sondern wegen Christi Gerechtigkeit, der stets Gottes Willen vollkommen tut (vgl. Joh 4,34).

Im Rest des Psalms stimmt offenbar wieder die ganze Gemeinschaft in den Dank mit ein. V. 22-23 betont die wundersamen Wege Gottes: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ (V. 23). Gott hat das Elend des Beters wunderbar gewendet und dadurch seine Herrlichkeit demonstriert. Ganz genauso ist es bei Jesus gewesen: Er litt, wurde von den Menschen verworfen und gekreuzigt. Aber Gott hat den Sohn angenommen und gerade durch sein Leiden und vermeintliches Scheitern das Größte mit ihm vollbracht. Die restlichen Verse feiern diesen besonderen Tag und loben Gott für sein wunderbares Handeln.

  1. Wie hast du die Freundlichkeit und Güte des Herrn erlebt – heute, letzte Woche, im letzten Jahr?
  2. Wie kann der Blick auf Gott uns helfen, Ängste zu überwinden und eine neue positive Perspektive zu bekommen? Welche Rolle spielen dabei Gottes Taten in der Vergangenheit, wie sie uns die Hl. Schrift überliefert?
  3. Zinzendorf dichtete „Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid“. In welchem Bezug stehen diese Worte zu dem, was der Psalmist in V. 19-21 zum Ausdruck bringt?
  4. Wie kann Gottes Handeln am und durch den gekreuzigten Christus auch uns in jeder Situation Mut machen (vgl. auch Röm 8,32)?

Psalm 117: Freut euch alle über Gott!

Lobet den HERRN, alle Heiden! Preiset ihn, alle Völker!

2 Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Halleluja! (Psalm 117)

Ps 117 gehört zu den sogenannten Hallel-Psalmen (Lobpsalmen), genauer gesagt zum Ägyptischen Hallel. Diese Psalmen wurden zu den großen Festen gesungen und hatten besonders beim Passah ihren festen Platz. Ps 113 und 114 sang man vor dem Mahl, Ps 115-118 nach dem Mahl.

In dem kürzesten Psalm der Bibel, ruft der Beter in seiner überschwänglichen Freude erstaunlicherweise nicht nur die Glaubenden, sondern auch alle Heiden auf, Gott zu loben. Der Grund dafür liegt in Gottes Handeln mit seinem Bundesvolk. In der Beziehung zu Israel hat Gott seine Gnade und Wahrheit immer und immer wieder erwiesen. In Christus schließlich hat Gott seine Liebe noch deutlicher allen Menschen – Juden wie Heiden – erwiesen, so dass letztendlich alle ihn preisen sollten (vgl. Röm 15,8-9).

  1. Inwiefern zeigt Gottes Geschichte mit Israel, wie sie uns das AT zeigt, sein beständiges Handeln in Gnade und Wahrheit?
  2. Prägt mich diese überschwängliche Freude über den Glauben, dass ich auch andere versuche damit anzustecken? Ist mein Reden über den Glauben von Freude geprägt – und wenn nicht, warum eigentlich nicht?

Psalm 116: Gott rettet aus der größten Not

Ich liebe den HERRN, denn er hört die Stimme meines Flehens. 2 Er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.

3 Stricke des Todes hatten mich umfangen, des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not.

4 Aber ich rief an den Namen des HERRN: Ach, HERR, errette mich! 5 Der HERR ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig. 6 Der HERR behütet die Unmündigen; wenn ich schwach bin, so hilft er mir. 7 Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der HERR tut dir Gutes.

8 Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten. 9 Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen. 10 Ich glaube, auch wenn ich sage: Ich werde sehr geplagt. 11 Ich sprach in meinem Zagen: Alle Menschen sind Lügner.

12 Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut? 13 Ich will den Kelch des Heils nehmen UND DES HERRN NAMEN ANRUFEN. 14 ICH WILL MEINE GELÜBDE DEM HERRN ERFÜLLEN VOR ALL SEINEM VOLK.

15 Der Tod seiner Heiligen wiegt schwer vor dem HERRN. 16 Ach, HERR, ich bin dein Knecht, ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd; du hast meine Bande zerrissen.

17 Dir will ich Dank opfern UND DES HERRN NAMEN ANRUFEN. 18 ICH WILL MEINE GELÜBDE DEM HERRN ERFÜLLEN VOR ALL SEINEM VOLK 19 in den Vorhöfen am Hause des HERRN, in dir, Jerusalem. Halleluja! (Psalm 116)

Ps 116 gehört zu den sogenannten Hallel-Psalmen (Lobpsalmen), genauer gesagt zum Ägyptischen Hallel. Diese Psalmen wurden zu den großen Festen gesungen und hatten besonders beim Passah ihren festen Platz. Ps 113 und 114 sang man vor dem Mahl, Ps 115-118 nach dem Mahl. 

Der Beter beginnt mit einem ausdrucksstarken Liebesbekenntnisses zu Gott, weil dieser sein Gebet in Not erhört hat (V. 1-2). Die Notlage wird als äußerst dramatisch und angsteinflößend, weil lebensgefährdend beschrieben (V. 3). Umso dankbarer ist der Beter, dass Gott – der seine einzige Hoffnung war – ihn gerettet hat. Gott hat sich als gnädig, gerecht und barmherzig (V. 5) erwiesen. Aufgrund dieser Gutheit Gottes kann sich der Beter selbst Trost zusprechen (V. 7). Der Christ wird nicht nur an irdische Notlagen denken, in denen Gott geholfen hat, sondern zuallererst an seine eigene geistliche Notlage denken: Der Mensch ohne Gott droht nicht lediglich zu sterben, er ist bereits geistlich tot (Vgl. Eph 2,1). Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat,  5 auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht – aus Gnade seid ihr selig geworden” (Eph 2,4-5) Einen Gott, der so mit uns umgeht, kann man nur seine Liebe bekennen!

In V. 8-9 reflektiert der Beter erneut seine Notsituation, die durch Gottes Eingreifen vollständig verkehrt wurde (Leben statt Tod). In dieser Notlage konnte der Beter wahren Glauben an Gott lernen, der die Grenzen der Menschen („Alle Menschen sind Lügner“, V. 11) überwindet. Die Schrift lehrt uns, dass Gott auch heute noch Notlagen nutzt, um uns im Glauben zu stärken (z.B. Röm 5,3-4).

Aus der Freude über Gottes Hilfe erwächst dem Beter das tiefe Bedürfnis dem Herrn seine Wohltaten zu vergelten (V. 12). Er will dies durch Opfer (V. 13a, Kelch des Heils), Anbetung (V. 13b) und Zeugnis (V. 14, Gelübde erfüllen) tun.

In V. 15 bringt der Beter Gottes große Liebe zu den Seinen allgemeingültig zum Ausdruck. Die Reaktion darauf ist Hingabe (V. 16) an diesen errettenden Gott.  Der Psalm schließt mit erneutem Dank für Gottes Rettung (V. 17-19).

