Vorsicht vor dem „praktischen Atheismus“!

„1 Saul war … Jahre alt, als er König wurde, und zwei Jahre regierte er über Israel. 2 Er erwählte sich dreitausend Mann aus Israel. Zweitausend waren mit Saul in Michmas und auf dem Gebirge von Bethel und eintausend mit Jonatan zu Gibea in Benjamin. Das übrige Volk aber entließ er, einen jeden in sein Zelt. 3 Da erschlug Jonatan die Wache der Philister, die in Gibea war; und die Philister hörten, dass die Hebräer abgefallen waren. Saul aber hatte die Posaune blasen lassen im ganzen Land. 4 Und ganz Israel hörte: Saul hat die Wache der Philister erschlagen und Israel hat sich in Verruf gebracht bei den Philistern. Und alles Volk wurde zusammengerufen, um Saul nach Gilgal zu folgen.
5 Da sammelten sich die Philister zum Kampf mit Israel, dreitausend Wagen, sechstausend Gespanne und Fußvolk, so viel wie Sand am Ufer des Meeres, und zogen herauf und lagerten sich bei Michmas, östlich von Bet-Awen. 6 Als aber die Männer Israels sahen, dass das Volk in Gefahr und Bedrängnis war, verkrochen sie sich in die Höhlen und Klüfte und Felsen und Gewölbe und Gruben. 7 Es gingen aber auch Hebräer durch die Furten des Jordans ins Land Gad und Gilead.
Saul aber war noch in Gilgal; und alles Volk, das ihm folgte, war voll Angst. 8 Da wartete er sieben Tage bis zu der Zeit, die von Samuel bestimmt war. Und als Samuel nicht nach Gilgal kam, begann das Volk von Saul wegzulaufen. 9 Da sprach er: Bringt mir her das Brandopfer und die Dankopfer. Und er brachte das Brandopfer dar. 10 Als er aber das Brandopfer vollendet hatte, siehe, da kam Samuel. Da ging Saul ihm entgegen, um ihm den Segensgruß zu entbieten. 11 Samuel aber sprach: Was hast du getan? Saul antwortete: Ich sah, dass das Volk von mir wegzulaufen begann, und du kamst nicht zur bestimmten Zeit, während doch die Philister sich schon in Michmas versammelt hatten. 12 Da dachte ich: Nun werden die Philister zu mir herabkommen nach Gilgal, und ich habe die Gnade des HERRN noch nicht gesucht; da wagte ich’s und opferte Brandopfer.
13 Samuel aber sprach zu Saul: Du hast töricht gehandelt und nicht gehalten das Gebot des HERRN, deines Gottes, das er dir geboten hat. Er hätte dein Königtum bestätigt über Israel für und für. 14 Aber nun wird dein Königtum nicht bestehen. Der HERR hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der HERR hat ihn bestellt zum Fürsten über sein Volk; denn du hast das Gebot des HERRN nicht gehalten.
15 Und Samuel machte sich auf und ging von Gilgal hinauf und zog seines Weges. Die Übrigen vom Volk aber zogen hinter Saul her dem Kriegsvolk entgegen von Gilgal hinauf nach Gibea in Benjamin. Und Saul musterte das Volk, das bei ihm war, etwa sechshundert Mann. 16 Und Saul und sein Sohn Jonatan und das Volk, das bei ihnen war, blieben in Geba in Benjamin. Die Philister aber hatten sich gelagert bei Michmas. 17 Da zogen aus dem Lager der Philister drei Heerhaufen, das Land zu verheeren. Einer wandte sich in Richtung auf Ofra ins Gebiet von Schual; 18 der andere wandte sich in Richtung auf Bet-Horon; der dritte wandte sich in Richtung auf das Gebiet, das nach dem Tal Zeboïm der Wüste zu gelegen ist.
19 Es war aber kein Schmied im ganzen Lande Israel zu finden; denn die Philister dachten, die Hebräer könnten sich Schwert und Spieß machen. 20 Und ganz Israel musste hinabziehen zu den Philistern, wenn jemand eine Pflugschar, Hacke, Beil oder Sense zu schärfen hatte. 21 Das Schärfen aber geschah für ein Zweidrittellot Silber bei Pflugscharen, Hacken, Gabeln, Beilen und um die Stacheln gerade zu machen. 22 Als nun der Tag des Kampfes kam, wurde kein Schwert noch Spieß gefunden in der Hand des ganzen Volks, das mit Saul und Jonatan war; nur Saul und sein Sohn hatten Waffen. 23 Aber eine Wache der Philister zog heran gegen den engen Weg von Michmas. (1Sam 13)

In der Hoffnungslosigkeit zum Warten verdammt….

