Von David beten lernen

EIN PSALM DAVIDS, VORZUSINGEN, BEIM SAITENSPIEL.  2 Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig und erhöre mein Gebet!  3 Ihr Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern! SELA.  4 Erkennet doch, daß der HERR seine Heiligen wunderbar führt; der HERR hört, wenn ich ihn anrufe.  5 Zürnet ihr, so sündiget nicht; redet in eurem Herzen auf eurem Lager und seid stille. SELA.  6 Opfert, was recht ist, und hoffet auf den HERRN.  7 Viele sagen: »Wer wird uns Gutes sehen lassen?« HERR, laß leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!  8 Du erfreust mein Herz, ob jene auch viel Wein und Korn haben.  9 Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, HERR, hilfst mir, daß ich sicher wohne. (Psalm 4)

Ein paar Gedanken zu diesem kurzen Psalm Davids:

  1. David betete voller Ernst und Erwartung

Erhöre mich, wenn ich rufe“, sagt David hier in V. 2.Wir spüren aus diesen Worten echten Ernst und eine aufrichtige Erwartungshaltung beim Gebet heraus. David rechnet in der Tat damit, dass Gott ihn erhört, wenn er zu ihm ruft.Er betet voller Ernst und Erwartung.

Man denkt vielleicht: „Das ist ja nichts Besonderes, das macht Gebet doch aus, dass man zu Gott spricht, damit er uns hört und unser Gebet auch erhört.“ Ja natürlich, das ist der Sinn von Gebet und das wissen wir an sich. Und dennoch kann ich, wenn ich mal nur von mir spreche, hier wieder neu von David lernen mit echtem Ernst und echter Erwartung zu beten. Denn wie leicht rutscht man rein in ein Beten aus reiner Gewohnheit.Man tut es halt, weil man es als Christ so tut. Man tut es vielleicht auch, weils einem selbst gut tut – Dinge vor Gott auszusprechen, loszuwerden und einfach mal gesagt zu haben. Aber erwarten, dass Gott wirklich uns erhört, dass er also in irgendeiner Form reagiert, etwas tut, eingreift oder verändert – damit rechnet man vielleicht gar nicht mehr.

Auf der anderen Seite ist das vielleicht auch der Grund, warum es bei uns so mangelt an Gebet – warum unser Leben so gebetsarm ist. Als Christ, der der Bibel glaubt, weiß ich natürlich, dass Gott gebeten werden möchte und Beten wichtig ist usw. – klar, viele von uns haben das schon ganz früh gelernt. Aber dass Gott mich wirklich erhört, wenn ich zu ihm rufe, dass er also in irgendeiner Form reagiert, etwas tut, eingreift oder verändert – damit rechne ich vielleicht gar nicht, diese Erwartung hab ich vielleicht gar nicht mehr. Warum also dann noch beten? Wozu? Wenn ich doch eh – vielleicht nicht denke, aber manchmal fühle – das nichts passiert?

David betet hier voller Ernst und Erwartung „Erhöre mich, wenn ich rufe!“ Er ist sich im Klaren: wenn er betet, steht er vor Gott.Beim Gebet tritt er in die Gegenwart des Allmächtigen, des Schöpfers von Himmel und Erde, der die ganze Welt geschaffen hat und alles in seiner Hand hält und kennt – von Mount Everest dem höchsten Berg der Welt bis zur kleinen Pfütze in unserem Garten, vom Blauwal dem größten Säugetier der Welt bis hin zum kleinsten Insekt. Vor diesen Gott, der alles hört, der alles sieht, alles überblickt, alles lenkt und an jedem Ort der Welt gegenwärtig ist und dessen Macht unbeschränkt ist, vor diesen Gott tritt David im Gebet.