  1. In welchen Notlagen hat Gott mir schon geholfen? Empfinde ich meine Erlösung wirklich als die Rettung aus der größten Notlage? Warum oder warum nicht?
  2. Wie kann ich auf Notlagen und schwierige Situationen so reagieren, dass ich durch sie im Glauben wachse?
  3. Kenne ich diese große Freude und dieses tiefe Verlangen Gott seine Wohltaten zu vergelten? Wenn nicht: Bin ich wirklich gerettet?

Psalm 115: Allein Gott die Ehre!

„Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre um deiner Gnade und Treue willen! 2 Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott?

3 Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will. 4 Ihre Götzen aber sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht. 5 Sie haben Mäuler und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht, 6 sie haben Ohren und hören nicht, sie haben Nasen und riechen nicht, 7 sie haben Hände und greifen nicht, Füße haben sie und gehen nicht, und kein Laut kommt aus ihrer Kehle. 8 Die solche Götzen machen, sind ihnen gleich, alle, die auf sie hoffen.

9 Aber Israel hoffe auf den HERRN! Er ist ihre Hilfe und Schild. 10 Das Haus Aaron hoffe auf den HERRN! Er ist ihre Hilfe und Schild. 11 Die ihr den HERRN fürchtet, hoffet auf den HERRN! Er ist ihre Hilfe und Schild.

12 Der HERR denkt an uns und segnet uns; er segnet das Haus Israel, er segnet das Haus Aaron. 13 Er segnet, die den HERRN fürchten, die Kleinen und die Großen. 14 Der HERR segne euch je mehr und mehr, euch und eure Kinder! 15 Ihr seid die Gesegneten des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

16 Der Himmel ist der Himmel des HERRN; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben.

17 Die Toten werden dich, HERR, nicht loben, keiner, der hinunterfährt in die Stille; 18 aber wir loben den HERRN von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja!“ (Psalm 115)

Ps 115 gehört zu den sogenannten Hallel-Psalmen (Lobpsalmen), genauer gesagt zum Ägyptischen Hallel. Diese Psalmen wurden zu den großen Festen gesungen und hatten besonders beim Passah ihren festen Platz. Ps 113 und 114 sang man vor dem Mahl, Ps 115-118 nach dem Mahl.

Die Beter befinden sich vermutlich in einer Notsituation, die Zweifel an der Macht Gottes wecken könnte (V. 2). Darum steht in ihrem Bittgebet nicht ihre eigene Situation, sondern die Ehre Gottes im Mittelpunkt (V. 1).

V. 3 drückt das feste Gottvertrauen der Beter aus. Gott ist immer noch „unser Gott“, er ist „im Himmel“, d.h. er ist der souveräne Herrscher. Darum kann er tun, „was er will“ (V. 3), d.h. auch sein Eingreifen verzögern. Demgegenüber stehen die falschen Götter, die von Menschen gemacht (V. 4) und zu nichts in der Lage sind (V. 5-7). Wer auf diese Götter vertraut, hat keine Hoffnung (V. 8.)

Ganz im Gegensatz dazu verhält es sich mit Gott. Er verheißt „Hilfe und Schild“ zu sein, und erwartet als Antwort darauf nur das feste Vertrauen derer, die zu ihm gehören.

Dem dreifachen Aufruf zum Vertrauen, folgt ein dreifacher Ausspruch des Segens (V. 12) und eine Zusammenfassung (V. 13) und die Verheißung einer großen Zukunft. V. 15 macht deutlich, dass die diejenigen, die zu Gott gehören, stets die Gesegneten sind – ganz gleich wie die äußeren Umstände sind.

V. 16 feiert die Macht des Herrn über die ganze Schöpfung. Hierin liegt die Gewissheit, dass Gott segnet und schützt.

V. 17-18 nehmen die Ehre Gottes als zentrales Gebetsanliegen wieder in den Blick. Da Tote Gott nicht loben (V. 17), bitten die Beter Gott um Bewahrung, so dass sie ihren Wunsch – Gott in Ewigkeit zu loben – wahrmachen können (V. 18). In der Tat verheißt uns die Schrift – dass wir ob wir leben oder sterben – dereinst im Himmel Gott ewiglich loben werden: „Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Offb 5,13)

  1. Ist es mir in meinem Gebet ein Anliegen, dass Gottes Ehre gemehrt wird?
  2. Warum kann ich auch in Notsituationen – in denen Gott für mich unverständlicherweise nicht eingreift – fest auf ihn vertrauen?
  3. „Ihr seid die Gesegneten des Herrn“ (V. 15). Worin wird dieser Segen auch in schweren Zeiten erfahrbar?
  4. Wir werden Gott bis in Ewigkeit loben (V. 16). Was denke ich über diese Ewigkeitsperspektive?

Psalm 114: Wir sind Kinder des allmächtigen Gottes

„Als Israel aus Ägypten zog, das Haus Jakob aus dem fremden Volk, 2 da wurde Juda sein Heiligtum, Israel sein Königreich.

3 Das Meer sah es und floh, der Jordan wandte sich zurück. 4 Die Berge hüpften wie die Lämmer, die Hügel wie die jungen Schafe. 5 Was war mit dir, du Meer, daß du flohest, und mit dir, Jordan, daß du dich zurückwandtest? 6 Ihr Berge, daß ihr hüpftet wie die Lämmer, ihr Hügel, wie die jungen Schafe?

7 Vor dem Herrn erbebe, du Erde, vor dem Gott Jakobs, 8 der den Felsen wandelte in einen See und die Steine in Wasserquellen!“ (Psalm 114)

Ps 114 gehört zu den sogenannten Hallel-Psalmen (Lobpsalmen), genauer gesagt zum Ägyptischen Hallel. Diese Psalmen wurden zu den großen Festen gesungen und hatten besonders beim Passah ihren festen Platz. Ps 113 und 114 sang man vor dem Mahl, Ps 115-118 nach dem Mahl.

Die ersten beiden Verse blicken auf die Geburtsstunde Israels, den Auszug aus Ägypten, zurück. Mit mächtiger Hand und durch viele Wunder hatte Gott das Volk aus der ägyptischen Gefangenschaft befreit, damit es sein Eigentum sein sollte (vgl. 2Mose 19,5).

V. 3-6 blicken auf die „Naturwunder“ während des Auszugs zurück und deuten diese als Reaktion (man beachte die rhetorischen Fragen in V. 5-6) auf das Wunder der göttlichen Erwählung Israels. Die Natur [beim Durchzug durch das Rote Meer (2Mose 14,21f) und durch den Jordan (Jos 3,16), sowie das Beben des Berges Sinai (2Mose 19,18)] legt Zeugnis für dieses mächtige Handeln Gottes ab. Die Reaktion der Natur ist dabei zweigeteilt: Ehrfurcht (V. 3) und große Freude (V. 4).

V. 7 fordert die Natur (Antwort auf V. 5-6,) aber letztendlich natürlich alle dazu auf, Gott, dem Herrscher des Universums, die Ehre zu geben. Er, der Herrscher des Universums, ist gleichzeitig „Gott Jakobs“ (V. 7b) geworden. Was für ein Vorrecht, dass dieser mächtige Herrscher, in Christus für jeden zum Vater wird, der an ihn glaubt (vgl. Joh 1,12, Gal 4,4-7).

