Ordination vor 8 Jahren

Heute vor genau 8 Jahren, am 11. September 2011, wurde ich von Helge Stadelmann zum Pastor des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden ordiniert. Unglaublich, wie schnell diese Zeit vergangen ist. Unglaublich auch, was ich alles schon in den vergangenen Jahren erlebt habe. Ich könnte jetzt hier seitenweise Erlebnisse aufzählen und die Jahre Revue passieren lassen. Aber darauf verzichte ich lieber. Nur zwei Dinge möchte ich festhalten: Es waren soviel mehr gute und positive Dinge, als schlechte oder schwere Erlebnisse. Und in allem ist Gott durch und durch treu geblieben. Er hat mich durchgetragen, durch die fordernde Zeit des Anfangs (in der man von so vielen Dingen, die man tut, nur wenig Ahnung hat). Er hat mir hilfreiche Menschen in der Gemeinde und darüber hinaus zur Seite gestellt und mich auf gute Wege geführt. Er hat mir auch stets neue Kraft, Ideen, Motivation und Freude geschenkt über all die anderen Jahre.

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Anlässlich dieses Tages habe ich nochmal einen Blick auf mein Ordinationsversprechen geworfen. Dort heißt es unter anderem:

Glaubst Du, dass Gott Dich zum Pastor in der Gemeinde Jesu berufen hat, und bekennst Du, in Lehre, Leben und Dienst an die Heilige Schrift gebunden zu sein in Verantwortung vor Gott und der Gemeinde? – Antwort: Ja, ich glaube und bekenne es.

Auf den ersten Blick sind das vor allem Worte, die einen gewissen Anspruch an einen Pastor – in diesem Fall an mich – stellen. Aber auf der anderen Seite sind es auch Worte, die mich vor vielen Ansprüchen bewahren.

Ja, ich bin in Lehre, Leben und Dienst vollumfänglich an das Wort Gottes gebunden. Ich investiere darum viel Zeit und Mühe, die Bibel richtig zu verstehen und meiner Gemeinde gründlich auszulegen. Es ist mein Streben auch selbst in meinem persönlichen Leben dem Maßstab der Bibel immer mehr zu entsprechen. Natürlich ist das alles kein Selbstläufer und manchmal ein heftiges Ringen.

Auf der anderen Seite entlastet mich diese Bindung an die Schrift auch von vielen anderen Ansprüchen. Ich bin z.B. nicht daran gebunden, welche Auffassungen der Präsident oder andere Funktionsträger unseres Gemeindebundes (Halleluja!) vertreten. Ich bin nicht daran gebunden, welche Ansichten die Mehrheit der Theologieprofessoren (welch Glück!) äußern. Ich bin nicht daran gebunden, was dem heutigen Zeitgeist entspricht und irgendwie hipp und modern ist. Ich bin nicht gebunden, den Methoden zu folgen, die das höchste Gemeindewachstum versprechen. Ich bin noch nicht einmal daran gebunden, das zu tun, was vielleicht die Mehrheit meiner Gemeinde erwartet. Ich bin einzig und allein an die Heilige Schrift als das vollkommene und wahrhaftige Wort Gottes gebunden. Daran erinnere ich mich an diesem Tage wieder neu. Denn die Bindung an die Heilige Schrift macht mich frei und unabhängig von allen anderen Bindungen. Die Bindung an das Wort Gottes macht mich frei, einen treuen Dienst zu tun, der Gott ehrt. Es ist mein Gebet, dass Gott mir dazu Gnade und Segen schenke.

Du bist kein Pastor? Das Prinzip gilt für dich ebenso: Wenn du dich an die Heilige Schrift gebunden weißt, bist du frei und unabhängig von allen anderen Ansprüchen. Frei von dem Anspruch, stets das zu tun, was andere von dir erwarten. Frei von dem Anspruch, die höchstmögliche Karrierestufe zu erklimmen, der beliebteste in der Abteilung zu werden oder – ganz grundsätzlich gesprochen – das Maximale aus deinem Leben rauszuholen. Binde dich an das zuverlässige Wort Gottes, denn diese Bindung macht frei!

Der Kampf, der in uns tobt

In Galater 5,13 heißt es: „Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt.“  Paulus sagt hier also: Missbraucht eure christliche Freiheit nicht. Seht sie nicht als Freifahrtsschein für sündiges Leben nach dem Motto „Ich mache, was ich will!“ „Gebt dem Fleisch – also eurer egoistischen menschlichen Natur, die sich gegen Gott aufgelehnt hat – keinen Raum!“ Mancher mag nun denken: „Gute Idee, Paulus, aber wie?Das ist doch leicht gesagt, aber so schwer gemacht. Denn wie schnell ist man doch wieder in drin, in Verhaltensweisen die man nicht will, wie schnell sagt man Dinge, die man hinterher bereut – das ist doch alles nicht so einfach… Also lieber Paulus, wie soll das gehen?“

Darauf antwortet Paulus in V. 16: „Lebt im Geist! Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen!“ Der Heilige Geist in euch: Er ist die Lösung, er wird euch helfen!