Das Volk Israel befindet sich offenbar in keiner guten Situation, als es der Kampf mit den Philistern droht. Denn kaum sehen die zusammengetrommelten Kämpfer Israels die Philister und ihre militärische Ausstattung, verlieren sie völlig den Mut. Sie bekommen es mit der puren Angst zu tun. Gestandene Männer, die kämpfen sollten, verkriechen sich in Höhlen und Gewölben. Andere rennen einfach weg und flüchten. Jeder will nur noch seine eigene Haut – sein Leben – retten. Da ist kein Mut mehr. Da ist kein Zusammengehörigkeitsgefühl mehr. Da ist keine Solidarität. Hauptsache das nackte Überleben ist gerettet. Was würde Saul, der neue König, in dieser Situation tun?

Zunächst wartete er sieben Tage – so wie von Gott befohlen – auf Samuel. „Wenn doch der Prophet endlich kommen, opfern, beten und sie segnen würde. Dann könnte der Kampf gewiss mit Mut und Gottes Segen bestritten werden“, so wahrscheinlich Sauls Hoffnung. Doch Samuel lässt auf sich warten. Tag um Tag wartet Saul – doch der große Prophet kommt einfach nicht. Und mit jeder Stunde und Minute des Wartens wird die Truppe um Saul herum kleiner und kleiner. Was also tun? Kurzentschlossen wird Saul aktiv: V. 9f 9 Da sprach er: Bringt mir her das Brandopfer und die Dankopfer. Und er brachte das Brandopfer dar.“ Selbst ist der Mann. Er selbst bringt nun die Opfer dar, die Samuel hätte opfern sollen. Die Opfer, mit denen man Gott vor dem Kampf ehren und ihm um seine Hilfe bitten wollte. Denn es musste doch endlich losgehen – oder? Wenn er noch weiter gewartet hätte, hätten sich doch auch die letzten Männer verdünnisiert…

In der Verzweiflung nicht auf Gott gehört

10 Als er aber das Brandopfer vollendet hatte, siehe, da kam Samuel. Da ging Saul ihm entgegen, um ihm den Segensgruß zu entbieten. 11 Samuel aber sprach: Was hast du getan? Saul antwortete: Ich sah, dass das Volk von mir wegzulaufen begann, und du kamst nicht zur bestimmten Zeit, während doch die Philister sich schon in Michmas versammelt hatten. 12 Da dachte ich: Nun werden die Philister zu mir herabkommen nach Gilgal, und ich habe die Gnade des Herrn noch nicht gesucht; da wagte ich’s und opferte Brandopfer.“ Samuel ist alles andere als begeistert. Und er setzt noch einen oben drauf: „Du hast töricht gehandelt und nicht gehalten das Gebot des Herrn, deines Gottes, das er dir geboten hat. Er hätte dein Königtum bestätigt über Israel für und für. 14 Aber nun wird dein Königtum nicht bestehen.“ (V. 13-14a). Rumms – das saß! Was für eine massive Strafe – Das Königtum sollte Saul genommen werden! Er würde als Herrscher keine Zukunft haben.

Warum? Weil Saul ungehorsam war und – im äußeren Druck, die Leute gingen ihm von der Fahne – nicht auf Samuel warten wollte. In diesem kurzen Moment seiner Ungeduld hat Saul alles verspielt. Denn in alledem hat König Saul im Grunde so gehandelt, als würde Gott gar nicht existieren. Als würde sein militärischer Erfolg gegen die Philister einzig und allein von einer schlagkräftigen Armee abhängen. Sein Glauben an Gott, der alles kann und Israel so oft gerettet hatte, ist ihm in diesen Momenten völlig abhanden gekommen.