  1. Der Exodus war die Geburtsstunde Israels, durch die Gott sie zu seinem Eigentum machte. Was ist deine persönliche „Geburtsstunde“, durch die Gott dich zu seinem Eigentum gemacht hat?
  2. Gott ist nicht nur unser persönlicher Begleiter durch den Alltag, sondern der Herrscher des Universums, der alles – auch die Schöpfung – lenkt und erhält. Wie kannst du dir diese Wahrheit mehr ins Bewusstsein rufen?

Psalm 113: Den einzigartigen und uns erlösenden Gott loben!

„Halleluja! Lobet, ihr Knechte des HERRN, lobet den Namen des HERRN! 2 Gelobt sei der Name des HERRN von nun an bis in Ewigkeit! 3 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des HERRN!

4 Der HERR ist hoch über alle Völker; seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist. 5 Wer ist wie der HERR, unser Gott, im Himmel und auf Erden?

6 Der oben thront in der Höhe, der herniederschaut in die Tiefe, 7 der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz, 8 daß er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes; 9 der die Unfruchtbare im Hause zu Ehren bringt, daß sie eine fröhliche Kindermutter wird. Halleluja! Halleluja!“ (Psalm 113)

Ps 113 gehört zu den sogenannten Hallel-Psalmen (Lobpsalmen), genauer gesagt zum Ägyptischen Hallel. Diese Psalmen wurden zu den großen Festen gesungen und hatten besonders beim Passah ihren festen Platz. Ps 113 und 114 sang man vor dem Mahl, Ps 115-118 nach dem Mahl.

In den ersten drei Versen finden wir den wiederholten Aufruf Gott zu loben. Gott Lob darzubringen, ist die Aufgabe der Menschen, die sich ihm zugehörig fühlen – sie sind seine Knechte (V. 1). Dieses Lob kennt keine zeitliche Beschränkung – „von nun an bis in Ewigkeit“ (V. 2) soll es erklingen. Noch kennt dieses Lob eine geographische Beschränkung: „vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“, d.h. auf dem ganzen Erdball soll das Lob Gottes erklingen.

Gott wird gelobt, um seiner selbst willen (V. 4-5). Er ist der souveräne Herrscher über alle Völker (V. 4a), ja über die Völker und die Erde hinaus (V. 4b). Die Einzigartigkeit seines Wesens (V. 5) ist Grund genug ihn zu loben.

Aber Gott wird nicht nur um seiner selbst willen gelobt, sondern auch aufgrund seines erlösenden Handelns (V. 6). Der Gott, der so erhaben ist, schaut in seinem Erbarmen auch auf den Geringen herab. Unwillkürlich denkt man an Christus, den es immer wieder „jammerte“, wenn er die verlorenen Menschen sah (Mt 9,36). Aber Gott schaut nicht nur auf den Geringen herab und lässt ihm geringe Linderung widerfahren. Nein, er, der selbst in der Höhe thront, erhöht auch den Geringen (V. 7b), indem er z.B. Gebete in Notlagen erhört (V. 8-9 zitieren aus dem Lobgesang der Hanna, vgl. 1Sam 2,8). Aber ultimativ erhöht er die Geringen, indem der Gottessohn Jesus Christus, uns zu Söhnen des Vaters (Gal 3,26) und seinen Brüdern (Hebr 2,11) macht.

  1. Gott ist der souveräne Herrscher (V. 4) – was bedeutet das für mein alltägliches Leben, für meine Weltsicht, für meinen Umgang mit guten und schlechten Erlebnissen?
  2. Welche Eigenschaften Gottes – neben seiner Souveränität – führen mich noch ins Gotteslob?
  3. Kann ich die V. 6-9 im Hinblick auf meine eigene, in Christus geschenkte, Erlösung so mitbeten? Warum oder warum nicht? Muss ich ggf. den Blick auf meine Erlösung anpassen?

Die Priorität des Wortes

Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. 39 Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. 40 Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, daß mich meine Schwester läßt allein dienen? Sage ihr doch, daß sie mir helfen soll! 41 Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. 42 Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. (Lukas 10,38-42)

Als Jesus sich mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem befindet, kommen sie eines Tages nach Betanien. Marta, eine offenbar wohlhabende und tatkräftige Frau, lädt Jesus und seine Jüngergruppe in ihr Haus ein. Sofort beginnt sie mit der Arbeit. Sie will eine gute Gastgeberin sein und so kümmert sie sich mit großem Einsatz um die Bewirtung ihrer Gäste. Es ist ein sehr gutes Ziel, dass Marta verfolgt: Sie will Jesus und seinen Jüngern dienen. Es braucht doch solche Menschen wie Marta! Menschen, die einsatzbereit sind, die keine Mühe scheuen, die sich gerne engagieren. Auch Gemeinden leben davon!

Und dennoch ist Marta hier nicht ganz auf der richtigen Spur. Das wird deutlich, als Marta Jesus auf ihre Schwester Maria anspricht: „Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt alleine dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll!“ (Lk 10,40). Wie gut kann man das Ansinnen Martas verstehen. Würden beide Schwestern mitanpacken, wäre die Arbeit doch schneller erledigt. Und wäre es nicht sowieso angemessen, dass Maria ihrer – vermutlich älteren – Schwester in deren Haus sie wohnt, hilft?

Jesus ist nicht dieser Meinung. Im Gegenteil: Der Herr weist Marta liebevoll, aber doch deutlich, zurecht: „Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe.“ (Lk 10,41). Ihrer Unruhe und ihren vielen Sorgen stellt Jesus, das Eine gegenüber. Das Eine, das wirklich notwendig ist, das Eine, das Maria erwählt hat. Das Eine, nämlich auf das Wort Jesu, also auf das Wort Gottes, zu hören. Dies ist das Eine, „das soll nicht von ihr genommen werden“ (Lk 10,42).

Jesus stellt in dieser kurzen Episode die Priorität des Wortes vor der Tat heraus. Auf das Wort Gottes zu hören, hat für Jesus immer Vorrang – auch vor jeder guten Tat.

Ist die gute Tat dann unwichtig? Oder ist es falsch, wie Marta die eigenen Gäste gut bewirten zu wollen? – Nein, natürlich nicht! Gute Taten und aufopferungsvoller Dienst sind positive Dinge. Es sind auch Dinge, zu denen uns die Bibel und Jesus selbst immer wieder aufruft. Jesus geht es also nicht darum, die gute Tat oder den Dienst schlechtzumachen. Aber es geht ihm um die Priorität, darum, deutlich zu machen, was das Wichtigste ist und was darum stets zuerst kommen soll. Und da ist Jesus eindeutig: Auf Gottes Wort zu hören hat in jedem Fall die höchste Priorität. Alles andere – auch die besten Taten oder der liebevollste Dienst – kommt danach.