Und vor diesen Gott treten auch wir, wenn wir als Jünger Jesu zu unserem Vater im Himmel beten. Wir treten vor genau diesen Gott: Der unbeschreiblich groß ist, der allmächtig ist, der uns liebt und uns als der gute Vater, der uns liebt, gerne gibt – Jesus hat das immer wieder in seinen Predigten und Gleichnissen uns beschrieben. Vor diesen Gott treten wir im Gebet – und kein Gebet geht bei ihm verloren oder irgendwie unter – die Offenbarung beschreibt uns, dass jedes Gebet eines jeden Christen, sorgsam bei Gott aufbewahrt wird.Er nimmt es ernst und es ist ihm ganz wichtig, wenn wir zu ihm beten. Vor diesen Gott trittst du, wenn du im Namen Jesu betest.

Ist uns das immer klar? Wahrscheinlich nicht. Ich möchte für mein Gebetsleben von David lernen, mit vollem Ernst und großer Erwartung zu betet. „Erhöre mich, wenn ich rufe“ – Unser Gott ist in der Lage und willens unsere Gebete zu hören und zu handeln.

  1. David betete gut begründet

Er betet: „Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit.“ „Gott meiner Gerechtigkeit“ – das ist die Begründung, die David Gott nennt, warum er ihn erhören soll. David sagt damit aus, dass Gott Inhaber und Urheber aller Gerechtigkeit ist – Gott ist gerecht und Gott handelt gerecht und Gott macht gerecht. Wie wir, so hat es auch David schon erlebt, dass Gott uns durch seine Gnade für gerecht erklärt hat. Und David sagt aus, dass er von Gott her Gerechtigkeit auch für sich und seine Situation erwartet. Denn seine Situation ist ein bisschen schwierig, wir haben das beim ersten Lesen des Psalms schon vernommen. David wird offenbar verfolgt – viele Ausleger meinen, dass der Psalm entstanden ist, als Davids Sohn Absalom mit seinen Gefolgsleuten seinen eigenen Vater verfolgte, und ihm das Königtum streitig gemacht hat. David musste vor seinem eigenen Sohn fliehen, weil er David als dem legitimen und von Gott erwählten König das Amt wegnehmen wollte.Und in dieser Situation der ungerechten Verfolgung unter der David zu leiden hatte, betete er hier um Hilfe. Und die Begründung die er nennt, ist Gottes Gerechtigkeit: „Gott, du bist doch gerecht, du schaffst Gerechtigkeit, greif ein, bewahre mich vor dieser ungerechtfertigten Verfolgung!“„Ich erwarte von dir Gott, dass du es so lenkst, dass mir Gerechtigkeit widerfährt, denn du bist doch ein gerechter Gott!“ David betet hier also gut begründet.

Und das ist ein Prinzip, dass sich durch die ganze Bibel zieht. Immer wieder wenn Menschen zu Gott beten, nennen sie Gründe, warum Gott antworten und ihr Gebet erhören sollte. Sie berufen sich auf den Charakter Gottes, so wie David hier – „Gott du bist doch ein gerechter Gott“ oder „Du bist doch ein barmherziger und gnädiger Gott, darum…“ Oder sie berufen sich auf Gottes Treue in der Vergangenheit: „Herr, du hast schon so oft in Not geholfen, darum bitte greif doch auch in dieser Notlage wieder ein…!“ Oder sie begründen ihr Gebet mit ihrer Position vor Gott: „Gott, ich bin dein Kind, du hast für mich deinen Sohn geopfert, darum bitte greif jetzt ein…“