Die Gefahr des „praktischen Atheismus“

Die Gefahr, um die es hier geht, wird manchmal als „praktischer Atheismus“ bezeichnet. D.h. obwohl sich jemand als gläubig bezeichnet, selbst betet und lauter Dinge tut, die gläubige Menschen tun, rechnet man nicht wirklich mit dem Eingreifen Gottes: Am Ende kommt es doch auf einen selbst an. Wenns dann z.B. finanziell eng wird, ist es mit dem Weg der Ehrlichkeit ganz schnell vorbei: Denn wie und wo soll ich sonst Hilfe kriegen, wenn ich mit Gottes Eingreifen gar nicht rechne? Oder wenn die Panikmeldungen (Corona!) auf uns einprasseln und uns das Lebensrisiko auf einmal ungeheuer groß erscheint, dann ist es mit Gelassenheit und Gottvertrauen schnell vorbei und man stürzt sich in blinden Aktionismus: Denn wer soll mich bewahren vor den Gefahren dieser Welt, wenn ich ganz aus dem Blick verloren habe, dass da ein Gott ist, der jedes Molekül dieses Universums in seinen Händen hält.

Gott behüte uns vor der Gefahr des „praktischen Atheismus“. Gott ist da. Er regiert. Er hält die Welt tatsächlich in seinen Händen. Am Ende des Tages kommt es auf ihn und sein Wirken an – wie Jesus selbst es sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (Joh 15,5)