Warum ist das so? Weil für Jesus und die ganze Schrift das Hören und dann Glauben von Gottes Wort die Wurzel des Tuns ist. Oder anders gesagt: Das Eine ist die Wurzel des Vielen. So erwächst erst aus dem Hören und Glauben von Gottes Wort ein wirklich verändertes Handeln.

Ich wünsche uns allen den Mut, dem Hören und Lesen von Gottes Wort die höchste Priorität zu geben. Und ich wünsche uns die nötige Zielstrebigkeit diesen Entschluss im Trubel des Alltags auch durchzuziehen!

Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein

17 Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.  18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.  19 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. (Matthäus 5,17-19)

33 Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: »Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten.«  34 Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron;  35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs.  36 Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen.  37 Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Matthäus 5,33-37)

Die Frage die sich stellt, wenn wir die Verse 17-19 mitlesen:  Was haben die Gebote Gottes, die Gebote der Bibel, die Gebote die auch im AT erwähnt sind, mit dem Christsein zu tun? Jesus sagt hier: Die Gebote – ausgenommen die kultischen Vorschriften, die sich im Opfer Jesu ja erfüllt haben – behalten ihre Verbindlichkeit. Und Jesus dekliniert das dann anhand von einigen Beispielen durch – ja er verschärft es sogar. Das ist die Absicht der Bergpredigt, aus dem dieser Text stammt. Jesus redet zu seinen Jüngern, zu den Menschen, die ihm nachfolgen und er sagt ihnen:  „So sieht der gelebte Glaube aus, so sieht echte Nachfolge aus, wenn meine Botschaft, mein Evangelium auf fruchtbare Herzen stößt!“ Die Bergpredigt zielt darauf ab, dass der Wille Gottes praktisch umgesetzt wird. Nur das Haus, das auf dem Felsen steht, hat ja Bestand. Nur der Glaube, der Frucht bringt, ist echt. Ein Glaube, der nichts verändert, ein Glaube ohne Werke ist tot. Deshalb gehören die Gebote eben auch zum Christsein. Sie sind nicht die Vorbedingung um von Gott angenommen zu werden. Aber sie zeigen uns unsere Unvollkommenheit, sie zeigen uns, dass wir Hilfe – Gottes Hilfe – nötig haben. Und sie helfen uns, ein gelingendes Leben zu führen – unser Miteinander zu verbessern.

Wenn wir also von Geboten und Aufforderungen in der Bibel lesen, in der Predigt hören – dann geht es dabei nie – und das ist ganz wichtig – um ein „Du musst, damit Gott dich liebt.“ Nein, es geht vielmehr darum, dass der Christ mit lebendigem Glauben, aus froher Dankbarkeit über das was Gott ihm so reichlich Gutes getan hat, dankbar antwortet, indem er die Gebote ernst nimmt und mit Gottes Hilfe und seinem Heiligen Geist in seinem Verhalten und seinem Charakter wächst, auf dass er in der Heiligung zunimmt und Gott der all das für ihn möglich gemacht hat, dadurch verherrlicht und ehrt! Das ist die Motivation für jedes Gebot, für alles christliche Verhalten – sonst nichts und das muss hier vorneweg gestellt werden! Das ist ganz wichtig.

  1. Wie ist es aber nun mit dem Schwören?

Ist das Schwören nun erlaubt oder nicht? Oder was will Jesus uns eigentlich hier mit seinen Worten sagen?

Es wird die Geschichte erzählt von einem sehr reichen Geschäftsmann, der todkrank war und im Krankenhaus lag. Eines Tages wurde er von seinem Pastor besucht. Er sprach mit ihm über Gottes Allmächtigkeit, seine Kraft zu heilen, darüber dass Jesus der große Arzt ist und er betete für ihn. Als der Pastor gerade gehen wollte,  sagte der Geschäftsmann voller Ernst: „Mensch, wenn Gott mich wirklich heilen sollte – wow, dann wär ich so dankbar – ich schwör, würde ich der Gemeinde 1 Million Euro spenden!“ Und tatsächlich: nur kurze Zeit später wurde der Geschäftsmann wieder ganz gesund und konnte aus dem Krankenhaus entlassen werden. Einige Monate später traf der Pastor den Geschäftsmann zufällig in der Stadt und sagte zu ihm: „Du weißt doch noch, als du todkrank im Krankenhaus lagst, hast du dem Herrn versprochen der Gemeinde 1 Million Euro zu geben, wenn Gott dich heilt. Nur zu deiner Info: bei uns ist da bisher noch nichts angekommen…“ Der Geschäftsmann antwortete: „Das hab ich wirklich gesagt??? Ich denke, das zeigt ja nun wirklich wie schwer krank ich war….“

Sind solche falschen Versprechen, solche nicht eingehaltenen Eide hier gemeint? Ja, das ist sicherlich das Eine, worum es Jesus geht: Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: »Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten.« Jesus befindet sich damit voll auf einer Linie mit dem AT – das Gebot gilt – Menschen, die Jesus nachfolgen sollen keine falschen Eide schwören, sie sollen nichts versprechen, was sie nicht auch halten. Das gilt nicht nur für die ganz großen Dinge des Lebens – so wie in der Beispielgeschichte oder wenn man ein Eheversprechen abgibt – sondern auch in den ganz alltäglichen Dingen. „Versprichst du mir, dass du mir hilfst?“, wirst du gefragt – „Ja, natürlich helfe ich dir!“ – Wenn du es versprichst, dann halt es auch!

Aber Jesus geht ja mit seinen Worten noch weiter: 34 Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron;  35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs.  Sollen wir also überhaupt nicht schwören, nichts versprechen, dürfen Christen keinen Amtseid z.B. ablegen? Aber was passiert dann, wenn sie unter Eid vor Gericht aussagen sollen?

Um diese Frage zu beantworten müssen wir den Hintergrund etwas verstehen, wie das zur Zeit Jesu war. Zur Zeit Jesu wurde sehr viel geschworen – man schwörte z.B. beim „Himmel“, beim „Tempel“, beim Schatz des Tempels, bei der Stadt Jerusalem oder noch ganz anderen Dingen. Und je nachdem welches Objekt man hier beim Schwur genannt hat, bei welcher Sache man geschworen hat, desto verbindlicher oder auch unverbindlicher war ein Schwur. Da konnte man sich hinterher rausreden: „Ich hab ja nur beim Tempel allgemein und nicht beim Schatz des Tempels geschworen…. – Wenn ich es wirklich ernst gemeint hätte, hätte ich beim Schatz des Tempels geschworen…“ Jesus hält von alledem nichts. Er ist da ganz radikal. Er sagt: „Bei diesem ganzen System der abgestuften Eide, die mehr oder weniger wert waren, da sollt ihr nicht mitmachen! Und wenn euch das verführt zum Eidesmissbrauch, zum leichtfertigen Schwören, dann lasst es lieber ganz!“ Das ist es, was Jesus verbietet – nicht den Eid, nicht den Schwur generell – schließlich lässt sich Jesus bei seinem Verfahren selbst unter Eid stellen und Gott selbst schwört in der Bibel auch! Nein, was Jesus verbietet, ist der leichtfertige Schwur, der Eidesmissbrauch. Aber es steckt darin auch noch ein tiefere Wahrheit, ein ganz wertvolles Ideal – und damit sind wir am Kern dieser Worte Jesu