Gut begründet beten – das ist sicherlich nicht darum wichtig, um Gott irgendwie zu überzeugen oder zu überreden. Nein, ich denke, dass es eine gute Gewohnheit ist, um auch herauszufinden, ob mein Gebet, ob meine Bitte mit dem Willen Gottes übereinstimmt, ob es im Sinne Jesus ist – oder ob es vielleicht eher sehr egoistisch ist. Ein gutes Beispiel ist die Situation in 2Mose 32, als Mose auf dem Berg Sinai ist und dort die Gesetzestafeln von Gott empfängt und währenddessen das Volk Israel sich das Goldene Kalb gießt und dieses Kalb nun als Gott verehrt. Mose kehrt dann zurück und sieht das und Gott sagt zu Mose, dass der das Volk Israel als Strafe jetzt vernichten will und stattdessen Mose und seine Nachkommen zu einem großen Volk machen will. Und was tut Mose? Er hält Fürbitte für sein Volk und bittet Gott um Barmherzigkeit und Gnade. Und er begründet das auch. Er sagt nicht: „Gott, das kannst du doch jetzt nicht tun – dann wäre meine ganze Arbeit dieses Volk bis hierhin zu führen doch völlig umsonst gewesen.“ Er sagt auch nicht: „Gott, das kannst du mir doch nicht antun – dann verlier ich ja auch meinen Bruder Aaron, an dem ich so hänge…“ Mose begründet es anders – er sagt: „Gott, sei diesem Volk gnädig, damit dein Name groß gemacht und du verherrlicht wirst, damit alle Welt erkennt, dass du ein mächtiger Gott bist, der sein Volk befreit und in das gelobte Land führt.“

Gut begründet zu beten, bewahrt uns vor selbstsüchtigen und egoistischen Gebeten. Es hilft uns, im Gebet die Ehre Gottes und das Wohl anderer im Blick zu behalten. Ich will von David lernen, meine Gebete gut begründet vor meinen Vater im Himmel zu bringen.

  1. David betete in der Erinnerung an Gottes Taten

Wir sehen das hier in V. 2 wo es heißt: „Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst“, etwas genauer übersetzt müsste es allerdings noch heißen „der du mich getröstet hast in Angst.“ David blickte schon auf viele Jahre mit Gott zurück, auf zahlreiche Erfahrungen mit ihm. David hatte es schon erlebt, dass Gott in sein Leben eingegriffen hat, ihm Trost geschenkt hat. Gerade in seinen ersten Jahren als König, war Davids Herrschaft alles andere als gesichert – er war ein König, der permanent sein Amt verteidigen musste, er war in unzähligen Kriegen persönlich im Einsatz gewesen, hatte viele Gefahrensituationen erlebt. Im Rückblick auf solche Situationen kann er sagen: Gott du hast mich getröstet in meiner Angst, du warst so oft für mich da, wenn ich dich gebraucht habe.

Wenn wir schon länger als Christen mit Jesus leben, können wir – da bin ich ganz sicher – auch auf viele Erfahrungen mit Gott zurückblicken. Wo er uns bewahrt hat vor echten Gefahren, wo er eine aussichtslose Situation noch gewendet hat, wo aus einer ganz schlechten Erfahrung doch noch was Gutes gewachsen ist. Wir haben es erlebt, dass wir zu Gott gebetet haben, und er diese Gebete erhört hat. Er ist dagewesen.

Von David will ich lernen in der Erinnerung an Gottes Taten zu beten. Das heißt, im Gebet zunächst einmal Gott zu danken, für das was er mir schon Großartiges geschenkt hat. Vielleicht kurz innezuhalten und zu überlegen, wofür kann ich dankbar sein? Die Gedanken schweifen zu lassen: Wo hat Gott mich gesegnet? Wo hat er geholfen? Wo hat er mir seine Güte erwiesen? Das will ich mehr und mehr lernen – damit ich sehe, wie reich mich Gott beschenkt, damit mein Glaube wächst, und damit ich dann auch mit größerer Zuversicht und mehr Glauben, Gott meine Bitten bringen kann.