Aber es gibt da noch etwas, was wir bedenken müssen – und das erklärt Paulus uns in V. 17: „Das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander, so dass ihr nicht tut, was ihr wollt.“  Paulus sagt also: im Christen sind zwei Naturen, die im Kampf miteinander liegen. Da ist auf der einen Seite die alte menschliche Natur, die sich gegen Gott aufgelehnt hat, die egoistisch ihren eigenen Vorteil sucht, die letztendlich um sich selbst kreist. Und da ist auf der anderen Seite der Hl. Geist. Beide kämpfen gegeneinander: der Geist gegen das Fleisch und das Fleisch gegen den Geist. Es ist ein großer Kampf, der in uns tobt – es ist Krieg, der in uns tobt!

Und die Folge davon ist: „so dass ihr nicht tut, was ihr wollt.“ (V. 17b) Oder wie die NGÜ das übersetzt: Die beiden liegen im Streit miteinander, und jede Seite will verhindern, dass ihr das tut, wozu die andere Seite euch drängt. Mit anderen Worten: hier gibt es gar keine Autonomie und Selbstbestimmung zu entscheiden, was wir tun wollen – der Einfluss dieser gegensätzlichen Kräfte ist viel zu groß. Es ist immer einfaches Entweder-Oder: Entweder folgen wir dem Fleisch. Oder wir folgen dem Geist. Dazwischen, neutralen Boden sozusagen, gibt es nicht! Wir sind immer Getriebene, wir stehen immer unter dem Einfluss einer dieser beiden Kräfte – unter Einfluss des Fleisches oder unter Einfluss des Geistes.

Wie uns der Geist hilft diesen Kampf zu gewinnen und gute Frucht hervorzubringen, dazu mehr hier in meiner letzten Predigt von Sonntag, dem 26.03.17.

PREDIGT: „Was ist Freiheit?“

Was ist eigentlich Freiheit?

Viele von uns denken, Freiheit ist dann, wenn wir machen können, was wir wollen. Freiheit empfindet z.B. der Abiturient, der zwischen Schulabschluss und Studium 4-5 Monate frei hat, keine Verpflichtungen hat, den ganzen Tag das tun kann, was ihm gerade in den Sinn kommt.Wir denken, Freiheit hat der Millionär, der keinen Gedanken daran verschwenden muss, ob er sich dies oder jenes noch leisten kann oder nicht.Wir denken, Freiheit hat derjenige der so voller Selbstbewusstsein ist, dass ihm egal ist, was seine Mitmenschen über ihn denken und er darum frei heraus sagen kann und tun kann, was er will. Wir verstehen unter Freiheit immer eine Freiheit von gewissen Dingen: Die Freiheit von der Arbeit, die Freiheit von finanziellen Zwängen, die Freiheit von anderen Menschen. Aber diese Freiheit von gewissen Dingen ist gar keine Freiheit. Sie ist keine Freiheit, weil es soetwas wie einen vollständig freien und autonomen menschlichen Willen gar nicht gibt.Wir meinen das, aber das gibt’s gar nicht. Und weil es diesen vollkommen freien und autonomen menschlichen Willen gar nicht gibt, führt diese „Freiheit von gewissen Dingen“, schneller als man glaubt in eine neue Form der Unfreiheit: Derjenige der es genießt, seine Zeit komplett für sich selbst zur Verfügung zu haben, wird vielleicht schon bald von seiner Lieblingsbeschäftigung geknechtet sein.Er kann dann gar nicht mehr anders, als sich jeden Tag mehrere Stunden dieser einen Sache zu widmen. Wer seine finanzielle „Freiheit“ genießt, wird schnell abhängig von seinen Finanzen – ohne oder mit weniger ist er nicht mehr glücklich usw. Diese „Freiheit von etwas“ ist keine Freiheit. Sie ist eine Illusion von Freiheit und führt uns nur in eine neue Knechtschaft.

Christliche Freiheit ist darum nicht einfach Autonomie, nicht einfach machen was man will. Nein, wenn man das so versteht missbraucht man die Freiheit und verliert letztendlich auch die Freiheit. Denn Christus befreit uns nicht nur „von etwas“, sondern immer auch „zu etwas“. Und was das ist lesen wir in Gal 5,13: „Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; – und jetzt kommts – sondern durch die Liebe diene einer dem anderen.“ Dazu hat Christus uns also befreit: dass wir einander durch die Liebe dienen können. Freiheit als vollkommene Autonomie gibt es nicht – das ist eine Illusion. Die Freiheit zu der Christus uns befreit, ist die Freiheit das zu sein, das zu werden, wozu Gott uns ursprünglich geschaffen hat. Nämlich in selbstaufopfernder Liebe einander und ihm zu dienen.

Mehr dazu in meiner Predigt vom Sonntag „Nur das Evangelium macht uns wirklich frei“ zu Galater 5,1-15

Frei zum Dienen

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“

Martin Luther, Von der Freiheit eines Christenmenschen

„Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, daß ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch die Liebe diene einer dem andern.“

Der Apostel Paulus, Galater 5,13