  1. Jesus verpflichtet zu unbedingter Wahrhaftigkeit

Schauen wir nochmal auf V. 37: Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ Ein Christ erzählt von seiner längeren Tätigkeit in China: „Wenn man das Vorrecht oder die Pflicht hat, in einem fremden Land zu arbeiten, dann empfiehlt sich vorher ein Kursus, der uns in die Gepflogenheiten dieses Landes einführt. So ist es mir auch mit der Volksrepublik China gegangen. Eine Botschaft war für mich besonders wichtig: Das fehlende NEIN in China. Ein Chinese sagt immer JA. Aber aus der Art, wie er JA sagt, muss man heraushören, was er meint: „JA, das müssten wir vielleicht einmal machen“ bedeutet in etwa, dass der Vorschlag so dumm ist, dass man ihn gar nicht in Betracht ziehen sollte. „JA, das sollten wir vielleicht morgen noch einmal bedenken“ bedeutet in etwa: „Wenn Du mir nicht mit besseren Fakten kommst, werde ich das nicht machen.“ „JA, das ist gut, das sollten wir machen“ bedeutet in etwa: „Im Moment fällt mir nichts ein, was dagegen spricht. Schau’n wir mal…“ „JA, ich setze mich sofort daran und kümmere mich darum.“ Hier beginnt das, was man umgangssprachlich unter JA versteht, aber man sollte sich auch jetzt nicht zu sehr darauf verlassen. Und dieser Christ schlussfolgert: China ist eine höfliche Welt, aber wer die vielen Varianten des JA, das ein verstecktes NEIN ist, nicht kennt, kann ganz große Enttäuschungen erleben.“ Und er berichtet weiter: China ist kein christliches Land. Denn wir haben durch Christus eine ganz andere Botschaft: „Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was darüber ist, das ist vom Bösen.“

Dieses Beispiel zeigt uns worauf Jesus hinaus will: es sind keine Detailfragen des richtigen Schwörens. Es geht ihm um die ganz praktische Frage, ob das was wir sagen ernst zu nehmen ist, ob wir wahrhaftig, klar und eindeutig sprechen. Wenn ihr „Ja“ sagt, sollt ihr „ja“ meinen, wenn ihr „nein“ sagt, sollt ihr klar und eindeutig „nein“ meinen. Jeder beschwörende Zusatz ist dann im Grunde unnötig. Und jede sich einschleichende Unehrlichkeit, Halbwahrheit oder Halbherzigkeit beim Reden ist vom Bösen und soll sich gar nicht erst vorkommen!

Jesus will, dass das was wir sagen mit dem was wir meinen, identisch ist! Bei ihm gibt es keine zwei Klassen von Worten – Worte, die nicht ganz so ernst zu nehmen sind und andere, die man sehr ernst nehmen kann. Nein, Jesus fordert uns auf: Sagt was ihr meint, sagt klar und deutlich „Ja“ oder sagt klar und deutlich „Nein“

Wenn man ehrlich ist, ist das gar nicht immer so einfach. Da werden wir gefragt, ob wir bei dieser oder jener Veranstaltung dabei sein werden und antworten „Ja, mal schauen…“ Wie oft heißt diese Antwort im Grunde aber „Nein, ich werde nicht dabei sein, aber ich muss mir noch den Grund für meine Absage überlegen….“ Oder man hat den Anrufer am Telefon, von dem man genervt ist und den man schnellstmöglich wieder loswerden will. „Du, ich muss jetzt ganz schnell aus dem Haus, habe noch einen Termin“, sagt man ihm – aber das stimmt vielleicht gar nicht. Oder wir sind in der Diskussion über ein Thema und unser Gegenüber stellt ganz selbstbewusst eine Meinung in den Raum, die wir überhaupt nicht teilen: „man müsste das und das doch so und so handhaben…“ – aber wir wollen lieber unsere Ruhe oder scheuen den Konflikt und sagen: „Ja, ja, du hast schon irgendwo Recht…“ Jesus sagt: „Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“

Besonders gilt das auch für die Zusagen, die wir anderen geben: Was sagst du also anderen Menschen zu? Kann man sich auf dein Wort auch verlassen, wenn du nicht ausdrücklich dazu sagst „ich verspreche es dir?“ Wozu gibt’s du deine Zustimmung, wozu gibt’s du dein Ja oder auch dein Nein? Sagst du was du meinst? Oder sagst du das, wovon du meinst, dass der andere es hören will? Jesus sagt: „Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“

Um das zu leben, das durchzuhalten, immer wahrhaftig das zu sagen, was wir meinen, dazu braucht es eine innere Freiheit, dazu braucht es auch Mut, dazu braucht es auch mal Überwindung, dann nämlich, wenn wir unsere Zusagen einhalten wollen, die uns zum Nachteil sind. In solche Situationen kommt man ja immer wieder mal. Da hat man einen Termin zugesagt und dann ergibt sich noch was anderes, was man eigentlich lieber wahrnehmen möchte… Dann gilt es, sich auch mal zu überwinden!

„Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ Als Christen haben wir eine besondere innere Freiheit, die uns von Christus geschenkt ist. Wir haben sie, weil Christus uns befreit hat, weil in ihm unsere Identität ist – weil wir uns nicht durch die Meinung anderer, durch unsere Beliebtheit definieren müssen. Wir können darum sagen, was wir wirklich meinen – auch wenn wir da nicht immer auf Gegenliebe stoßen. Nicht, dass wir unfreundlich sein sollen oder uns nicht taktvoll verhalten sollen. Aber wir können uns trauen, zu sagen was wir meinen: nicht die Beliebtheit bei anderen ist das was uns definiert. Sondern das was wir für Gott sind, das definiert uns. Und wer an Jesus glaubt, zu dem sagt Gott: du bist mein Kind, für das ich mein Liebstes – meinen geliebten Sohn – gegeben haben. Hier, in Christus liegt unsere Identität! Als Christen können wir darum mutig sein, weil Jesus bei uns ist. Wir brauchen keine Angst, keine Menschenfurcht zu haben – er ist da, er bewahrt uns, er ist souverän und allmächtig, von seinem Segen kann uns nichts trennen. Und ganz wichtig: Als Christen können wir uns auch überwinden, etwas zu tun, das uns zum Nachteil dient und anderen zum Vorteil! Denn: Jesus hat das ja auch getan! Er hat den Himmel verlassen, er hat sein menschliches Leben riskiert, verloren, ja für uns gegeben. Er hat etwas zu seinem Nachteil getan, damit es für uns zum großen Vorteil wird. Und durch ihn – da sind wir immer auf der Gewinnerseite, weil er uns diesen großen Vorteil schenkt – und zwar auch wenn wir in einem konkreten Fall mal einen Nachteil erleben, weil wir – gegen unser Empfinden – das tun, was wir zugesagt haben. Jesus sagt: „Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“

Gott helfe uns, auch in seinen Geboten zu erkennen, dass er es gut mit uns meint – dass sie uns gegeben sind, um uns zu helfen. Er schenke uns veränderte Herzen, dass wir aus Dankbarkeit als wahrhaftige Christen leben und reden und zu unserem Wort stehen. Damit unser Zusammenleben mit anderen gelingt und unser Herr verherrlicht werde.