Menschliche Autorität und Gottes Wort

„Da nahm Samuel den Krug mit Öl und goß es auf sein Haupt und küßte ihn und sprach: Siehe, der HERR hat dich zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt. 2 Wenn du jetzt von mir gehst, so wirst du zwei Männer finden bei dem Grabe Rahels an der Grenze Benjamins bei Zelzach; die werden zu dir sagen: Die Eselinnen sind gefunden, die du zu suchen ausgezogen bist; aber siehe, dein Vater hat die Esel nicht mehr im Sinn und sorgt sich um euch und spricht: Was soll ich wegen meines Sohnes tun? 3 Und wenn du von da weiter gehst, wirst du zur Eiche Tabor kommen; dort werden dich drei Männer treffen, die hinaufgehen zu Gott nach Bethel. Einer trägt drei Böcklein, der andere drei Brote, der dritte einen Krug mit Wein. 4 Und sie werden dich freundlich grüßen und dir zwei Brote geben. Die sollst du von ihren Händen annehmen. 5 Danach wirst du nach Gibea Gottes kommen, wo die Wache der Philister ist; und wenn du dort in die Stadt kommst, wird dir eine Schar von Propheten begegnen, die von der Höhe herabkommen, und vor ihnen her Harfe und Pauke und Flöte und Zither, und sie werden in Verzückung sein. 6 Und der Geist des HERRN wird über dich kommen, daß du mit ihnen in Verzückung gerätst; da wirst du umgewandelt und ein anderer Mensch werden. 7 Wenn bei dir nun diese Zeichen eintreffen, so tu, was dir vor die Hände kommt; denn Gott ist mit dir. 8 Du sollst aber vor mir hinabgehen nach Gilgal; siehe, da will ich zu dir hinabkommen, um Brandopfer und Dankopfer zu opfern. Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme und dir kundtue, was du tun sollst. 9 Und als Saul sich wandte, um von Samuel wegzugehen, gab ihm Gott ein anderes Herz, und alle diese Zeichen trafen ein an demselben Tag. 10 Und als sie nach Gibea kamen, siehe, da kam ihm eine Prophetenschar entgegen, und der Geist Gottes geriet über ihn, daß er mit ihnen in Verzückung geriet. 11 Als sie sahen, daß er mit den Propheten in Verzückung war, sprachen alle, die ihn früher gekannt hatten, untereinander: Was ist mit dem Sohn des Kisch geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten? 12 Und einer von dort sprach: Wer ist denn schon ihr Vater? Daher ist das Sprichwort gekommen: Ist Saul auch unter den Propheten? 13 Und als seine Verzückung aufgehört hatte, kam er nach Gibea. 14 Es sprach aber Sauls Oheim zu ihm und zu seinem Knecht: Wo seid ihr hingegangen? Er antwortete: Die Eselinnen zu suchen; und als wir sahen, daß sie nicht da waren, gingen wir zu Samuel. 15 Da sprach der Oheim Sauls: Sage mir, was sagte euch Samuel? 16 Saul antwortete seinem Oheim: Er sagte uns, daß die Eselinnen gefunden seien. Aber was Samuel von dem Königtum gesagt hatte, sagte er ihm nicht. 17 Samuel aber rief das Volk zusammen zum HERRN nach Mizpa 18 und sprach zu den Israeliten: So sagt der HERR, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten geführt und euch aus der Hand der Ägypter errettet und aus der Hand aller Königreiche, die euch bedrängten. 19 Ihr aber habt heute euren Gott verworfen, der euch aus aller eurer Not und Bedrängnis geholfen hat, und habt gesprochen: Nein, setze vielmehr einen König über uns! Wohlan, so tretet nun vor den HERRN nach euren Stämmen und Tausendschaften! 20 Als nun Samuel alle Stämme Israels herantreten ließ, fiel das Los auf den Stamm Benjamin. 21 Und als er den Stamm Benjamin herantreten ließ mit seinen Geschlechtern, fiel das Los auf das Geschlecht Matri, und als er das Geschlecht Matri herantreten ließ, Mann für Mann, fiel das Los auf Saul, den Sohn des Kisch. Und sie suchten ihn, aber sie fanden ihn nicht. 22 Da befragten sie abermals den HERRN: Ist denn der Mann überhaupt hergekommen? Der HERR antwortete: Siehe, er hat sich bei dem Troß versteckt. 23 Da liefen sie hin und holten ihn von dort. Und als er unter das Volk trat, war er eines Hauptes länger als alles Volk. 24 Und Samuel sprach zu allem Volk: Da seht ihr, wen der HERR erwählt hat; ihm ist keiner gleich im ganzen Volk. Da jauchzte das ganze Volk und sprach: Es lebe der König! 25 Samuel aber tat dem Volk das Recht des Königtums kund und schrieb’s in ein Buch und legte es vor dem HERRN nieder. Und Samuel entließ das ganze Volk, einen jeden in sein Haus. 26 Auch Saul ging heim nach Gibea, und mit ihm gingen die vom Heer, denen Gott das Herz gerührt hatte. 27 Aber einige ruchlose Leute sprachen: Was soll der uns helfen? Und sie verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk. Aber er tat, als hörte er’s nicht. 11:1 Es zog aber herauf Nahasch, der Ammoniter, und belagerte Jabesch in Gilead. Und alle Männer von Jabesch sprachen zu Nahasch: Schließ einen Bund mit uns, so wollen wir dir untertan sein. 2 Aber Nahasch, der Ammoniter, antwortete ihnen: Das soll der Bund sein, den ich mit euch schließen will, daß ich euch allen das rechte Auge aussteche und bringe damit Schmach über ganz Israel. 3 Da sprachen zu ihm die Ältesten von Jabesch: Gib uns sieben Tage, daß wir Boten in das ganze Gebiet Israels senden; ist dann niemand da, der uns rette, so wollen wir zu dir hinausgehen. 4 Da kamen die Boten nach Gibea Sauls und sagten diese Worte vor den Ohren des Volks. Da erhob das ganze Volk seine Stimme und weinte. 5 Und siehe, da kam Saul vom Felde hinter den Rindern her und fragte: Was ist mit dem Volk, daß es weint? Da berichteten sie ihm die Worte der Männer von Jabesch. 6 Da geriet der Geist Gottes über Saul, als er diese Worte hörte, und sein Zorn entbrannte sehr. 7 Und er nahm ein Paar Rinder und zerstückte sie und sandte davon in das ganze Gebiet Israels durch die Boten und ließ sagen: Wer nicht mit Saul und Samuel auszieht, mit dessen Rindern soll man ebenso tun. Da fiel der Schrecken des HERRN auf das Volk, so daß sie auszogen wie ein Mann. 8 Und er musterte sie bei Besek, und die von Israel waren dreihunderttausend Mann und die Männer Judas dreißigtausend. 9 Und er sagte den Boten, die gekommen waren: So sagt den Männern von Jabesch in Gilead: Morgen soll euch Hilfe werden, wenn die Sonne beginnt, heiß zu scheinen. Als die Boten heimkamen und das den Männern von Jabesch verkündeten, wurden diese froh. 10 Und die Männer von Jabesch ließen den Ammonitern sagen: Morgen wollen wir zu euch hinausgehen, daß ihr mit uns alles tut, was euch gefällt. 11 Aber am andern Morgen teilte Saul das Volk in drei Heerhaufen, und sie kamen ins Lager um die Zeit der Morgenwache und schlugen die Ammoniter, bis der Tag heiß wurde; die aber übrigblieben, wurden zerstreut, so daß von ihnen nicht zwei beieinander blieben. 12 Da sprach das Volk zu Samuel: Wer sind die, die gesagt haben: Sollte Saul über uns herrschen? Gebt sie her, die Männer, daß wir sie töten. 13 Saul aber sprach: Es soll an diesem Tage niemand sterben; denn der HERR hat heute Heil gegeben in Israel. 14 Samuel sprach zum Volk: Kommt, laßt uns nach Gilgal gehen und dort das Königtum erneuern. 15 Da ging das ganze Volk nach Gilgal, und sie machten Saul dort zum König vor dem HERRN in Gilgal und opferten Dankopfer vor dem HERRN. Saul aber und alle Männer Israels freuten sich dort gar sehr.“ (1Sam 10,1-11,15)

