Der Kolosserbrief: Jesus Christus ist einzigartig!

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Der Kolosserbrief gehört ebenso zu den Briefen, die Paulus aus der Gefangenschaft schrieb. Wer mehr zur Zeit und den näheren Umständen der Entstehung des Kolosserbriefs wissen möchte, sollte die entsprechenden Ausführungen zum Epheserbrief konsultieren. Die Gemeinde in Kolossä gehörte nicht zu den von Paulus gegründeten Gemeinden – ja er hatte von ihrem Glauben nur gehört (1,4) und kannte die meisten Gemeindemitglieder nicht persönlich (2,1). In Kolossä wirkte Ephahras (4,12-13), den Paulus als „lieben Mitknecht“ und „treuen Diener“ (1,7) bezeichnet. Er hatte vermutlich Paulus auch über die Irrlehre in Kenntnis gesetzt, die sich in der dortigen Gemeinde breitgemacht hatte.

Paulus verfasste daraufhin den Kolosserbrief, um vor dieser Irrlehre zu warnen. Er betont in seinem Brief die Erhabenheit und Einzigartigkeit Jesu Christi. Die Kolosser sollen verstehen, dass sie als Gläubige an Jesus Christus schon die „ganze Fülle“ haben (2,9-10). Der Glaube an Jesus allein ist vollkommen ausreichend. Es ist nicht nötig nach zusätzlicher Erkenntnis oder weiteren Glaubenserfahrungen zu streben. Tatsächlich ist es sogar gefährlich, sich den verführerischen zusätzlichen Glaubensinhalten dieser Irrlehre zuzuwenden. Wie nur wenige andere Schriften des NT betont der Kolosserbrief die Erhabenheit Jesu Christi und seine herausragende Stellung für den christlichen Glauben. Christen sollen „Jesus-Leute“ sein, d.h. sie sollen von ihm alles erwarten und in ihrer Nachfolge allein in ihm fest verwurzelt bleiben.

Der Kolosserbrief lässt sich in drei große Abschnitte gliedern:

  1. Der Briefeingang: Paulus führt die Überlegenheit Jesu Christi vor Augen (1,1-2,5)
    1. Gruß, Dank und Fürbitte für die Gemeinde (1,1-14)
    2. Jesus Christus – der Erste in Schöpfung und Erlösung (1,15-23)
    3. Jesus Christus, das Geheimnis Gottes, in Paulus Dienst und dem Glaubensleben der Christen (1,24-3,5)
  2. Der Hauptteil: Paulus fordert auf, den Glauben an Christi weiter zu leben (2,6-4,6)
    1. Das Hauptanliegen: Bleibt in Christus verwurzelt! (2,6-7)
    2. Lasst euch von Irrlehren nicht vom Weg abbringen (2,8-23)
    3. Lebt ein Leben, das auf Christus konzentriert ist (3,1-4,6)
  3. Der Briefschluss: Grüße, Pläne…. (4,7-18)

Bei der Lektüre des Kolosserbriefs können wir uns mit folgenden Fragen beschäftigen:

  1. Wie beschreibt, begründet und erläutert Paulus die Überlegenheit Jesu Christi? Wie kann man – vielleicht ausgehend vom Kolosserbrief – einem Nichtchristen verdeutlich, warum Jesus für uns Christen so eine zentrale Rolle spielt?
  2. In welchen Situationen sind wir heutzutage in einer ähnlichen Gefahr wie die Kolosser – nämlich dem Glauben an die Person Jesu etwas hinzuzufügen?

Schlüsselvers: Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.“ (Kol 2,9-10)


Dieser Text wurde anlässlich der 5x5x5-Bibelleseaktion meiner Gemeinde, der EFG Borken, verfasst. Er soll den Lesern eine kurze Einführung in den Kolosserbrief geben. Mehr zur Aktion 5x5x5 und wie auch du mit dabei sein kannst, findest du hier.

Warum Christus wahrer Gott und wahrer Mensch sein musste

„Denn unsere Ungerechtigkeit stand ja wie eine Wolke zwischen uns und ihm, sie entfremdete uns gänzlich vom Himmelreich, und deshalb konnte uns keiner wieder Frieden schaffen als der, der vollen Zutritt zu ihm hatte. (…)

Es wäre wahrhaft jämmerlich um uns bestellt gewesen, wenn nicht Gottes Majestät selber zu uns herniedergekommen wäre – denn hinaufsteigen konnten wir ja eben nicht! So musste der Sohn Gottes für uns zum Immanuel werden, das heißt „Gott mit uns!“, und zwar so, dass seine Gottheit und die menschliche Natur sich aufs innigste miteinander vereinten. Auf keine andere Weise konnte Gott uns ganz nahekommen, auf keine andere Art eine feste innere Verbundenheit und damit die zuversichtliche Hoffnung entstehen, dass er wahrhaft unter uns wohne!“

Johannes Calvin, Institutio II,12,1.