Warum Jesus in Nazareth keine Wunder tat

„Und er konnte dort nicht eine einzige Tat tun, außer daß er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte.“ (Mk 6,5)

Hans Bayer schreibt in seinem Kommentar zu diesem Vers:

„Jesus wird durch diese ablehnende und verwerfende Haltung „gehindert“, Notleidende zu heilen. Bedarf es des Glaubens (als Bereitschaft Jesu gegenüber) als Anstoß und Grund, um geheilt zu werden? Oder widerspricht es vielmehr dem Charakter und Willen Jesu, dort zu heilen, wo prinzipielle Ablehnung (als Reaktion auf ihn) trotz der Kenntnis seiner Vollmacht herrscht? Mit anderen Worten: Liegt das Ausbleiben der Heilungen primär im (resistenten) Willen der Menschen oder vor allem in der souveränen Grundhaltung Jesu, nur dort zu heilen, wo glaubende Offenheit ihm gegenüber besteht? Beides hängt zusammen; Letzteres ist jedoch ausschlaggebend. Das heißt, Jesus vermochte dort keinerlei Wundertaten zu verrichten, weil er nur dort heilen will, wo ihm zumindestens Offenheit (als Reaktion) entgegengebracht wird, wo der einzelne Mensch zumindest damit rechnet, von Jesus geheilt werden zu können. Jesus setzt sich somit willentlich keineswegs über die abweisende Haltung der Menschen, etwa durch „kalte“ (sprich: magische) Wundertaten hinweg.“

Hans F. Bayer, Das Evangelium des Markus, Historisch-Theologische Auslegung, Witten: R. Brockhaus, 2008, S. 238f.

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