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Was Gott sagt, das geschieht

Nachdem Saul im vorhergehenden Abschnitt im Verborgenen zum König gesalbt wurde, wird er nun öffentlich als König anerkannt. Zunächst folgen der Salbung Sauls mehrere Zeichen der Bestätigung (1Sam 10,1-16) nach. Wir können uns vorstellen, dass Saul diese unglaubliche Botschaft – dass König werden sollte – kaum glauben konnte.  Es brauchte diese Zeichen der Bestätigung, damit die Gewissheit in ihm wachsen würde, dass diese Salbung tatsächlich „vom Herrn“ war. Und in der Tat tritt in diesem ersten Abschnitt alles genau so ein, wie der Herr es durch Samuel vorausgesagt hatte. Das ist ein Charakteristikum Gottes: er allein ist allmächtig und allwissend! Weil Gott die Zukunft – in allen ihren Details – kennt und auch lenkt, darum ist auch sein Wort in jeder Hinsicht vertrauenswürdig und gewiss. Sein Wort damals – ausgesprochen durch Samuel – ganz genauso wie sein niedergeschriebenes Wort, das wir in Form der Bibel finden. Wir können (und sollen) Gottes Wort in jeder Hinsicht Glauben und Vertrauen schenken. Denn sein Wort ist gewiss und wahrhaftig!

Autorität unter Gottes Wort

Ein wichtiges Detail finden wir in V. 8. Samuel schließt seine Worte an Saul mit folgendem Aufruf ab: „Du sollst aber vor mir hinabgehen nach Gilgal; siehe, da will ich zu dir hinabkommen, um Brandopfer und Dankopfer zu opfern. Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme und dir kundtue, was du tun sollst.“ In diesen Worten wird deutlich, dass Sauls Herrschaft niemals als eine absolutistische Herrschaft ohne Grenzen gedacht war. Nein, die Könige Israels sollten immer unter der Autorität Gottes herrschen. Sie sollten in ihrem Handeln nach Gottes Wort fragen. So wird auch hier Saul aufgefordert, auf weitere Instruktionen Gottes – übermittelt durch Samuel – zu warten. Keinesfalls soll Saul – obwohl als König gesalbt – eigenmächtig zur Tat schreiten. Er ist eben „nur“ König unter Gottes Autorität und Wort. Auch heute gilt, dass Führungspersonen die Gott einsetzt – z.B. Älteste in einer Gemeinde – niemals aus sich selbst und an Gottes Wort vorbei Autorität und Macht haben. Sicherlich werden sie mit ihren unterschiedlichen Gaben und ihrem individuellen Charakter verschiedene Schwerpunkte setzen und eine Gemeinde eher in die eine oder andere Richtung führen. Niemals aber dürfen sie ihre Autorität dafür missbrauchen, den Rahmen den Gott durch sein Wort setzt, zu verlassen. Ist uns das – wenn uns Verantwortung übertragen ist – klar? Und übrigens: wenn wir nicht zu denen gehören, die in einer Gemeinde Verantwortung tragen, dann sind wir aufgerufen, unsere Prediger und Älteste zu einem Kurs nach Gottes Wort zu ermuntern. Und nicht nur das, sondern wir sollen den Kurs einer Gemeinde auch anhand der Schrift prüfen und – wenn nötig –  auf Kurskorrekturen drängen. Blinder Gehorsam und eigenmächtige Autorität ist jedenfalls nicht das, was die Bibel lehrt.