Dankbarkeit lernen

Und David sprach: Ist noch jemand übriggeblieben von dem Hause Sauls, damit ich Barmherzigkeit an ihm tue um Jonatans willen?  2 Es war aber ein Knecht vom Hause Sauls, der hieß Ziba; den riefen sie zu David. Und der König sprach zu ihm: Bist du Ziba? Er sprach: Ja, dein Knecht ist es.  3 Der König sprach: Ist da noch jemand vom Hause Sauls, damit ich Gottes Barmherzigkeit an ihm tue? Ziba sprach zum König: Es ist noch ein Sohn Jonatans da, lahm an den Füßen.  4 Der König sprach zu ihm: Wo ist er? Ziba sprach zum König: Siehe, er ist in Lo-Dabar im Hause Machirs, des Sohnes Ammïls.  5 Da sandte der König David hin und ließ ihn holen von Lo-Dabar aus dem Hause Machirs, des Sohnes Ammïls.  6 Als nun Mefi-Boschet, der Sohn Jonatans, des Sohnes Sauls, zu David kam, fiel er auf sein Angesicht und huldigte ihm. David aber sprach: Mefi-Boschet! Er sprach: Hier bin ich, dein Knecht.  7 David sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, denn ich will Barmherzigkeit an dir tun um deines Vaters Jonatan willen und will dir den ganzen Besitz deines Vaters Saul zurückgeben; du aber sollst täglich an meinem Tisch essen.  8 Er aber fiel nieder und sprach: Wer bin ich, dein Knecht, daß du dich wendest zu einem toten Hunde, wie ich es bin?  9 Da rief der König den Ziba, den Knecht Sauls, und sprach zu ihm: Alles, was Saul gehört hat und seinem ganzen Hause, hab ich dem Sohn deines Herrn gegeben.  10 So bearbeite ihm nun seinen Acker, du und deine Söhne und deine Knechte, und bring die Ernte ein, damit es das Brot sei des Sohnes deines Herrn und er sich davon nähre; aber Mefi-Boschet, der Sohn deines Herrn, soll täglich an meinem Tisch essen. Ziba aber hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte.  11 Und Ziba sprach zum König: Ganz so, wie mein Herr, der König, seinem Knechte geboten hat, wird dein Knecht tun. Und Mefi-Boschet, sprach David, esse an meinem Tische wie einer der Königssöhne.  12 Und Mefi-Boschet hatte einen kleinen Sohn, der hieß Micha. Und alle, die im Hause Zibas wohnten, dienten Mefi-Boschet.  13 Mefi-Boschet aber wohnte hinfort in Jerusalem, denn er aß täglich an des Königs Tisch. Und er war lahm an seinen beiden Füßen. (2Samuel 9) 

  1. Dankbarkeit von David lernen – wir können reich beschenken

Versetzen wir uns mal in die Lage von David hinein. Endlich war es soweit: David war nun endlich König von Israel geworden. Schon vor Jahren war er vom Propheten Samuel zum König gesalbt worden. Doch der alte König, Saul, wollte sein Amt nicht einfach aufgeben. Er wollte die Macht und sein Königtum unbedingt festhalten – auch wenn Gott es anders beschlossen hatte. Und so verfolgte er David, den eigentlichen von Gott eingesetzten König und so musste David über viele Jahre ein ziemlich unstetes Leben führen. Mit einer Streifschar von Kriegern war er unterwegs, lebte in der Wüste, teilweise bei den Feinden im Philisterland – eine schwierige Zeit für David und sicherlich nicht würdig für einen König.

Glücklicherweise gab es aber Jonatan. Jonatan war der älteste Sohn von König Saul und erkannte schon früh, dass Gott David zum König erwählt hatte. Er und David wurden enge Freunde und sie schlossen einen Bund miteinander. Mehrere Male bewahrte Jonatan David vor seinem Vater, der David umbringen wollte. Doch jetzt, nach vielen Jahren – Saul war gestorben, seine Söhne, auch Jonatan, waren gestorben – jetzt nach vielen Jahren, war es endlich so weit: Die Regierung Davids war etabliert, endlich herrschte er über das ganze Land, so wie Gott es versprochen hatte, endlich hatte er das Sagen. Das ist die Situation aus der uns jetzt 2Sam 9 berichtet.

Was würde David jetzt als erstes tun, wo seine Herrschaft etabliert ist? Die Steuern kräftig erhöhen? Sich einen großen Palast bauen? Nein, nichts dergleichen. Sein Blick geht als erstes zurück auf die Vergangenheit. David schaut zurück und er erkennt, dass er ganz großen Grund zur Dankbarkeit hat. Ganz besonders kommt ihm dabei offenbar Jonatan in den Sinn – es heißt ja in V. 1: „Und David sprach: ist noch jemand übriggeblieben von dem Hause Sauls, damit ich Barmherzigkeit an ihm tue, um Jonatans willen?“ Jonatan kommt ihm ganz besonders in den Sinn! Er erinnert sich an die intensive Freundschaft, die es zwischen beiden gab. Diese Freundschaft, die Jonatan mehr wert war, als familiäre Beziehungen – z.B. zu seinem Vater. Diese Freundschaft, die Jonatan mehr wert war, als die Aussicht selbst einmal – als der älteste Sohn Sauls – König zu werden. Diese Freundschaft zwischen Jonatan und ihm, die in guten und besonders auch in schlechten Zeiten hielt. David schaut zurück – und erkennt, dass er Grund zur Dankbarkeit hat. Er erkennt: Da gibt es jemanden, der hat mir soviel Gutes getan!

Wie oft schaust du eigentlich zurück? Wie oft hältst du Rückschau? Am Ende eines Jahres vielleicht? Oder noch seltener? Vielleicht wenn ein besonderer Lebensabschnitt zu Ende geht? Wenn die Kinder ausziehen, wenn du dein Studium beendet hast, wenn du die Arbeitsstelle wechselst, wenn du umziehst? Ich frage mich, wieviel Gutes wir in unserem Leben wohl übersehen, weil wir nicht zurückschauen, weil wir nicht darüber nachdenken. Dankbarkeit beginnt in unserem Herzen zu wachsen, indem wir zurückschauen und die Dinge, die Personen, die Ereignisse entdecken, die gut waren – für die wir einfach nur dankbar sein können! Auch in der Stunde des Triumphs schaut David zurück und wird dankbar. Wann schaust du das nächste Mal zurück?