  1. David erlebt Gottes Antwort auf sein Gebet

Hierzu müssen wir uns die V. 3-4 genauer anschauen. In V. 3 heißt es:  „Ihr Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern!“ David wendet sich hier vermutlich an die Leute um Absalom – jedenfalls an Menschen, die die Ehre Davids, des legitimen, rechtmäßigen und von Gott erwählten Königs von Israel in den Staub ziehen wollten, ihm das Amt streitig machen wollten. Das ist die eine Seite, das sind die Gegner Davids. Und dann heißt es in V. 4 folgendermaßen: Erkennet doch, daß der HERR seine Heiligen wunderbar führt; der HERR hört, wenn ich ihn anrufe.“ David sagt – mal mit meinen Worten gesagt: „Ich gehöre zu Gott, ich bin ein von ihm erwähltes Kind Gottes – und weil das so ist, rufe ich Gott nicht vergebens an, sondern mein Gebet findet bei ihm Gehör!“ Das ist die Position von David vor Gott und das ist Position von jedem Kind Gottes vor Gott. Hier wird also ein Gegensatz aufgebaut, zwischen David der Gott auf seiner Seite hat, einen Gott der ihn erhört und zwischen seinen Gegnern, den Gottlosen, bei denen das nicht so ist. David sagt quasi, dass wir wenn wir zu Gott gehören, ein Privileg haben: als Kinder Gottes dürfen wir uns sicher sein, dass Gott unser Gebet beantworten. Wir wissen das: nicht immer so wie wir wollen, und auch nicht immer so schnell, aber unsere Gebete finden definitiv vor dem Vater im Himmel immer Gehör.

Und das ist ein großes Vorrecht, was wir als Kinder Gottes haben: Einen Vater, der uns hört, der uns erhört. Wir dürfen Gebet darum nicht trivialisieren. Es gibt so Redewendungen wie z.B. „Da hilft nur noch beten“ – und man meint damit eigentlich „Da hilft gar nichts mehr.“ Nein, Gebet sollten wir nicht trivialisieren und unterschätzen. Für uns als Kinder Gottes ist es eine heilige, intime Sache – ein großes Vorrecht, dass unser Vater im Himmel unser Gebet hört und wir erleben dürfen, dass er antwortet.

Das ist übrigens auch ein guter Grund, diese persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu suchen. Denn „seine Heiligen“, also die die zu ihm gehören, führt der Herr wunderbar – für sie gilt dieses Vorrecht. Darum ist es wichtig, zu Jesus und damit zu Gott unserem Vater zu gehören. D.h. zu erkennen, dass ich als Mensch ein Geschöpf Gottes und ihm verantwortlich bin.Dass ich aber von Natur aus mehr oder weniger offensichtlich in Rebellion gegen Gott lebe, selbstbestimmend mein Leben führen möchte, Gott nicht Gott sein lasse. Und dass ich Vergebung für diese Schuld brauche, dass ich einen Mittler zwischen mir und Gott brauche. Dass ich Jesus Christus brauche, der dieser Mittler ist – der als wahrer Mensch und wahrer Gott völlig sündlos war und zur Vergebung meiner Schuld am Kreuz gestorben ist. Er will mir dadurch neues Leben geben und wenn ich als Mensch zu ihm umkehre, meine Schuld bekenne, dann kann ich ein neues Leben mit Jesus und mit Gott beginnen. Dann gehöre ich zu Gott, dann bin ich ein „Heiliger Gottes“ – ein Heiliger Gottes, der wunderbar geführt vom Herrn wird und auf dessen Gebet Gott antwortet. Darum: wenn du noch nicht so ein „Heiliger Gottes“ bist – du kannst es werden, indem du zu Jesus umkehrst und mit ihm ein Leben beginnst!

Und dann ist V. 4 eine große Verheißung – und übrigens auch ein guter Anfang für jedes Gebet, wie ich finde: Erkennet doch, daß der HERR seine Heiligen wunderbar führt; der HERR hört, wenn ich ihn anrufe. Und auch das möchte ich hier lernen, nämlich zu vertrauen, dass Gottes Antwort auf mein Gebet kommen wird, weil ich sein Heiliger bin.

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