Gott begabt die Berufenen

Im Fortgang des Textes lesen wir, wie Saul als König öffentlich anerkannt wird (10,17-27). In diesem Zusammenhang wird eine anderer – ebenso verkehrter – Umgang mit Autorität deutlich. Da gibt es nämlich Leute, die Saul als König nicht akzeptieren (V. 27). Und das, obwohl er von Gott gesalbt und von der überwältigenden Mehrheit des Volkes anerkannt wurde. Wer sich grundlos gegen Autoritäten stellt – und das gilt genauso heutzutage –  wandelt jedenfalls nicht gemäß Gottes Willen. Denn dass Gott auf Sauls Seite steht wird erneut offensichtlich, als dem neuen König in Kap. 11 ein wichtiger militärischer Sieg gelingt. Dies zeigt auch, dass Gott diejenigen die er beruft auch durch seinen Hl. Geist begabt und befähigt (V. 6). Dies dürfen wir als Ermutigung auch für uns wissen: Wenn Gott uns in eine Aufgabe – möglicherweise mit großer Verantwortung beruft – dann wird er uns auch dazu befähigen. Saul jedenfalls steht am Ende von Kapitel als anerkannter, siegreicher König da. Doch eine Frage bleibt: wird er sich dauerhaft als treu und dem Wort Gottes gehorsam erweisen (vgl. 10,8!)? Denn das ist bei allem – völlig unabhängig von spektakulären äußerlichen Erfolgen – das Entscheidende in Dienst und Leben: Bleiben wir Gott treu und vertrauen wir seinem Wort?