David schaut zurück, er wird dankbar und er wird dann aktiv. Er wird aktiv, indem er selbst „Danke“ sagt, indem er einen anderen reich beschenkt. Wir können hier vier Dinge am Text beobachten, vier Aspekte, die Davids Dankbarkeit kennzeichnen, vier Aspekte die wirklich bemerkenswert sind und wo wir von David lernen können, wie auch wir andere reich beschenken können und ihnen dadurch unsere Dankbarkeit zeigen können.

David forscht nach

David ist es so wichtig Dankbarkeit „um Jonatans willen“ zu zeigen, dass er aktiv wird. Er nimmt die Sache selbst in die Hand, er fragt nach, er lässt Nachforschungen anstellen. So heißt es in V. 1: „Und David sprach: ist noch jemand übriggeblieben von dem Hause Sauls, damit ich Barmherzigkeit an ihm tue um Jonatans willen?“ David hätte die Sache auch einfach auf sich beruhen lassen können, aber er tut es nicht, sondern er wird aktiv. Das ist das erste was wir hier lernen. Wer „Danke“ sagen will, muss aktiv werden. Dankbarkeit zeigt sich nicht automatisch, sie ist kein Selbstläufer. Nein, wer Dankbarkeit zeigen will, muss selbst die Initiative ergreifen.

David gibt „Gottes Barmherzigkeit“ weiter

Das sehen wir in V. 3. Ziba, der Knecht Sauls ist inzwischen gefunden, und ihm gegenüber wiederholt David seine Frage und spricht: „Ist da noch jemand vom Hause Sauls, damit ich Gottes Barmherzigkeit an ihm tue?“ David sieht sein Handeln als Gottes Handeln oder anders gesagt: er möchte für Gottes Barmherzigkeit der menschliche Kanal sein. Er weiß, das alles Gutes, was er tun kann, letztendlich von Gott kommt. Seine barmherzige, liebevolle Haltung erwächst ganz klar aus seinem gläubigen Herzen, aus seiner Beziehung zu Gott. Etwa Tausend Jahre später bringt der Apostel Johannes dieses Geheimnis auf den Punkt, wenn er schreibt: 7 Ihr Lieben, laßt uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott.” (1Joh 4,7). Wenn wir Liebe, Barmherzigkeit üben, echte Dankbarkeit zeigen, dann ist das etwas, was aus unserem Glauben und aus der von Gott geschenkten Lieben erwachsen muss. David ist sich darüber im Klaren: er will explizit Gottes Barmherzigkeit weitergeben.

David lässt sich seine Dankbarkeit etwas kosten

David sagt zu Mefi-Boschet nicht nur lapidar „Danke, und übrigens es tut mir leid, was mit deiner Familie passiert sind, und dass sie alle tot sind und dass auch du behindert bist…“ Er drückt ihm auch nicht nur einen Gutschein für die nächste königliche Party in die Hand. Nein, David lässt sich seine Dankbarkeit richtig etwas kosten. Wir lesen davon in V. 9-10: 9 Da rief der König den Ziba, den Knecht Sauls, und sprach zu ihm: Alles, was Saul gehört hat und seinem ganzen Hause, hab ich dem Sohn deines Herrn gegeben.  10 So bearbeite ihm nun seinen Acker, du und deine Söhne und deine Knechte, und bring die Ernte ein, damit es das Brot sei des Sohnes deines Herrn und er sich davon nähre; aber Mefi-Boschet, der Sohn deines Herrn, soll täglich an meinem Tisch essen. Ziba aber hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte.

Drei Dinge also tut David. Er gibt Mefi-Boschet richtig viel Besitz, denn Saul und seiner Familie wird als Königsfamilie sehr viel gehört haben. Auf alles das verzichtet David als der Nachfolger Sauls und er gibt es Mefi-Boschet. Mefi-Boschet wird also hier auf einen Schlag sehr sehr reich. Und zweitens: David gibt Mefi-Boschet mit Ziba, seinen Söhnen und Knechten richtig viel Personal um diesen Besitz zu bewirtschaften. Und drittens: David beschenkt ihn mit der Ehre tagtäglich am königlichen Tisch zu speisen – mit der königlichen Familie, den Ministern und anderen wichtigen Leuten. David versorgt ihn also nicht nur materiell, sondern er wertet ihn auf. David speist Mefi-Boschet nicht pflichtbewusst und schnell ab. David lässt sich seine Dankbarkeit richtig etwas kosten

David beschenkt jemanden, der es nicht verdient hat

Jonatan war es gewesen, der zu David so eine tiefe Freundschaft hatte. Er war es gewesen, der ihn mehrfach vor den Tötungsversuchen Sauls bewahrt hatte. Mefi-Boschet – sein Sohn – hatte damit nichts zu tun. Weder positiv noch negativ – Mefi-Boschet war einfach völlig unbeteiligt. Und so hätte man es auch gut verstehen können, wenn David nach Jonatans Tod einfach die Sache auf sich hätte beruhen lassen. Derjenige, dem er Dankbarkeit schuldig gewesen wäre, war ja tot – er war nicht mehr da. Aber David tut es nicht: er erweist seine Barmherzigkeit, seine Dankbarkeit, seine Liebe jemandem, der es nicht verdient hat.

Das ist die höchste Form der Dankbarkeit – jemanden zu beschenken, bei dem man sich nicht lediglich revanchieren will, jemandem etwas Gutes zu tun, der es nicht verdient hat. Denn hier scheint etwas Großartiges durch von Gottes Wesen, von seinem Handeln, der immer Menschen beschenkt, die es nicht verdient haben.

Und wir?

Vier bemerkenswerte Aspekte, die wir von David lernen können, wie wir Dankbarkeit leben können. Welcher ist für dich der Wichtigste? Welcher der überraschendste? Welchen willst du ganz besonders für dich mitnehmen? Erstens gilt es, überhaupt aktiv zu werden, so wie David aktiv wurde. Dankbarkeit „geschieht“ nicht einfach irgendwie, sondern wir müssen die Initiative ergreifen. Zweitens gilt es, sich bewusst zu machen, dass wir „Gottes Barmherzigkeit“ weitergeben können. Großzügigkeit, reiches Beschenken, Liebe, Dankbarkeit gegenüber anderen ist möglich, weil Gott uns reich beschenkt hat. Drittens gilt es, sich Dankbarkeit etwas kosten zu lassen, so wie David sich seine Dankbarkeit etwas kosten ließ. Und viertens, die Krönung ist, wenn wir Dankbarkeit sogar denen erweisen, die es gar nicht verdient haben. Wenn wir das leben, sind wir Nachahmer Gottes, wie wir jetzt noch sehen werden.

  1. Dankbarkeit an Mefi-Boschet lernen – wir sind reich beschenkt

Versetzen wir uns als zweites mal in die Lage von Mefi-Boschet. Da wird er eines Tages völlig überraschend zum König gerufen und wird von ihm mega-mäßig reich beschenkt – wie ein 6er im Lotto. Was für ein Glückspilz muss dieser Mefi-Boschet gewesen sein! Ja, wirklich?