Wie man das Entscheidende verpassen kann

„1  Es war ein Mann von Benjamin, mit Namen Kisch, ein Sohn Abïls, des Sohnes Zerors, des Sohnes Bechorats, des Sohnes Afiachs, des Sohnes eines Benjaminiters, ein angesehener Mann. 2 Der hatte einen Sohn mit Namen Saul; der war ein junger, schöner Mann, und es war niemand unter den Israeliten so schön wie er, eines Hauptes länger als alles Volk. 3 Es hatte aber Kisch, der Vater Sauls, die Eselinnen verloren. Und er sprach zu seinem Sohn Saul: Nimm einen der Knechte mit dir, mach dich auf, geh hin und suche die Eselinnen. 4 Und sie gingen durch das Gebirge Ephraim und durch das Gebiet von Schalischa und fanden sie nicht; sie gingen durch das Gebiet von Schaalim, und sie waren nicht da; sie gingen durchs Gebiet von Benjamin und fanden sie nicht. 5 Als sie aber ins Gebiet von Zuf kamen, sprach Saul zu dem Knecht, der bei ihm war: Komm, laß uns wieder heimgehen; mein Vater könnte sich sonst statt um die Eselinnen um uns sorgen. 6 Der aber sprach: Siehe, es ist ein berühmter Mann Gottes in dieser Stadt; alles, was er sagt, das trifft ein. Nun laß uns dahin gehen; vielleicht sagt er uns unsern Weg, den wir gehen sollen. 7 Saul aber sprach zu seinem Knecht: Wenn wir schon hingehen, was bringen wir dem Mann? Denn das Brot in unserm Sack ist verzehrt, und wir haben keine Gabe, die wir dem Mann Gottes bringen könnten. Was haben wir sonst? 8 Der Knecht antwortete Saul abermals und sprach: Siehe, ich hab einen Viertel-Silbertaler bei mir; den wollen wir dem Mann Gottes geben, daß er uns unsern Weg sage. 9 Vorzeiten sagte man in Israel, wenn man ging, Gott zu befragen: Kommt, laßt uns zu dem Seher gehen! Denn die man jetzt Propheten nennt, die nannte man vorzeiten Seher. – 10 Saul sprach zu seinem Knecht: Du hast recht geredet; komm, laß uns gehen! Und als sie hingingen nach der Stadt, wo der Mann Gottes war, 11 und den Aufgang zur Stadt hinaufstiegen, trafen sie Mädchen, die herausgingen, um Wasser zu schöpfen. Zu ihnen sprachen sie: Ist der Seher hier? – 12 Sie antworteten ihnen: Ja, er war gerade vor dir da; eile, denn er ist heute in die Stadt gekommen, weil das Volk heute ein Opferfest hat auf der Höhe. 13 Wenn ihr in die Stadt kommt, so werdet ihr ihn finden, ehe er hinaufgeht auf die Höhe, um zu essen. Denn das Volk wird nicht essen, bis er kommt; er segnet erst das Opfer, danach essen die, die geladen sind. Darum geht hinauf, denn jetzt werdet ihr ihn treffen. 14 Und als sie hinauf zur Stadt kamen und in die Stadt eintraten, siehe, da kam Samuel heraus ihnen entgegen und wollte auf die Höhe gehen. 15 Aber der HERR hatte Samuel das Ohr aufgetan einen Tag, bevor Saul kam, und gesagt: 16 Morgen um diese Zeit will ich einen Mann zu dir senden aus dem Lande Benjamin, den sollst du zum Fürsten salben über mein Volk Israel, daß er mein Volk errette aus der Philister Hand. Denn ich habe das Elend meines Volks angesehen, und sein Schreien ist vor mich gekommen. 17 Als nun Samuel Saul sah, tat ihm der HERR kund: Siehe, das ist der Mann, von dem ich dir gesagt habe, daß er über mein Volk herrschen soll. 18 Da trat Saul auf Samuel zu im Tor und sprach: Sage mir, wo ist hier das Haus des Sehers? 19 Samuel antwortete Saul: Ich bin der Seher. Geh vor mir hinauf auf die Höhe, denn ihr sollt heute mit mir essen; morgen früh will ich dir das Geleit geben, und auf alles, was du auf dem Herzen hast, will ich dir Antwort geben. 20 Und um die Eselinnen, die du vor drei Tagen verloren hast, sorge dich jetzt nicht; sie sind gefunden. Wem gehört denn alles, was wertvoll ist in Israel? Gehört es nicht dir und dem ganzen Hause deines Vaters? 21 Saul antwortete: Bin ich nicht ein Benjaminiter und aus einem der kleinsten Stämme Israels, und ist nicht mein Geschlecht das geringste unter allen Geschlechtern des Stammes Benjamin? Warum sagst du mir solches? 22 Samuel aber nahm Saul und seinen Knecht und führte sie in die Halle und setzte sie obenan unter die Geladenen; und das waren etwa dreißig Mann. 23 Und Samuel sprach zu dem Koch: Gib das Stück her, das ich dir gab und dabei befahl, du solltest es bei dir zurückbehalten. 24 Da trug der Koch eine Keule auf und den Fettschwanz. Und er legte sie Saul vor und sprach: Siehe, hier ist das Übriggebliebene, lege es vor dich hin und iß; denn als ich das Volk einlud, ist es für dich aufbewahrt worden für diese Stunde. So aß Saul an jenem Tage mit Samuel. 25 Und als sie hinabgegangen waren von der Höhe der Stadt, machten sie Saul ein Lager auf dem Dach, 26 und er legte sich schlafen. Und als die Morgenröte aufging, rief Samuel zum Dach hinauf und sprach zu Saul: Steh auf, daß ich dich geleite! Und Saul stand auf, und die beiden gingen miteinander hinaus, er und Samuel. 27 Und als sie hinabkamen an das Ende der Stadt, sprach Samuel zu Saul: Sage dem Knecht, daß er uns vorangehe – und er ging voran -, du aber steh jetzt still, daß ich dir kundtue, was Gott gesagt hat. 10:1 Da nahm Samuel den Krug mit Öl und goß es auf sein Haupt und küßte ihn und sprach: Siehe, der HERR hat dich zum Fürsten über sein Erbteil gesalbt. “ (1Sam 9,1-10,1)