Ja und nein! Nein, weil die Vorgeschichte von Mefi-Boschet wirklich traurig ist. Er war einer der Söhne Jonatans gewesen. In den kriegerischen Auseinandersetzungen hatte er seine ganze Familie verloren. Ja, es heißt hier ja, dass er der letzte Nachkomme der Familie Sauls, also seines Großvaters, gewesen war. Alle anderen waren umgekommen. Außerdem war er „lahm an den Füßen“, wie es hier heißt. Die Bibel erklärt uns an anderer Stelle, dass Mefi-Boschet als 5jähriger von seiner Amme fallengelassen wurde, als sie sich mit ihm auf der Flucht befindet. Dadurch zog er sich so schwere Verletzungen zu, dass er Zeit seines Lebens behindert war. Körperlich behindert zu sein, war in der damaligen Zeit ein noch schwierigeres Schicksal als es das heute ist. Es bedeutete, dass er sozial und ökonomisch von anderen abhängig ist. Dass er sich nur bedingt selbst helfen konnte, dass er gar nicht in der Lage war, für sich richtig zu sorgen und Geld zu verdienen. Und so verwundert es nicht, dass im AT Behinderte immer wieder in einem Atemzug mit Armen, Witwen und Waisen erwähnt werden und dass Gott in seiner Liebe und Barmherzigkeit sogar Schutzgesetze für sie erlassen hatte. Das ist ganz bemerkenswert und sehr fortschrittlich gewesen – so etwas gab es damals nur in Israel! Und dennoch ist die Lebensgeschichte von Mefi-Boschet bis hierhin wirklich eine traurige Geschichte.

Aber auf der anderen Seite: Ja, er ist ein Glückspilz, weil es dann eben die große Wende gibt! David erweist Mefi-Boschet die Freundlichkeit Gottes um seines Vaters Jonatans willen. Und hierin bildet die Geschichte von Mefi-Boschet in wunderbarer, anschaulicher Weise das Evangelium selbst ab. Mefi-Boschet ist ein Bild auf den Menschen als Sünder und auf den Zustand, in dem er sich befindet. Mefi-Boschet war ja hilflos, an beiden Füßen lahm, alles andere als selbstständig. Das erinnert uns an den Fall des Menschen und an den hilflosen Zustand, in den die Sünde den Menschen gebracht hat. Daher konnte Mefi-Boschet auch nicht zu David kommen – nein David ließ ihn holen – er musste in die Gegenwart des Königs gebracht werden. Auch der Mensch als Sünder kann nicht von selbst zu Gott kommen – nein Gott muss ihn aufspüren, sich zu ihm auf den Weg machen, ihm nahekommen, ihm nachgehen. Und David wollte ihm dann „Gottes Barmherzigkeit“ erweisen um Jonatans willen. Genau so ist auch die Barmherzigkeit und Menschenliebe Gottes uns Menschen erschienen. Ja, Gott erweist uns sündigen Menschen seine große Freundlichkeit nicht weil wir es verdient haben, sondern um Jesu Christi willen.

Mefi-Boschet bedeutet übersetzt übrigens „aus dem Mund von Schande.“ Als dieser Mann mit dem nicht sehr schmeichelhaften Namen – den er übrigens erst nach seiner Behinderung bekam, vorher hieß er Merib-Baal – aus Davids Mund vernimmt, welch großes Los er gezogen hat, welche Freundlichkeit ihm der König erweisen will, bekennt er mit seinem Mund seine eigene Nichtigkeit: „Wer bin ich, dein Knecht, dass du dich wendest zu einem toten Hunde, wie ich es bin?“ (V. 8) Und was für freundliche Worte, was für Worte der Gnade kommen dann von den Lippen Davids! Hier wird in der Tat die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes vollkommen offenbar! Mefi-Boschet wird auch seiner niedrigen Stellung der Schande erhoben, um einen Platz an der Tafel des Königs einzunehmen, ganz so „wie einer der Königssöhne“ (V. 11) Es ist dieselbe Freundlichkeit Gottes, wie sie uns auch im Evangelium von Jesus Christus begegnet. Dass Gott seinen Sohn auf die Welt sendet, um zu suchen „was verloren ist“, die Menschen zu Gott zurückzubringen. Ihnen den Weg zur Gemeinschaft mit Gott zu ebnen, dass sie als seine Kinder adoptiert werden, ja, dass sie selbst Erben werden, und dereinst in seiner Gegenwart mit für immer in vollkommener Freude leben werden. Das ist die gute Nachricht, das Evangelium von Jesus Christus, das hier in der Geschichte von David und Mefi-Boschet deutlich wird: Einer, der es nicht verdient hat, wird durch Gnade überreich beschenkt und hoch erhoben.

Wenn du dich einen Christen nennst und mit Jesus lebst, dann hast du erlebt, was Mefi-Boschet erlebt hat: du bist reich beschenkt worden! Ja, im Grunde genommen hast du noch Besseres, noch Größeres erlebt. Du bist nicht zur mit zeitlichen Segnungen beschenkt worden. Du bist nicht nur mit irdischen Segnungen beschenkt worden. Nein, im Evangelium von Jesus Christus an das du glaubst, bist du mit allem geistlichen und ewigem Segen von Gott, deinem Vater, dem Allmächtigen, beschenkt worden. Wie Eph 1,3 es schreibt: 3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.” Im Evangelium von Jesus Christus bist du mit allem geistlichen und ewigen Segen beschenkt. Du bist reich – nein, überreich – beschenkt!

Im Grunde gibt’s nur eine Reaktion darauf, nämlich wie Mefi-Boschet zu sagen: „Gott, wer bin ich, dein Knecht, dass du dich wendest zu einem toten Hunde, wie ich es bin?“ Aber Gott hat es in seiner Liebe und Freundlichkeit getan. Er hat sich uns zugewendet, wir haben unverdient viel Gutes von Gott bekommen. Wir sind überreich beschenkt – Gott sei Dank!

Und es gibt noch eine zweite Reaktion darauf und da sind wir im Grunde wieder bei unserem ersten Gedanken. Nämlich: Diese Dankbarkeit, die wir Gott gegenüber empfinden, an andere in Form von Liebe und Freundlichkeit weiterzugeben. Denn Gottes Güte und Liebe uns gegenüber ist die eigentliche Motivation anderen Dank und Gutes zu erweisen. Ich glaube auch, dass das der eigentliche Grund bei David war, warum er so großzügig sein konnte. Natürlich hatte er mit Jonatan einen erstklassigen menschlichen Freund gehabt, gegenüber dem er Dank empfunden hat. Aber noch viel mehr hat David die Freundschaft zu Gott geprägt, dass er den Allmächtigen auf seiner Seite hatte, dass er sich von ihm geliebt und geleitet und versorgt wusste. David wusste sich überreich beschenkt, deswegen konnte er auch Mefi-Boschet reich beschenken. Dankbarkeit gegenüber unserem Nächsten ist die Frucht der Dankbarkeit Gott gegenüber – für seine große Gabe, für seine Liebe zu uns in seinem Sohn Jesus Christus. Wie der Apostel Johannes es in 1Joh 4,19 sagt: „Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“