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„Der muss es sein…“

Nachdem Israel in 1Sam 8 nach einem König verlangt hatte, wird im neunten Kapitel unser Augenmerk auf einen Mann namens Saul gelenkt. Wir erfahren nicht nur seine Herkunft (V. 1), sondern auch, dass er ein attraktiver und Eindruck machender junger Mann gewesen ist (V. 2). „Der muss es sein“, denkt sich der Leser, „genau so jemanden braucht es als König.“ Und in der Tat wird im ersten Abschnitt unseres Kapitels (V. 1-14) geschildert, wie Gott es durch die alltäglichen Dinge hindurch lenkt, dass Saul und Samuel zusammentreffen. Es fällt auf, dass Saul auch charakterlich in einem guten Licht erscheint: Im Gegensatz zu den Söhnen Elis und auch den Söhnen Samuels ist er seinem Vater gehorsam (V. 3-4). Für ihn ist es selbstverständlich Samuel eine Gabe mitzubringen (V. 7ff).

Gottes Wahl überrascht

Im zweiten Abschnitt (V. 15-10,1) wird uns die heimliche Salbung Sauls geschildert. Nachdem Samuel in V. 20 schon deutlich auf die kommende Ereignisse anspielt, wendet Saul ein, dass er doch zu einem der kleinsten Stämme Israels gehört (V. 21). In der Tat ist es bemerkenswert, dass Gott gerade einen Benjaminiter zum König beruft. Dies macht uns einmal mehr deutlich, dass Gott mit Vorliebe gerade die Geringen und Nicht-Beachteten beruft. Dies gilt gerade auch für seinen Ruf in die Nachfolge und die Gemeinschaft der Gemeinde hinein. Nicht umsonst schreibt Paulus: „26 Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. 27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; 28 und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, 29 damit sich kein Mensch vor Gott rühme.“ (1Kor 1,26-29) Für uns bedeutet das auch, dass wir als Christen nicht primär nach menschlichen Kriterien entscheiden sollten, wenn wir z.B. jemanden für eine Leitungsaufgabe in der Gemeinde suchen. Es ist nicht entscheidend, welchen Bildungsabschluss jemand hat, ob er auch beruflich eine Führungsposition inne hat oder ob er in unserem Ort bekannt ist. Entscheidend ist viel mehr: Ist jemand von Gott berufen und begabt oder nicht?

Lassen wir das Wichtigste nicht links liegen

Dass Äußerlichkeiten nicht zählen wird allerdings bei der Salbung Davids („Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“, 1Sam 16,7) noch um ein Vielfaches deutlicher. Denn David war – im Gegensatz zu Saul der „eines Hauptes länger als alles Volk“ (V. 2) war – noch jung und kleine und hütete lediglich seines Vaters Schafe (1Sam 16,11). Mit ihm als König hatte niemand im Entferntesten – nicht mal sein Vater – gerechnet, weswegen er ihn Samuel zunächst auch gar nicht zeigte. Und noch einmal getoppt wird diese biblische Wahrheit von Jesus Christus selbst, dem wahren Sohn Davids. Von ihm sagte schon der Prophet Jesaja: „Er schoß auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. 3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, daß man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.“ (Jes 53,2-3) Und seine Zeitgenossen in Nazareth meinten abschätzig: „Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria? und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? 56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles? 57 Und sie ärgerten sich an ihm.“ (Mt 13,55-57) Und doch ist Jesus Christus der Sohn Gottes, dem unsere ungeteilte Hingabe gebührt! Und sein wenig ansehnlicher Tod am Kreuz ist unser Weg zur Erlösung! Und das Buch (die Bibel) welches er uns gegeben hat und das uns manchmal so unspektakulär und dröge erscheint, sein lebendiges Wort, das wir nötiger brauchen als alles sonst! Lassen wir das Entscheidende nicht links liegen – nur weil es nicht unseren Vorstellungen entspricht! Ja, missachten wir das Wichtigste nicht, weil wir zu sehr auf Äußerlichkeiten fixiert sind! Denn man kann in der Tat das Beste verpassen, weil man zu sehr nach dem schaut, was hipp, ansprechend, kreativ oder sonst irgendwie beeindruckend ist.